Grundbegriffe

Die Grundfrage des Textes lautet: Welche Haltung hat ein Mensch, der seinen Leib trainiert?

Dazu sind vier Grundbegriffe zu klären: Haltung, Mensch, Leib und Training.

Haltung:

In der Psychologie gibt es für Haltung, Einstellung oder „attitude“ einige unterschiedliche Definitionen bspw. bei Heckhausen (2006). Allport (1935) fasst sie als: „mentaler und neuraler Bereitschaftszustand, der durch die Erfahrung strukturiert ist und einen steuernden Einfluss ausübt auf die Reaktionen des Individuums gegenüber allen Situationen und Objekten, mit denen dieses Individuum eine Beziehung eingeht.“ (zitiert nach Triandis, 1975). Storch (2009) erweitert diese hier zunächst genutzte Definition um praktische Beispiele dafür auf der von ihr so genannten „Haltungsebene“. Auf dieser Ebene sind nach Storch mögliche Haltungsziele etablierbar, die von ihr auch „Motto-Ziele“ genannt werden. Der vorliegende Beitrag teilt die von Storch hergestellte Verbindung zur persönlichkeitspychologischen PSI-Theorie von Julius Kuhl (Intentionsgedächtnis – IG und Extensionsgedächtnis – EG): „Die Haltungsebene betrifft die abstrakteste Konzeptualisierung eines Ereignisses und beschreibt die generelle Einstellung, die ein Mensch einem Thema gegenüber einnimmt. „Ich möchte ein guter Mensch sein“, „Ich möchte Freude an der Arbeit haben“, oder „Ich möchte ein erfülltes Leben führen“ wären Themen, die auf der Haltungsebene angesiedelt sind. (…) Motto-Ziele ermöglichen, die Abstimmung des IG mit dem EG systematisch vorzunehmen und in Zielform zu bringen.“ (Storch, 2009, S. 12)

Mensch:

Der Eintrag bei Wikipedia zu Mensch verfügt über ausserordentlich viele Verweise zu anderen Themen. Mögliche Definitionen für den Begriff Mensch sind derart vielfältig, dass es hier kaum möglich erscheint, robuste, allgemein akzeptierte Definitionen darzustellen. Daher werde ich mich hier mit einer vorläufigen Arbeitsdefinion begnügen: „Von maßgeblicher Bedeutung für die Menschwerdung sind Wechselwirkungen zwischen genetischen, zerebralen, ökologischen, sozialen und kulturellen Faktoren. Zu den charakteristischen Merkmalen menschlichen Daseins gehören das Angewiesensein auf mitmenschliche Zuwendung und Versorgung in einer lang andauernden Kindheit, der Spracherwerb, geistige Anlagen sowie kulturelle und soziale Bindungen. Sein Bewusstsein erschließt dem Menschen unter anderem eine zeitliche und geschichtliche Dimension sowie ein reflektiertes Verhältnis zu sich selbst, zu den eigenen Antrieben, Handlungen und ihren möglichen Folgewirkungen. So können sich Menschen auch Fragen stellen, die in grundlegender Weise die eigene Existenz und Zukunft betreffen, etwa nach ihrer persönlichen Freiheit, nach ihrer Stellung in der Natur und ihrem Umgang damit, nach ethischen Grundsätzen menschlichen Zusammenlebens und nach einem Sinn des Lebens überhaupt.“ (Wikipedia, 2013).

Leib:

Aus zeitökonomischen Gründen wird auch hier mit einer Arbeitsdefinition gearbeitet, die sich im weiteren Prozess erweitern bzw. verändern kann. Wesentlich für diesen Beitrag ist die Unterscheidung zwischen Körper und Leib bezüglich der subjektiven Einschätzung des materiellen Körpers des Einzelnen. „Der Leib steht einerseits für den körperlichen Wirklichkeitsbezug des Subjekts, wird andererseits jedoch vom Begriff des Körpers abgegrenzt: Der Körper ist das, was objektiv erfasst und gemessen werden kann, während der Leib (als subjektiv gespürter Leib) derartigen Objektivierungsverfahren nicht zugänglich ist.“ (Rappe, 2005)

Training:

Auch hier sind vielfältige mögliche Definitionen in der Literatur zu finden, die teilweise bereichsspezifische Besonderheiten aufweisen (Bildung, Sport, Ethik etc.). Der Focus dieses Beitrags liegt in körperlich orientierten Trainings, daher wird folgende Arbeitsdefinition aus der  Sportwissenschaft verwendet. Diese versteht unter Training „einen komplexen Handlungsprozess , der mit Hilfe planmäßiger und sachorientierter Einwirkung die Fähigkeit des Trainierenden zur bestmöglichen Leistungspräsentation in einer Bewährungssituation verbessert“ (Röthig et al. 1992: 519f.).

 

 

 

Literatur:

 

Allport, G. W. : Attitudes. In: C. Murchison (Hrg.): Handbook of social psychology. Worcester: Clark University Press 1935. S. 798-844.

Triandis, H. C.: Einstellungen und Einstellungsänderungen. Beltz : Weinheim Basel 1975, S. 4.

Heckhausen, H.: Motivation und Handeln. Springer, Berlin 2006.

Kuhl, J: Motivation und Persönlichkeit. Interaktionen psychischer Systeme. Hogrefe, Göttingen 2001.

Rappe, G.: Interkulturelle Ethik, Bd. II: Ethische Anthropologie, 1. Teil: Der Leib als Fundament von Ethik. Berlin, Bochum, London, Paris 2005, S. 14.
Röthig, P. et al.: Sportwissenschaftliches Lexikon, Schorndorf: Hofmann 1992

Storch, M.: Motto-Ziele, S.M.A.R.T.-Ziele und Motivation, in: Birgmeier, Bernd (Hrsg.): Coachingwissen. Denn sie wissen nicht, was sie tun? VS Verlag für Sozialwissenschaften / GWV Fachverlage GmbH Wiesbaden 2009, S. 183-205.

Wikipedia: Mensch. 2013. abgerufen am 30.06.2013 unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Mensch

 

 

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