Archiv der Kategorie: Gedanken

Prosa, Philosophie, Ethik und „Gedanken“ in Textform.

Freiheit und Verantwortung

Freiheit und Verantwortung in nahen zwischenmenschlichen Beziehungen: Zwei Begriffe, die schwergewichtig in fast jedem ethischen Diskurs auftauchen, zumindest gestreift werden.  Darüber wurde schon viel geschrieben. Es gibt vermutlich nicht viel Neues dazu. Mein bescheidener Versuch, darüber zu schreiben, dient einem dreifachen Zweck. Ich verschaffe mir selbst Klarheit über meine derzeitige Haltung und Position. Außenstehende mögen diese Text zur Kenntnis nehmen, wenn sie es wünschen. Mithilfe dieses Textes möchte ich aber vor allem meine Haltung den Menschen, mit denen ich nahe zwischenmenschliche Beziehungen lebe, zur Verfügung stellen. Dieser dritte Zweck meines Handelns geht direkt in „medias res“ der Angelegenheit. Denn meine erste These zum Thema lautet: 

T1: „ Es ist eine moralische Pflicht, klar und deutlich mitzuteilen, welche Haltung zur Freiheit und Verantwortung in nahen zwischenmenschlichen Beziehungen man einnimmt gegenüber denjenigen, mit denen man meint, solche Beziehungen zu unterhalten.“

„Moralische Pflicht“ kann für freiheitsliebende Menschen erst einmal schwer und bedrückend daher kommen. Ich vermute: Wer die Freiheit liebt, will frei sein von moralischen Pflichten (die nicht seine eigenen sind!). Nun komme ich daher und stelle diese These auf. Damit konfrontiere ich meine Leser gleich zu Beginn mit Moral, also dem normgerechten Rahmen ethischen Handelns. 

Die Frage, ob es diese Pflicht gibt – oder nicht, ist eine „unentscheidbare Frage“ wie Heinz von Förster sagen würde. Ob etwas „klar und deutlich“ mitgeteilt wird, liegt wie Gunter Schmidt oder Schulz von Thun sagen würden, in der Interpretation bzw. Wirklichkeitskonstruktion des Empfängers der Nachricht. Entscheidbar hingegen ist die Frage, ob man meint, eine nahe Beziehung zu einem anderen Menschen zu unterhalten. Von Förster skizziert das Wesen unentscheidbarer Fragen treffend in „Teil der Welt“, S. 178: „Das ist das Amüsante an den prinzipiell unentscheidbaren Fragen; dass es eben keinen Formalismus, keinen Zwang, gibt, der mich zwingt, diese Frage in dieser oder jener Form zu beantworten. Mit dieser prinzipiellen Unentscheidbarkeit ist ein Raum der Freiheit geöffnet, in dem du jetzt entscheiden kannst. Das heißt, prinzipiell unentscheidbare Fragen können nur wir entscheiden, indem wir sagen: Ich möchte diese Entscheidung wählen, denn ich habe die Freiheit, hier zu wählen, was ich will.“ Damit komme ich nahtlos zu meiner zweiten These.

T2: „Es ist ein Akt der unbeschränkbaren Freiheit eines jeden Menschen, seine Entscheidungen zum Umgang mit der Wirklichkeit in freier Wahl und aus freiem Willen zu treffen.“

Ich bin also Verfechter einer Wahl- und Willensfreiheit in Bezug auf unser Thema. Mehr noch: Ich halte diese Wahlfreiheit für einen Akt der Freiheit selbst. Und ich bin prinzipiell der Ansicht, dass jeder Mensch diese Freiheit sein Eigen nennt, ohne dass es für mich moralisch statthaft wäre, diese Freiheit zu beschränken. Auch hier lege ich wieder moralisches Richtmaß an. Es ist für mich verwerflich, einen Menschen in seiner Freiheit zu beschränken, zu wählen und zu wollen, wie er beliebt, mit der Wirklichkeit umzugehen. Dabei lasse ich im Moment noch offen, ob es denn eine solche Wirklichkeit ausserhalb der je eigenen persönlichen Wirklichkeitskonstruktion überhaupt gibt.  So viel sei gesagt: Auch dies ist meines Erachtens eine „unentscheidbare Frage“ – also eine spannende Frage. Was die Willensfreiheit angeht, bin ich nun kein Verfechter einer unumschränkten Willensfreiheit. 

