Archiv der Kategorie: Zitate

Einzelne Zitate (samt Quellenangabe) sammle und publiziere ich hier …

Das Streben nach Autonomie (1983)

»Das Streben nach Autonomie ist vor allem der Kampf gegen politische und moralische Entfremdung von Leben und Arbeit – gegen die Funktionalisierung für Fremdinteressen, gegen die eigene Verinnerlichung der Moral unserer Gegner – der Versuch, sich das Leben wieder anzueignen … Dieses Streben kommt zum Ausdruck, wenn Häuser besetzt werden, um menschenwürdig zu wohnen oder um die hohen Mieten nicht mehr bezahlen zu müssen, wenn Arbeiter krank feiern, weil sie die Fremdbestimmung am Arbeitsplatz nicht mehr aushalten, wenn die Arbeitslosen Supermärkte plündern …. Wenn sie sich nicht den bloßen Forderungen der Gewerkschaften nach Arbeitsplätzen anschließen, die ja doch nur Integration in Unterdrückung und Ausbeutung bedeuten. Überall da, wo Menschen anfangen, die politischen, moralischen und technischen Herrschaftsstrukturen zu sabotieren, zu verändern, ist es ein Schritt zum selbstbestimmten Leben. Unser Streben nach Autonomie muß einhergehen mit der öffentlichen politischen Auseinandersetzung mit Andersdenkenden … und dem ständigen Bemühen, unsere Ideen zu vermitteln, die hinter unserem Leben und hinter unseren Aktionen stehen.«

bundesweites treffen in lutter juli 1983

Kleiner Kommentar von meiner Seite – das klingt kämpferisch (vielleicht sogar rebellisch) – mir fehlt da der Aufbauwille, wobei: Die Bemühung, die eigenen Ideen zu vermiteln …  fragt sich nur, WIE?

 

Alles hängt vom bewußten Willen der Menschen ab (Dutschke)

»Die materiellen Voraussetzungen für die
Machbarkeit unserer Geschichte sind gegeben.
Die Entwicklungen der Produktivkräfte ha-
ben einen Prozeßpunkt erreicht, wo die Ab-
schaffung von Hunger, Krieg und Herrschaft
materiell möglich geworden ist. Alles hängt
vom bewußten Willen der Menschen ab, ihre
schon immer von ihnen gemachte Geschichte
endlich bewußt zu machen, sie zu kontrollie-
ren, sie zu unterwerfen …«
Rudi Dutschke im Juni 1967

Der Tod der Geliebten (Rilke)

Rainer Maria Rilke
Rainer Maria Rilke

Er wusste nur vom Tod was alle wissen:
dass er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,

hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, dass sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:

da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden

und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße –
Und tastete es ab für ihre Füße.

On the Death of the Beloved (Donohue)

John O´Donohue
John O´Donohue

Though we need to weep your loss,
You dwell in that safe place in our hearts,
Where no storm or night or pain can reach you.

Your love was like the dawn
Brightening over our lives
Awakening beneath the dark
A further adventure of colour.

The sound of your voice
Found for us
A new music
That brightened everything.

Whatever you enfolded in your gaze
Quickened in the joy of its being;
You placed smiles like flowers
On the altar of the heart.
Your mind always sparkled
With wonder at things.

Though your days here were brief,
Your spirit was live, awake, complete.

We look towards each other no longer
From the old distance of our names;
Now you dwell inside the rhythm of breath,
As close to us as we are to ourselves.

Though we cannot see you with outward eyes,
We know our soul’s gaze is upon your face,
Smiling back at us from within everything
To which we bring our best refinement.

Let us not look for you only in memory,
Where we would grow lonely without you.
You would want us to find you in presence,
Beside us when beauty brightens,
When kindness glows
And music echoes eternal tones.

When orchids brighten the earth,
Darkest winter has turned to spring;
May this dark grief flower with hope
In every heart that loves you.

May you continue to inspire us:

To enter each day with a generous heart.
To serve the call of courage and love
Until we see your beautiful face again
In that land where there is no more separation,
Where all tears will be wiped from our mind,
And where we will never lose you again.

ANAM CARA ( Donohue)

Anam Cara
Anam Cara

„In der keltischen Überlieferung findet man eine tiefe Einsicht in das Wesen der Liebe und der Freundschaft. Eine besonders schöne traditionelle Vorstellung ist in diese, Zusammenhang der Begriff der „Seelen-Liebe“; der alte gälische Ausdruck hierfür ist Anam Ċara.

Anam bedeutet „Seele“ und Ċara „Freund“. „Anam Ċara“ war in der keltischen Welt also der „Seelenfreund“. Diese Art der Liebe schenkt uns das Bewußtsein, verstanden zu werden und zwar so wie wir sind, ohne Masken oder Verstellungen.

Es gibt einen Vers von Pablo Neruda, der die im Kern einer solchen Beziehung ruhende Erkenntnis sehr schön zum Ausdruck bringt: „Niemandem gleichst du, weil ich dich liebe.“

Diese Kunst des Liebens enthüllt uns die besondere geheiligte Identität des Anderen. Liebe ist das einzige Licht, das die geheime Signatur der Individualität und der Seele des Anderen lesen kann. In der Welt des Ursprungs ist keiner sehend außer der Liebe; nur sie kann Identität und Bestimmung erkennen. Liebe ist also alles andere als sentimental.

Sie ist tatsächlich die realste und kreativste Form des menschlichen Daseins überhaupt. Liebe ist die Schwelle, an der die göttliche und die menschliche Gegenwart unaufhörlich ebben und fluten.“

Quelle: Das Buch „Anam Ċara“ von John O’Donohue.

HERZ, STIRB ODER SINGE (Jimenez)

Juan Ramon Jimenez
Juan Ramon Jimenez

ESTA TAN PURO YA MI CORAZON,
que lo mismo es que muera
o que cante.

Puede llenar el libro de la vida,o el libro de la muerte,
los dos en blanco para el,
que piensa y suena.

Igual eternidad hallara en ambros.

Corazon, da lo mismo: muerte o canta.

MEIN HERZ IST SO REIN,
daß es gleichviel zählt, ob es stirbt
oder singt.

Es kann das Buch des Lebens füllen
oder das Buch des Todes.
Beide sind unbeschrieben für mein Herz,
das denkt und träumt.

Gleichviel Ewigkeit wird es in beiden finden.

Herz, es zählt gleichviel:
stirb oder singe!

 

Kommentar:
Dies ist eines der schönsten Gedichte, das ich lesen durfte!