Kapitel 3: Wählen – oder: Fuck Your Crew

fycIm vorigen Kapitel ging es darum, was wir fühlen, wenn wir uns frei fühlen. Wenn über Freiheit und Verantwortung geschrieben wird, wird fast immer über das Wählen des Menschen räsoniert. Eine Wahl zu haben, sei es beim Wollen oder Handeln macht für das deutsche Rechtssystem einen Unterschied. Wer keine Wahl hat, also alternativlos will oder handelt, wird anders behandelt, als jemand, der – ohne Stress, Zwang und bei „klarem Kopf“ – ihre / seine Wahl getroffen hat.

Dies kann in einen negativen und einen positiven „Geschmack“ unterteilt werden. Negativ wäre jeweils eine – wie auch immer geartetete – Abwehr, eine Vermeidung. Positiv hingegen wäre eine aufsuchende zielgerichtete Wahl in irgendeine Richtung.

Zur Illustration begeben wir uns – mal wieder – in einen Film. In „Falling Down“ gibt es eine Szene in einem Burger-Laden. Michael Douglas will ein Omelette von der Frühstückskarte, was zu – sagen wir: unterschiedlich zu klassifizierenden Wahlhandlungen – in der Interaktion mit dem Burgerladen-Personal führt.

0:15 „Hallo, was darfs sein?“ – glaubt irgendwer, dass Sheila „gewählt“ hat, diesen geschmeidigen Intro-Satz zu sagen?

0:16 „Ich hätte gern eine Wham-Fries, ein Omelette mit Schinken …“ – Klare Sache: positive Handlungsfreiheit, ob er sich entschieden hat, genau hier zu essen, ob er Hunger haben will ? Wer weiss? Willensfreiheit ? Hm , wir werden sehen …

0:20 „Tut mir Leid, wir machen kein Frühstück mehr, dafür gilt jetzt die Mittagskarte.“   – Das ist ja hübsch flexibel, fast schon automatisch, was da wie „aus der Pistole geschossen“ rüberkommt. Und sowas von „abwehrend“! Klare negative Willens- und Handlungsfreiheit. Was das Lächeln dabei bedeuten soll? Keine Ahnung ! Aber frei gewählt scheint das nicht zu sein. Passt jedenfalls gar nciht zur inhaltlichen Aussage.

0:21 „Ich will aber lieber frühstücken!“ – Oha! Zielgerichteter gehts kaum: positive Willens- und Handlungsfreiheit.

0:22 „Wie ich sagte: Das gibts jetzt nicht!“ – Das Verhängnis nimmt seinen Lauf … war das frei? Und wenn ja, warum? Und wozu sagt sie das? Muss sie? Bestimmt da jemand, dass sie das sagen muss?

0:23 – 0:35 kurzer Schlagabtausch, in dem gleich mal „eskaliert“ wird und der „Bestimmer“ der Situation (der Geschäftsführer Rick) gerufen wird. Der wiederholt den Käse gerade nochmal. Rick hätte ziemlich sicher anders entscheiden oder handeln können. Oder doch nicht?

01:08-01:09 „Ich will nicht ihr Kumpel sein, Rick. Ich will nur eins: Frühstücken“ – Ja da haben wir die bekannte Kombination naus Abwehr dessen, was man nicht will (Kumpel sein) und dem, was man wirklich will (Frühstücken). Will er das wirklich oder hat er nur Kohldampf? Begehrt er zu frühstücken, oder gibt es eine freie positive Willensentscheidung. Tja, wer weiss?

Ich persönlich finde ja die Stelle 01:42 nett „Das ist nicht unsere Verkauspolitik.“ Schöner kann man gar nciht ausdrücken, wie man sich „entschuldigen“ mag, in dem man in der Hierarchie des Gehorsams sich auf eine anonyme „Verkaufspolitik“ beruft. Es scheint, als sei hier nur ein Akteur so richitg frei – und der packt gleich mal ein gewichitges Argument aus.

01:55 „Wolln mal sehen, ob man das nicht ändern kann?!“ – Michael Douglas will kein Mittagessen (negative Willensfreiheit) – er will frühstücken (positive Willensfreiheit) und er unterstreicht das mit einer Geste des „guten Willens“ – er packt seine Maschinenpistole aus (positive Handlungsfreiheit). Mit seinem begleitenden Kommentar weist er auch gleich darauf hin, dass er nicht bereit ist, sich seine Handlung aufzwingen zu lassen durch die Burgercrew (ich denke da gerade an den Aufkleber: FUCK YOUR CREW), feines Beispiel für negative Handlungsfreiheit.

2:20 „Sie brauchen alle ihre Vitamine (A, B und C) – schiesst aus Versehen in die Decke)“ – prima Beispiel für einen durch und durch unfreien Willen ohne dass Handlungsfreiheit erkennbar wäre. Sprich: Das würden wir vermutlich nicht als Freiheit betrachten. Oder doch? Und wenn ja, warum?

Schaut Euch den folgenden Abschnitt in Ruhe an. Ihr könnt ja mal versuchen, zu analysieren was da passiert (positive und negative Willens- und Handlungsfreiheit – oder gar keine Freiheit).  Das lässt die Frage näher rücken, wie autonom Akteure sind, wie „authentisches Handeln“ aussehen könnte, davon handelt das nächste Kapitel.

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