Ich sehe schon Beschränkungen durch emotionale, innerpsychische oder körperliche Gegebenheiten. Die Versuche von Benjamin Libet et al. wären ein Hinweis in diese Richtung, die ich an dieser Stelle aber auch nicht weiter verfolgen werde. Ich möchte nur ausschliessen, dass die Argumentationslinie sich in Detailfragen verliert. Denn sonst bin ich schneller in einem Diskurs über Determiniertheit vs. Willensfreiheit oder diskutiere über Dezisionalismus vs. Notwendigkeiten. Das ist für mich im Moment irrelevant. Ich riskiere damit, dass aus Gründen der persönlichen Konstitution (bspw. geistige oder körperliche Behinderung, Sucht, Traumafolgen etc.) die prinzipielle Freiheit des Einzelnen in Abrede gestellt werden könnte. Um diese Diskussion im Keim zu beenden, stelle ich meine dritte These auf.

T3: „Das Verhalten und die Handlungen (aktiv oder passiv) eines Menschen – also seine Taten – sind moralisch so zu bewerten, als ob er diese frei gewählt und gewollt habe, selbst wenn diese subjektiv von dem betroffenen Menschen nicht so erlebt wurde.“

Verhalten ist reaktiv. Handlung gilt als willentlich veranlasst. Ich fasse Beides und zudem noch „aktives Tun“ oder „passives Unterlassen“ eines Menschen zusammen als Taten. Ich behandle jeden Menschen so, als ob er sich zu seinen Taten bewusst entschieden hat, sie also gewählt, gewollt und ausgeführt (bzw. unterlassen) hat, selbst wenn dies nicht der Fall gewesen sein mag. Diese These ist schon entschieden gewagter und wird den Widerspruch so mancher Zeitgenossen aufwallen lassen. Das ficht mich nicht an. Denn ich habe das unveräusserliche Recht, zu meinen, zu denken und zu sagen, was immer ich will. Dies eben ist das mir Eigene. Dies ist, wozu ich mich entschlossen habe. Dies ist meine Haltung. Da ich der Auffassung bin, dass esfür den weiteren Verlauf des Diskurses unabdingbar ist, diese These in ihrer mächtigen Schlagkraft eindeutig und klar zu verstehen, werde ich ein Beispiel geben, dass extrem ist und gerade deshalb hoffentlich den gewünschten Effekt eines klaren Ausdrucks erzielt. 

Wir stellen uns einen Menschen vor, der einen über den Durst trinkt. Im alkoholisierten Zustand brüllt er sein Kind an, das daraufhin anfängt, zu weinen. Moralisch bewerte ich die Tat des alkoholisierten Menschen gerade ebenso, als hätter er nichts getrunken. Es macht für mich keinerlei Unterschied. Ich schaue mir das Phänomen an. Das Phänomen ist: Ein Mensch schreit sein Kind an. Das Kind beginnt deshalb zu weinen. Ich werde moralisch ausschliesslich seine Tat bewerten. Es ist für mich unerheblich, ob er das überhaupt mitgekriegt hat (also sein inneres Erleben ist für mich irrelevant). Es ist mir auch schnuppe, welche möglichen Entschuldigungsgründe der Mensch für seine Tat anführt. Die Tat wird schonungslos und nackt in ihrer Phänomenologie voll anerkannt von mir und nach meinen Maßstäben moralisch bewertet. Wie meine moralische Bewertung in diesem Fall aussieht, ist für meine Argumentationslinie unerheblich. Selbst wenn ich mich dazu entscheiden würde, die Tat moralisch als nicht verwerflich anzusehen, ändert es nichts an meiner These, dass ich die inneren Beweggründe, Absichten, Umfeldeinflüsse, Entschuldigunggründe oder das innere Erleben dieses Menschen bei meinr moralischen Bewertung nicht berücksichtigen werde. Ich finde, dass diese These zumindest erklärungsbedürftig ist, denn sie widerspricht zunächst unserer Alltagsauffassung. Daher erhärte ich meine Position weiter und spitze sie in These 4 zu.

T4: „Taten gibt es, doch keinen Täter – sagt Buddha. Wie Recht er damit hatte.  Es sind die Taten, die moralisch bewertbar sind, nicht die Täter.“

