Too much (of everything)

Man kann es auch übertreiben! Und genau das habe ich getan. Eine Überdosis Emotion hat mich in einen Zustand katapultiert, in dem mein Verstand, mein analytisches Denken weitgehend ausgeschaltet ist. Ich habe mich immer danach gesehnt, wirklich Verbindung zu anderen Menschen spüren + fühlen zu können. Diese Fähigkeit habe ich in hohem Masse entwickelt.

Das ist prima, wenn und so lange ein Mangel an echtem Fühlen mich daran hindert, dauerhafte stabile Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen und zu halten. Ich bin jetzt beim anderen Ufer angekommen, zu dem ich immer hin wollte. Ich bin berührbar, verletzlich und offen statt verschlossen, kalt und berechnend.

Ärgerlicherweise geht es mir damit aber gar nicht besonders gut. Meine „überschäumende“ Emotionalität behindert mich dabei, eine gewisse Ruhe zu erreichen. Ich bin von den aufkommenden Gefühlen eher geflutet, als dass sie markieren, wo ich gerade bin. Veruca Salt beschreibt – freilich mit einem „leicht“ anderen inhaltlichen Hintergrund in ihrem Song „seether“ den Versuch, dieses aufschäumende Wilde in den Griff zu bekommen.

Ich wollte wilder und freier sein. Das habe ich auch erreicht. Ich bin über das Ziel allerdings auch hinausgeschlittert. Es wird höchste Zeit, mich wieder in ein „Gleichgewicht“ aus Verstand und Gefühl zu bringen. Daran arbeite ich. Aber diesmal nicht mehr hart, konzentriert und fokussiert, sondern sanfter werdend. Stiller werdend und mir Zeit lassend. Ich werde Geduld und einen langen Atem entwickeln müssen, wenn ich mich nicht mehr durch Gefühle bestimmen lassen möchte.

Meine Verletzlichkeit macht mich offen für Alles. Für das Gute und das Schlechte. Der Preis ganz ohne Selbstschutz in Situationen zu gehen, ist mir zu hoch geworden. Ich werde – auch haltungsmäßig – meine Idee eines offenen Kreises überdenken. Ein Kreis sollte auch geschlossen werden können, meine ich! Es spricht Einiges dafür, dass ich lerne, mich abzugrenzen, mich zuzumachen. Dann erst macht Offenheit glaube ich Sinn. Wenn sie nicht beliebig und wahlfrei daherkommt, sondern selektiv wird.

Ich werde lernen, mich den Menschen und Situationen zu öffnen, die mir geben können, was ich brauche. Und genauso weit wie ich mich öffnen kann, werde ich lernen, mich zu schliessen, wenn ich meine, mich schützen zu müssen. Ich fühle mich zu zerbrechlich – und zu tief – als dass ich auf Grenzen verzichten könnte. Das wird ein sanfter Weg werden. Man könnte sagen, ich werde jetzt erwachsen!

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