Was ich suche …

Ich suche nach Wahrheit. Einer Wahrheit jenseits der Wirklichkeit. Der Wahrheit, zu der mein Inneres „ja“ sagen kann. Ohne Zweifel, ohne Zaudern. Was immer wahr sein soll – ich muss es erst erfahren, erleben, bevor ich mir ein Urteil erlauben kann. So habe ich gesucht. Habe mich auf den Pfad begeben. SATYA – so heisst Wahrheit auf Sanskrit. SAT – „Sein“ bestimmt das Wort. Doch finde ich im Wort Wahrheit? Auch wenn es in der Bibel heißt: „Im Anfang war das Wort – und das Wort war bei GOTT.“ Das Wort, der Sinn – oder griechisch: LOGOS. Wahrheit und das Wort. „Die Wahrheit, die ausgesprochen werden kann, ist keine Wahrheit“, sagt das TAO-TE-KING. Die Religionen und Mysterien der Welt ranken sich um die Wahrheit. Die Kreuzritter zogen ins Heilige Land, die Asketen am Ganges und in den Wäldern suchten nach ihr. In Klöstern, Höhlen, mitten im saftigsten Leben – es gibt viele Orte, an denen die Wahrheit zu Hause sein könnte. Aber tief in mir drinnen, dort gibt es auch noch Landschaften und Ortschaften, die ich bereisen kann. Gandhi verwendet den Begriff SATYAGRAHA als Bezeichnung seines gewaltfreien Widerstandskampfes. Die Entschlossenheit, den Dingen (und den Nicht-Dingen) auf den Grund zu gehen: sie haben Gurdjieff, Crowley, Regardie, Meister Eckhardt, Rumi, Jiminez angetrieben. Das ist das Feuer in der Geschichte, das auch in mir lodert. Ein leidenschaftliches Sehnen nach Wahrheit. In den Mysterienschulen des Sufismus, der Gnosis, der Kabbalah, den nordischen Dichtungen, den Geschichten der Indianer, der Inder, den afrikanischen Stammesgesängen, dem Dao des großen China – wir finden sie in allen Schulen: die gleiche Suche nach Wahrheit. Und wenn wir – so wie ich – danach suchen, finden wir sie in der belebten Natur, den Steinen, der Tierwelt, in uns Menschen und unseren Mitmenschen. Sie umgibt uns wie das Wasser und die Luft. Sie leuchtet hell wie Feuer in der Nacht und ist so stabil gegründet wie jeder Schritt auf Mutter Erde. Wahrheit IST. Sie ist im SEIN von Allem. Im Leben, im Sterben, im Geboren-Werden, im Tod. Und wenn ich mich von Zeit zu Zeit ihr ergebe und sie sich  mir nähert wie Liebende den Geliebten, dann kommt sie zu mir. Wahrheit sucht nach denen, die sie spüren, erleben, erfahren, in sich aufnehmen wollen. Es ist der Ruf der Wahrheit nach denen, die bereit sind, ihrem Ruf zu folgen. Auf eine ausgedehnte Heldenreise durch die Äonen, Kulturen und Regionen dieser Welt und anderer Sphären, in die nicht jeder darf. Es gibt Wächterwesen, die darauf achten, dass kein unnützes Opfer gebracht wird. In uns selbst wächst die Liebe zur Wahrheit, wir nähren sie in Momenten der Wahrhaftigkeit, der Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit. Auf Pfaden, die entstehen dadurch, dass wir sie gehen. Jeder für sich. Jeder findet die Liebe, die zu ihm passt.

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