So spitz und hart wie selbst mir diese These scheint, so viel Mitgefühl und Güte liegt in ihr. Taten können moralisch verwerflich sein oder hilfreich sein. Menschen sind freie Lebewesen, die Taten begehen. Nicht die Täter sind Gegenstand der moralischen Bewertung, sondern die Taten. Verlässt man dieses sichere Terrain, ist es nur ein kleiner Schritt in moralische Überheblichkeit und Arroganz gegenüber anderen Wesen. Denn ich maße mir nicht an, ein Urteil darüber abzugeben, ob dieser Mensch schlecht oder gut ist. Das obliegt nicht mir. Ich bin kein Richter über andere Menschen, weder Polizist noch Sozialarbeiter oder Psychologe in meinen nahen Beziehungen zu Menschen. Ich bin einfach nur Friedrich mit meinem entwickelten, bewussten Sinn und meiner Haltung zur Freiheit von Menschen. Ich bin – und das wird den Einen oder Anderen überraschen – ein grosser „Fan der Freiheit“. Ich bin der Ansicht, dass der Mensch sich aus freien Stücken Himmel oder Hölle schaffen kann. „Die Hölle – das sind die Anderen“, sagt Sartre. Ich fürchte, es ist noch etwas krasser: „Die Hölle ist in uns – die Anderen sind unsere Projektionen der Hölle nach Außen“. Wir sollten bei uns selbst anfangen – immer! Nicht bei unserem „Nächsten“. So wie wir lernen, uns selbst zu lieben, entwickeln wir auch Liebe, Mitgefühl und Wohlwollen gegenüber den Menschen mit denen wir nahe Beziehungen leben. Wir müssen uns sehr genau ins Gedächtnis bringen, dass es zwar unser Recht ist, frei zu sein, aber es ist nicht unser Recht, andere Menschen abzuurteilen und sie dem Strafgericht zu überantworten. Das ist ein wichtiger Schritt in der Argumentationslinie. Ohne „Metta“ (liebende Güte) würde mein Papier dem Mißbrauch Tür und Tor öffnen. Damit leite ich über zur fünften These.

T5: „Jede Tat hat Konsequenzen. Der Täter muss in die Lage gebracht werden, die Konsequenzen seiner Taten zu erleben – auch gegen seinen Willen.“

Ich bleibe bei dem Beispiel von oben mit dem alkoholisierten Vater, der sein Kind anbrüllt, das daraufhin anfängt zu weinen.  Es ist unbedingt notwendig und moralisch geboten, den Täter als Person und Mensch mit den Konsequenzen seiner taten schonungslos und nackt zu konfrontieren. Dieser Mann muss in die Lage gebracht werden, den Schmerz seines Kindes in vollem Umfang mitzuerleben. Er muss nötigenfalls gezwungen werden, diese Konfrontation mit den Konsequenzen seiner Tat aufzunehmen. 

Dies ist für mich ein Gebot der Menschlichkeit. Es ist mitfühlend, gütig und liebevoll den Täter ohne jede Absicherung für ihn unmittelbar mit den Konsequenzen seiner Taten zu konfrontieren. Selbst wenn das bedeutet, dass in ihm Scham, Schuld, Schande, Schmerz hochkommen. Denn genau dies ist die Absicht! Es ist meine Absicht Menschen knallhart mit den Konsequenzen ihrer Taten zu konfrontieren. Dies ermöglicht ihnen nämlich, zu erleben (sehen, hören, spüren, schmecken, riechen, fühlen) was die eigene tat für einen anderen nahestehenden Menschen bedeutet hat. 

Dies ist die Chance für den Täter, seine Tat abzuschliesen. Sie vollständig bewusst zu erleben. Bis zum bitteren Ende. Echte Reue kann in einem Menschen nur entstehen, wenn er sich dem Schmerz eines Anderen so annimmt, dass bedauern über die verübte Tat aufkeimt. Zur Tat gehört immer auch die Konsequenz, die Auswirkung auf mein Gegenüber. Ich wünsche mir, dass Einsicht, Umkehr, Reue in einem Menschen entstehen, wenn er erlebt, welche Konsequenzen seine Tat hat oder hatte. Es mag sein, dass ich da zu idealistisch bin und dabei übersehe, dass es Menschen gibt, die einfach nur böse Taten tun, weil es ihnen eben gefällt. Aber ich denke nicht, dass ich diesen fatalen Denkfehler begehe. Ich denke, es gibt tatsächlich „das Böse“. Und ich weiss, wie es sich Bahn brechen kann. Daher bin ich felsenfest der Ansicht, dass ein Täter mit den Konsequenzen seiner Tat konfrontiert werden muss. Er muss in die Lage gebracht werden, hautnah zu erleben, was er angerichtet hat. „Das Böse“ verkricht sich in der Dunkelheit. Ich will es ins Licht zerren. Ja – zerren! Da ist auch Wut und Aggression in mir, die hinter meiner These steht. Mein Sinn für Gerechtigkeit, für Ausgleich steht dahinter. Vielleicht ist es eine „heilige Wut“, denn sie steht im Dienst des Lebens, das grösser als ich ist.  Mir ist es unerträglich, dass jemand eine Tat tut und sich dann von den Konsequenzen verächtlich abwendet. Das ist respektlos und zeigt keinerlei Ehrfurcht vor dem Leben. Das bin ich nicht bereit hinzunehmen. Das ist meine eigene Wunde. Das ist meine Verletzlichkeit. Hier liegt meine Grenze. Hier ist die Freiheit meines Gegenübers zu Ende! Denn hier beginnt meine Freiheit. Dies ist der Quell meiner Liebe zum Leben und zu den Menschen. Wer mit mir nahe Beziehungen leben möchte, wird gut daran tun, diese Wunde von mir anzuerkennen. