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es ist so immens wichtig …

„es ist so immens wichtig, alles zermalmen zu lassen, was der veränderung unterliegt. jeder widerstand gegen die verzehrung des zeitlichen ist völlerei. wenn alles weggenommen ist, das zerbrechen kann, bleibt etwas lebendiges, altehrwürdiges bestehen, dass sogar an kraft und stärke gewonnen hat im chaos und dem malstrom der vernichtung. dieses lebendige, intuitiv-kreative ist zärtlich-einfach. das ist der eigentliche widerstand gegen die neuerung der moderne. es wandelt sein antlitz und wird schöner durch die jahrtausende. ein liebevoller hauch kollektiven verbundenseins. freiheit jenseits jeder wollerei. “

f. fuhr (11.07.15)

EINS

„Betrachte jeden Moment als Gelegenheit, etwas in dir selbst zu entdecken, das dir noch nicht bewusst ist.“

Betrachten, bezeugen, objektiv erkennen, was in dir ist: das ist ein Seinsmodus der Selbsterkenntnis. Jeder Moment im Kontinuum des Zeitlichen wirft Licht des Bewusstseins ins Dunkle des Nicht-Bewussten. Gelegenheiten sind wahrgenomme Möglichkeitsräume. In ihnen ist etwas möglich, dass jetzt – in diesem Moment – gelingt. In dir selbst etwas entdecken erfordert Interessiertsein, Neugierigsein, Offensein. Was ist offen, neugierig und präsent? Der Prozess, der betrachtet, bezeugt, objektiv erkennt. Was ist zu entdecken aus dem Ozean des Nicht-Bewussten? Alle inakzeptablen, abgewehrten, verneinten Lebensäusserungen aus der Tiefe. Wozu wäre es hilfreich, in dieser Haltung jedem Moment zu begegnen? Alles Wahrnehmbare und Wahrgenomme ist eine Spiegelung deiner Erwartungen, die du grösstenteils nicht kennst. Was immer du nicht akzeptierst, abwehrst, verneinst, bekämpfst ist etwas in dir, dem du Geburt verwehrst. Wenn du dich selbst hebammengleich gebären möchtest, weil du das Leben liebst, ist es hilfreich, den Seinsmodus, den ich skizziert habe, zu kultivieren.

„Sei Eins!“

In keinem Moment ist es notwendig oder hilfreich, irgend etwas an / in dir zu verändern. Du musst nicht handeln, keine Pläne machen, dich nicht grâmen. Du bist frei, es dennoch zu tun. Beobachte, ob du dadurch mehr oder weniger in deiner Gegenwart leidest. Entscheide dann selbst, ob es sich lohnt, dich als ganze, einheitliche Lebensform zu betrachten: schön, makellos und EINS. Beobachte, wie jeder Widerstand dagegen, dich als schön, makellos anzusehen, dich in zwei miteinander kämpfend verbundene Zwillingseinheiten spaltet. Sieh die ZWEIheit, die dadurch geschaffen wird. Sieh den Unterschied zum Potenzial der NULL.

Sei EINS – das ist der Seinsmodus, in dem es unterschiedslose, grenzenlose Einheit gibt. Da ist eine Kraft, die dadurch aktiviert wird. Eine ohne Zweifel, Zaudern oder Zweideutigkeiten. Lies dazu zum Beispiel Jnana-oder Advaita Vedanta-Literatur. Die Ashtavakra Gita wäre ein Beispiel dafür. Es gibt aus anderen Traditionen genügend Poesie, die diesen Zustand beschreibt. Sufi-Texte beschreiben, wie die Vereinheitlichung als „Entwerdung“ abläuft. Das Havamal der Edda etc.

Mir scheint es notwendig, den Verstand hier klar zu nutzen, um mit jedem Zweifel im Vorfeld aufzuräumen. Aber wenn du in den EINS-Raum eintrittst, ist unterscheidendes Denken schädlich. Die Zen-Literatur ist voll von Beispielen für den schmalen Grat, der zur Einheit führt. Da geschieht ein reiner, klarer Wechsel bezüglich des hauptsächlichen Verarbeitungsmodus der Wirklichkeit. Eine Verschiebung des Montagepunktes würden die Meister des Nagual/Tonal vielleicht sagen.

Zum EINS-Sein kommst du mit klarem Denken. Im EINS-Sein brauchst du klares zweifelsfreies Sein, nicht einmal willentliches, zielführendes Handeln.

Lass dich nicht verwirren. Es ist vermutlich der Übergang aus dem äusseren in den inneren Mysterienkreis beim Sonnentanz der Lakota – eigentlich möglicherweise die Anbindung an den Baum im Zentrum durch die in deine Brust gepiercten Adlerkrallen. Das sind aber keine eigenen Erfahrungen von mir. Lass dich nicht verwirren.

