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CircleVision
CircleVision – zwischen beiden Bildern liegt ein ganzes Jahr. Rechts meine Collage meines Herzens-Wunschs. Links der Ort, an dem ich ihn rituell bekräftigt habe. Ich bin meiner Intuition gefolgt, einem Blick, einem Kreis, einem Reh – ich bin angekommen. Meine Vision wurde Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die grösser ist als ich allein. Danke.

Wenn Du liebst (was eine höchst subjektive Angelegenheit ist), dann bist Du „beseelt“ und herzoffen dafür, dich zu binden. Jede Bindung, die nicht auf Liebe beruht und sich auf ihr gründet, ist – wie der alte Aleister ganz Recht vermutet – ein Fluch! Solche verfluchten Bindungen sind im wahrsten Sinn die „Hölle auf Erden“. Jeder vernünftige Mensch muss diese Höllen-Bindungen weit von sich weisen im Namen des „Besten in sich selbst“ (AYN RAND) – im Namen ihrer schöpferischen Freiheit.

Wer das Ansinnen auf eine solche Bindung nicht empört und resolut zurückweist, wird mit den daraus resultierenden Ein- und Beschränkungen irgendwie überleben müssen. Sie wird zum Sklaven – und „Sklaven sollen dienen“. Wer also zur Dienerin sich berufen fühlt, soll solche Bindungen, Ehen, etc. eingehen, Verträge unterzeichnen und sonstwie versuchen, die aus zittriger Unsicherheit stammenden „Schäfchen ins Trockene“ zu bringen. Sie werden alle ziemlich nass werden, befürchte ich – und sich im besten Fall einen Schnupfen holen. Der kommt und geht – und hoffentlich geht er wieder!

Unter den Konzepten romantischer Liebe liegt ein Feld der Sehnsucht nach Verbundenheit, die uns beseelen kann. Wenn wir dann auf einen unserer Seele angenehmen Menschen treffen, ist das ein günstiger Moment (Kairos), den wir nicht achtlos vorüber ziehen lassen sollten. Die Kelten haben dies spirituell mit dem Begriff des ANAM CARA beschrieben, jemand der für unser spirituelles Wachstum unentbehrlich ist. „You can call me a romanic fool!“ – ein Narr, der die Ebene unter (oder über?) der Romantik intuitiv spürt, wird sich nicht schämen, wenn seine Liebe närrisch wirkt.

Denn in einem (für den Verstand nicht zu fassenden) Vertrauen springt er immer wieder in ein Feld, in dem nichts zu kontrollieren ist. In dem Macht versagt! Weil er sich nicht beschränkt, abwertet oder irgendwie kleiner macht, als er ist, kann sie Zutrauen finden. Weil der Zirkel, den er bildet, rund ist, kann sie ihr eigener Kreis bleiben. Weil keine Bedürftigkeit und keine „Absicht nach Erfolg“ das Zusammen-Sein vergiftet, können beide frisches Wasser aus tiefer Quelle geniessen.

Wir sorgen uns alle um unsere Autonomie und Freiheit. Das ist ein wesentliches Fundament, zur Liebenden werden zu können. Nur freie Menschen können lieben – auf Augenhöhe, Herz an Herz. Die Scham vor der Nacktheit dem anderen Menschen gegenüber, die Zurückhaltung, manchmal die Reserviertheit sind unabdingbare Voraussetzungen in eine Haltung der Liebe einzutreten. Wer nur schamlos meint drauflosrennen zu können, wird vermutlich nirgendwo ankommen. Scham löst sich erst in Verbundenheit auf, nicht im „Gepose“ eigener Selbstwichtigkeit.

Freiheit ist der Schlüssel, der die Tore der Liebe öffnet und offen hält. Ohne Freiheit kann es keine authentische Bindung geben. Ich kann nur heilen, wenn ich ganz bei mir bin. Ohne dieses „Bei-sich-selbst-bleiben“ kann ich niemals bei einem anderen Menschen bleiben, ohne mich aufzugeben.

Wenn ich nie erlebe, wie das ist: das Freiheit und Verbundenheit sich küssen, wie will ich dann wissen, wie sich das anfühlt? Wenn ich nicht riskiere, zurückgewiesen zu werden – Wenn ich nicht riskiere, meine Selbstbeschränkung und Unberührbarkeit aufzugeben (nur mal ausprobierend) – Wenn ich nicht bereit bin, mich zu binden, woraus besteht denn dann meine Freiheit – Wie weit gehe ich in meinem eigenen Raum und wie gross wird mein „Feld“? Liebe ist die ultimative Herausforderung an die freiesten Geister.

