Archiv der Kategorie: GALAHAD

Vorbereitung

Eine Lavendel & Eucalyptus Kerze brennt an meinem Eckschreibtisch. Ich hatte „Tea for the tillerman“ von Cat Stevens gehört. Nun klingt „Harvest“ von Neil Young in meiner ägyptischen Schreibstube. http://www.youtube.com/watch?v=Q7jeb_D08XA

Die schweren Regentropfen kriechen an den Fenstern entlang. Ein bisschen Melancholie – aber keine Trauer – bewegt mich. Ich bin gut zu mir und fühle mich seltsam sanft und nachgiebig. Ich spüre eine feinfasrige Empfänglichkeit und warte auf das Anschwellen dessen, was kommen mag.

Ich kenne diese Situation, kurz bevor ich Gefäss dessen werde, was von mir aufgeschrieben wird. Diesmal bin ich voll bewusst in diesem Zustand und gleichzeitig in freier Aufmerksamkeit. Manche meinen, Inspiration könne aus dem Kleinsten erwachsen. Jeder Gegenstand, der an meine Augen tritt, wird grösser und intensiver. Jedes Objekt trägt die ganze Welt in sich. Ich sehe durch die gegenständliche Form in tiefe Leere.

Ich spüre, wie wirklich alle Phänomene des Lebens in gegenseitiger Abhängigkeit ins Leben treten. Ich spüre weder Widerwillen noch aufgeregte Freude. Ich bin einfach gewahr. Das ist die Situation, in der Poesie entstehen kann – getragen von tiefer Menschlichkeit. Ich bin bereit für die andere Welt, die wellenartig durch mich strömt. Während mein Bezugspunkt (oder wie Castaneda sagen würde: Montagepunkt) sich in Linien verwandelt, zu Flächen wird, ihre Konturen und eckigen Kanten zu Wellen werden, reflektiert mein Geist nichts mehr.

Was auch immer kommen mag, darin liegt eine Suesse und Freude und Tiefe, die mich schon längst erfasst hat. Fluidum ….. kommen / gehen / warten / spüren …. bis bald meine Lieben ….

auf dem hügel

warten wir auf die streitmacht.

fahnen und schlamm und schlachtrufe.

weiss und grün und schwarz sind unsere farben.

und orange und blau und grün sind sie – von der anderen seite.

kraft und stärke ohne jede macht wacht hier oben.

wallende wasser höhlen wir die welt zur form.

wohaa – wahee – wohlan wacker wandern.

wir stürzen uns in die massen.

weil wir es können, ist kein blut in unseren augen.

wir sehen ein ziel – wir erreichen es – wir warten.

immer voran ohne zaudern – da ist kein mord vor uns!

wir lassen sterben(de) zurück.

wir reiten flatternd in orangefarbenen rüstungen,

die sind offen und weit aus seide…

das ist der letzte kampf …

wir halten uns nicht zurück

wir halten nichts zurück

und geben uns ganz hin

weil wir ohne macht für immer leben können

galahad

vor dir, in dir, mitten im all.

heisse ich dir, zu sagen: galahad!

schlohweiss mein haar.

flügel an meinem rücken.

mein grünes schwert an meiner seite.

auf meinem weissen schimmel.

bin ich galahad.

und heisse dich willkommen.

tanz mit mir alter freund.

tanz mit mir den schwerttanz.

wir spalten das wissen.

wir verwehen vernunft.

nimm den teil und siehe: er ist ganz!

von anfang an ganz und ungeteilt.

siehe: wir sind galahad.

weil in uns keine trennung ist.

äonenlang waren wir – es ist zeit zu tanzen!

wir haben aufgehört, zu sein, damit wir sein können.

wir suchen nicht.

wir finden nicht.

wir sind bereit.

Scheitern. Scham. Schuld.

Es gibt etwas in mir, das ich nicht akzeptiere.
Es hat die Chance, mir ganze Tage zu versauen.
Es ist mächtig, schnell und läßt sich kaum „zähmen“.
Und wenn ich ihm ausgeliefert werde, fühle ich mich hilflos und unsicher.

