Das bin ich!

Ich tue, was in mir aufsteigt. Ich lasse, was in mir verblasst. Ich verfolge Absichten, Zwecke oder Ziele, wenn ich im Modus des Tuns bin. Im Modus des Lassens bin ich absichtslos, zweckfrei und ziellos. Beide Modi sind in jedem Augenblick Aus- oder Eindruck meines eigenen ganzen authentischen Selbsts. In einem einzigen Augenblick sind eine Vielzahl von aufsteigenden und verblassenden Energien in mir lebendig. Jedes Tun impliziert, dass ich nicht gleichzeitig lassen kann, was ich tue. Jeder Modus durchläuft Phasen der Aktivierung, bis die Sequenz abgeschlossen ist oder abgebrochen wird. Leben ist nichts Anderes als die gleichzeitige Aktivierung sehr vieler Impulse, etwas zu tun bzw. zu lassen.

Die überwiegende Mehrheit dieser Impulse stammen aus Bereichen unserers ganzen Selbst, die entweder gar nicht bewusstseinsfähig sind oder unbewusst sind. Ein verschwindend kleiner Anteil dieser Impulse kann durch meine bewusste Entscheidung forciert oder beendet werden. Damit ist es bei der überwiegenden Mehrheit dieser Impulse für mich moralisch irrelevant, meine Absichten, Zwecke oder Ziele bei meinem Tun und Lassen zu berücksichtigen.

Moralisch bewertbar ist meines Erachtens ausschliesslich, was durch mein Tun und Lassen verändert, verstärkt oder verringert wird. Es ist mein Recht als Mensch, mich auf dieser moralischen Grundlage zu verhalten (worunter ich „tun“ und „lassen“ fasse). Ich trage gleichwohl uneingeschränkt die Verantwortung für mein gesamtes Verhalten gegenüber allen anderen Lebewesen.

Meine Verantwortung basiert auf der Tatsache, dass sich durch mein Verhalten für andere Lebewesen potentiell etwas verändert. Diese Veränderung können sie nur auf drei Arten bewerten: positiv (Nutzen), negativ (Schaden) oder neutral. Es ist das Recht und die eigene Angelegenheit, wie andere Lebewesen mein Verhalten (moralisch) bewerten. Es unterliegt weder meiner Kontrolle noch ist es unbedingt vorhersagbar. Die Bewertung hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, die mir im Moment meines Verhaltens nicht alle bekannt sein müssen oder können. Es ist auch irrelevant, ob sie mir bekannt wären: es würde keinen Unterschied machen. Die Bewertung meines Verhaltens erfolgt immer durch andere Lebewesen, die sich als betroffen von meinem Verhalten definieren.

Es ist daher ihre Sache, mit ihrer eigenen Bewertung so umzugehen, wie es sich für sie aufgrund der in ihnen aufsteigenden oder verblassenden Impulsen nahegelegt wird. Für ihr Verhalten mache ich meinerseits sie verantwortlich, wenn ich mich als betroffen definiere. Was wiederum meine Sache ist.

Was ist für mich normativ als moralisch richtig, was ist falsch, was ist neutral zu bewerten? Nichts!

Welche Normen, welche Gesetze gelten für mich? Keine!

Wer sollte das Recht haben, mich unter sein Gesetz zu stellen? Niemand!

Das ist Anarchismus. Das ist Freiheit. Das ist Vollkontakt-Verantwortung. Das ist Frieden. Das ist Freude. Das bin ich. Sonst gibt es Nichts!

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