Diese freien Geister haben ebenso Ängste vor Verlust, Einsamkeit, einem unangenehmen Allein-Sein. ABER: Sie wehren diese Ängste nicht mehr ab. Sie entwickeln MUT und KRAFT, aus der Angst in sich selbst zu gehen. Schritt für Schritt sorgen sie für sich selbst, werden freier und freier, lassen los, was sie bindet. Ja – der Liebende Mensch bindet gerade NICHTS. Weil sie an nichts mehr festhalten, können Liebende sich auf einander verlassen. Weil sie unumschränkt frei sind, zu tun, was sie wirklich wollen, vertrauen sie einander an, was unsagbar scheint. Weil sie Angst haben, sich zu verlieren, sorgen sie dafür, dass sie nicht zerbrechen. Sie sorgen für ihre Ganzheit – jede für sich, jeder für sich.

Aus dieser Selbstsorge entspringt der Quell wirklicher freier Liebe, die fähig ist, zu dulden, dass jeder Liebende existentiell frei ist und bleibt: ob sie kommt oder ob er geht. So eine Liebe kannst du nicht „fühlen“ oder „denken“. So eine Liebe brennt in deinem Herzen wie Feuer aus den tiefsten Schichten der Erde – So eine Liebe reisst die Luft der Himmel auf und lässt das Wasser in Sturzbächen auf die Liebenden prasseln. Deshalb führt individuelle Freiheit irgendwann zu dem Punkt, an dem eine Erweiterung der Freiheit für den Einzelnen / die Einzelne nicht mehr möglich ist, ohne sich einer neuen Liebe zu „ergeben“.

Liebe hat die Macht, den freien Menschen nicht zum Diener sondern zur Herrin ihres Schicksals zu machen, nur deshalb sind Liebe und Verbundenheit, Freiheit und Gebundensein miteinander verwoben. Das Netz, das die Liebenden weben ist feingliedrig, zart und voller Verästelungen. Es gibt keine Garantien für Morgen, keine Absolution, kein Bedauern und kein Mitleid für Gestern. Ein Heute strahlt licht und weit über den Tälern unserer Sehnsucht nach ultimativer Freiheit – denn nichts anderes sind Bindung und Liebe anderes: als die ultimative Freiheit des freien Menschen seines eigenen neuen Zeitalters. In diesem Äon schaffen wir die Familien eines Heute, das nur durch die Liebe begründbar ist und nur aus der Liebe heraus Kraft, Entschlossenheit und Mut schöpft.

Wer das nicht will, kann nicht aus und in dieser Liebe leben. Du musst das aus tiefstem Herzen und weitester Seele WOLLEN, sonst wirst Du Dir selbst weh tun. Drum prüfe weise jede, die sich anschickt, Liebende zu werden genau, ob sie das wirklich WILL. Jeder Mann, der so lieben will, wird lernen müssen, zu „vertrauen, ohne etwas zu erwarten“ (BUCAY). Genau das ist damit gemeint, einen Willen zu entwickeln, der unabhängig ist vom „Gelüst nach Erfolg“ (Crowley). Der Wille, zu lieben steht daher schützend und bewahrend über der Liebe. Das ist der Stern, der „in jedem Menschenherzen glüht“. Finde dich selbst als Stern mit anderen Sternen. Das ist Freiheit – wahrhaftige und vollständige Freiheit. Die Richtschnur des Umgangs mit anderen Menschen ist die Liebe. Liebe ist das Gesetz – Liebe unter Willen.

(geschrieben am Neumond im Juli 2013 für die Liebenden, für die Eremiten und die Menschen der Erde – gemeinsam schaffen wir das neue Äon – jeden Tag und jede Nacht – ohne Unterlass – in Freude, in Ekstase und voll guten Willens!)

Nachtrag (13/07/13): Diese Hymne auf Freiheit und Verbundenheit trägt auch Schatten in sich. Ich verstehe heute , dass unkontrollierbare Emotionen genauso wenig mit dem Liebeskonzept vereinbar sind, wie eine Abschottung gegenüber jedem Fühlen. Irgendwo in der Mitte spielt sich das Leben. Ich bewege mich in die Richtung der Mitte …

Nachtrag (30/09/13): Wenn Träume Wirklichkeit werden, schweigt jedes Machen und Wollen. Sein ist grösser und überwältigender als jedes Werden. Wenn das Sein Dich am Schopfe packt und Dein Herz schwingt, wenn die Wirklichkeit durchbricht … dann geschieht das Wunder.

 

 

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