Es ist mächtiger, als mein Verstand, mein Abwägen und Bedenken.
Sobald ich wieder „bei mir“ bin, fühle ich mich schuldig und schäme mich.
Ich suche die Schuld für die „Entgleisung“ bei mir – aber ich finde keinen
Schuldigen. Ich klage mich an, dafür, schwach und verletzlich gewesen zu sein. Es ist wie ein Instinkt – tief in mir beheimatet und es hat mir in vielen Situationen sicher meine Integrität geschützt. Jetzt hindert es mich immer wieder mal daran, mich auf Neues einzulassen und Vertrauen zu entwickeln.

Ich nenne es – diesen mächtigen Persönlichkeitsanteil – auch gerne meinen  „Verteidiger“. Er springt in die Breche und zermalmt gnaden- und gedankenlos alles, wirklich Alles, wovon er glaubt, es könnte mich einschränken, beschränken, begrenzen. Er schreitet ein, wann immer irgendwer oder irgendwas seine FREIHEIT bedroht. Ob das auch MEINE Freiheit ist, danach fragt er nicht. Er verteidigt, er greift an, er stellt sich tot. Er ist flexibel, schnell und äusserst effektiv. Insofern macht er seinen Job recht gut. Und er bewahrt mich vor so manchen Grenzverletzungen, die ich oft erleben musste (körperlich, seelisch, emotional). Er drängt sinnhaft in mein Leben. Er spürt instinktiv Körperspannung, Tonhöhe, Bewegungen und agiert ohne Zögern. Ich kann mich voll auf ihn verlassen. Ihm habe ich zu verdanken, dass ich immer noch lebe (mit meinem Kopf, meinem Herz, meinen Händen).

Die Methoden, die mein Verteidiger wählt, sind weder fein, noch kultiviert. Sie sind einfach nur effektiv. Strikt zielorientiert und taktisch ausgereift. Die Methoden beschämen mich nicht, sie erzeugen kein Scheitern und keine Schuld – sie funktionieren auf tiefster Ebene meines Verhaltens. Allerdings – und das ist schamerzeugend: die Auswirkungen der angewendeten Methoden sind verheerend.

Sie sind für mich verheerend, weil der Verteidiger einen OVERRIDE sämtlicher anderer Ziele in mir durchführt. Wenn er erwacht, halten alle anderen die Klappe und halten die Füsse still. Sie wissen: Widerspruch wäre zwecklos. Und so sind die Ergebnisse seines „Werks“ eben fast immer zerstörerisch. Ich weiss nicht, wie viele Menschen in meiner Umgebung diesem Dämon schon begegnen konnten. Aber ich weiss, dass es welche gab und gibt, die mich dafür hassen. Die hochautomatischen Abläufe des Verteidigers waren in vielen Situationen hoch funktional und dienten dem Überleben meiner gesamten Persönlichkeit. Aber heute und jetzt gibt es Methoden, die meinen Zielen auf oberster Systemebene zuwiderlaufen. Sie haben aufgehört in meiner jetzigen Persönlichkeitskonfiguration funktional zu sein. Sie schützen mich nicht mehr, sie bringen mich und andere in arge Bedrängnis. Ich werde mich darauf fokussieren, mich mit meinem Verteidiger offensiv zu beschäftigen. Er hat weiterhin seine Existenzberechtigung und hat mir „wohl gedient“ – aber es ist Zeit für eine Neukalibrierung des „Angriffsmusters“. Damit kann er seinen Job weiter machen, aber er soll meinen anderen Anteilen nicht mehr in die „Quere“ kommen.

Ein wesentlicher Versuch, mich zu schützen, zu verteidigen, ist „Panzerung“ von innen nach aussen. Schilde, die er führt. Schwerter, die er zu gebrauchen weiss. Der Kern meines Verteidigers hat Mut und ist völlig loyal zu mir als Gesamtpersönlichkeit. Er beteuert – in seiner wortkargen Art – alles nur zu „meinem Besten“ zu tun und mir zu DIENEN. Es ist Zeit in einen intensiven Austausch mit meinem „Diener“ zu gehen und ihm seinen rechten Platz zuzuweisen in meinem System. Und es gibt etwas in mir, das das kann! Mein SELBST in allen Erfahrungen ist derjenige, der das vermag. Ihm vertraut der Verteidiger – denn er ist es ja, den er schützt. Mein SELBST ist gewachsen, es ist reicher und schillernder als je zuvor. Ich spüre, weiss und erlebe mein Selbst am Werk. Und der Erfolg meines Selbst ist mein Beweis.