Ich meine es gut mit dir, wenn ich dir eine Fülle von Hinweisen gebe. Ich will es dir leicht machen, auszuwählen aus der Fülle. Du kommst aus dem Takt, wenn du meinst, du könntest nochmal drüber nachdenken, nachdem du erfahren hast, dass du über die Brücke zwischen NULL uns EINS gegangen bist. Du müsstest dazu die Wahrheit der erfahrenen Einheit negieren. Das schafft dir Leid. Der Übergang schafft nur Geburtsschmerz.


Johnny Cash – One von nitrococuk

Was ich suche …

Ich suche nach Wahrheit. Einer Wahrheit jenseits der Wirklichkeit. Der Wahrheit, zu der mein Inneres „ja“ sagen kann. Ohne Zweifel, ohne Zaudern. Was immer wahr sein soll – ich muss es erst erfahren, erleben, bevor ich mir ein Urteil erlauben kann. So habe ich gesucht. Habe mich auf den Pfad begeben. SATYA – so heisst Wahrheit auf Sanskrit. SAT – „Sein“ bestimmt das Wort. Doch finde ich im Wort Wahrheit? Auch wenn es in der Bibel heißt: „Im Anfang war das Wort – und das Wort war bei GOTT.“ Das Wort, der Sinn – oder griechisch: LOGOS. Wahrheit und das Wort. „Die Wahrheit, die ausgesprochen werden kann, ist keine Wahrheit“, sagt das TAO-TE-KING. Die Religionen und Mysterien der Welt ranken sich um die Wahrheit. Die Kreuzritter zogen ins Heilige Land, die Asketen am Ganges und in den Wäldern suchten nach ihr. In Klöstern, Höhlen, mitten im saftigsten Leben – es gibt viele Orte, an denen die Wahrheit zu Hause sein könnte. Aber tief in mir drinnen, dort gibt es auch noch Landschaften und Ortschaften, die ich bereisen kann. Gandhi verwendet den Begriff SATYAGRAHA als Bezeichnung seines gewaltfreien Widerstandskampfes. Die Entschlossenheit, den Dingen (und den Nicht-Dingen) auf den Grund zu gehen: sie haben Gurdjieff, Crowley, Regardie, Meister Eckhardt, Rumi, Jiminez angetrieben. Das ist das Feuer in der Geschichte, das auch in mir lodert. Ein leidenschaftliches Sehnen nach Wahrheit. In den Mysterienschulen des Sufismus, der Gnosis, der Kabbalah, den nordischen Dichtungen, den Geschichten der Indianer, der Inder, den afrikanischen Stammesgesängen, dem Dao des großen China – wir finden sie in allen Schulen: die gleiche Suche nach Wahrheit. Und wenn wir – so wie ich – danach suchen, finden wir sie in der belebten Natur, den Steinen, der Tierwelt, in uns Menschen und unseren Mitmenschen. Sie umgibt uns wie das Wasser und die Luft. Sie leuchtet hell wie Feuer in der Nacht und ist so stabil gegründet wie jeder Schritt auf Mutter Erde. Wahrheit IST. Sie ist im SEIN von Allem. Im Leben, im Sterben, im Geboren-Werden, im Tod. Und wenn ich mich von Zeit zu Zeit ihr ergebe und sie sich  mir nähert wie Liebende den Geliebten, dann kommt sie zu mir. Wahrheit sucht nach denen, die sie spüren, erleben, erfahren, in sich aufnehmen wollen. Es ist der Ruf der Wahrheit nach denen, die bereit sind, ihrem Ruf zu folgen. Auf eine ausgedehnte Heldenreise durch die Äonen, Kulturen und Regionen dieser Welt und anderer Sphären, in die nicht jeder darf. Es gibt Wächterwesen, die darauf achten, dass kein unnützes Opfer gebracht wird. In uns selbst wächst die Liebe zur Wahrheit, wir nähren sie in Momenten der Wahrhaftigkeit, der Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit. Auf Pfaden, die entstehen dadurch, dass wir sie gehen. Jeder für sich. Jeder findet die Liebe, die zu ihm passt.

NULL

Hier ist es dunkel. Es ist warm. Es ist nichts sichtbar. Nichts zu hören. Nichts zu riechen. Nichts zu schmecken. Hier ist nichts. Hier bin ich. Ich spüre mich nicht. Ich unterscheide mich nicht von dem Raum, in dem ich bin. Ich erinnere mich daran, dass ich es bin, der hier ist. Die Erinnerung ist schnell vergangen. Ich denke nicht. Ich fühle nicht. Ich spreche nicht. Ich empfinde nur Dunkelheit und Wärme. In der Stille ist nichts, dass sie zerbricht. Kein Klang. Ich weiss nichts. Ich ahne nichts. Ich weiss nicht einmal, ob es mich gibt. Ich schwebe. Ich spüre keine Schwere. Ich denke für kurze Momente. Aber jeder Gedanke ist kurz und knapp. Und vergeht ohne Widerhall. Hier ist die Basis. Hier ist … Alles. Ich bin alles. Ich bin das All. Ich bin allein. Ausser mir gibt es Nichts. Nichts ist von mir getrennt. Ich bin. Grenzenloses Sein. Selbst und Ich vergehen – Sein. Reines Sein.