Ich weiss genau, wie ich automatische unwillkürliche Prozesse – nichts anderes ist der „Verteidiger“, die unerwünscht sind für mein voll integriertes Selbst sind, wirksam zu modifizieren. Aber jetzt geht es ans „Eingemachte“ – der Verteidiger kommt NICHT aus den Strahlen meiner geliebten Sonne (meines Willens) und auch nicht aus den Tiefen meines Selbst (dem Mond). Er wirkt aus dem Schatten und er stösst mich mit bestimmten Methoden, Techniken und Haltungen zurück in den Schatten. Dorthin, wo ich mich gut auskenne. Viele Leute schrecken vor Ihren Schatten zurück – ich komme aus Ihnen. Aber die Verherrlichung des Schattens und das zynische Grinsen über sein Wirken und seine Kraft endet. Ich ende die negativen Auswirkungen des Schattens in mir und erlaube meinem Schatten, mir die Tiefe zu erhalten, die so starke Sehnsucht in mir bedeutet.

ANGRIFF – ohne Unterlass! Mit gleissendem Licht und tiefschwarzem Schatten in feiner Balance. Ich arbeite daran. Ich komme voran. Meine Kapuze verdeckt mein Antlitz. die Laterne in meiner linken Hand zeigt den Anderen den Weg. Ich gehe voran. Ich bin dort, wo ich hingehöre – eine volle NEUN. Ich bin allein. Da wo ich nun bin, ist kein Platz mehr für Götter. Ich schweige und schreite… ich bin auf dem Sprung … ich bin bereit.

Attacke!

Die Attacke auf das Unhaltbare, das uns hält, aber nicht in kindlicher Unschuld wiegt, ist eine Party-Einladung an unser Selbst den Wolf unserers Selbstschutzes dazu zu nutzen, nach vorne zu gehen. Er zerreisst den Schleier von Illusionen und Selbstlügen, wenn wir ihm den Feind beschreiben. Der Feind, das ist ist unsere (kollektive) Erfahrung von Selbstwichtigkeit und Egoismus aber auch die Erfahrung von jedeM von uns, sich klein, abgewertet und hilflos zu fühlen. Der Feind ist in uns und in unseren Interaktionen. Wir sind wach, können ihn genau beschreiben, gürten uns mit flammender Liebesenergie und furchterregenden Masken – auf dass er Reissaus nimmt. Die zornigen Gottheiten in ihren verzerrten Antlitzen zeigen uns in der Schlacht. Und es gibt diesen Feind wirklich. Er ist nicht nur eine Metapher, er verführt uns real dazu, von unserem Weg abzukommen. Er wirkt. Und wir erkennen ihn, reissen ihm seine Maske der Wohlanständigkeit vom Gesicht. Da erkennen wir sein wahres Gesicht, es gleicht unserem Wolf. Aber er hat sich nur wieder verkleidet, er gleicht ihm noch nicht einmal, sondern wütet uns hinunter. Der Krieg, den wir führen, ist immer gegen diesen Feind, diesen Erzfeind gerichtet. Er ist das wahrhaft BÖSE. Und wie es das Gute gibt, gibt es auch das Böse. Und es ist in uns und um uns herum. Und wir sollten – ja wir sollten – ihn attackieren, wo wir auf ihn treffen. Aber nicht, weil wir in einem irgendwie moralischen Sinn GUT sein wollen. Unser Freund, das Gute nährt sich aus unserem Selbst, das in Verbindung steht mit allen Anderen. Es ist unser eigenes Gut. Wir bestimmen – jedeR für sich – selbst darüber. Und was dir GUT ist, ist mir vielleicht BÖSE. Aber: es gibt keinen Unterschied! Wir führen alle den gleichen Kampf, den gleichen Krieg. In der Attacke handeln wir schnell, entschlossen und hochautomatisiert. Deswegen gewinnen wir in jedem Fall. Selbst wenn der Gegner uns in den schwärzesten Farben malt, stehen wir alle gemeinsam unter der Regenbogenbrücke und kämpfen – Seite an Seite. Eine zuerst, Einer folgt, Tausende ziehen in die Schlacht. 18.000 aus jeder Welt. Und da ist Stille im Angriff. Da ist heiliger Zorn, heilige Wut. Und wenn der Gegner uns schlägt ist uns jeder Schlag eine neue Erinnerung an unsere Zwecke, nicht unsere Gründe. Denn unser Feind will uns zum WEIL bringen, doch wir stürmen ins WOZU und WOHIN: zu uns selbst!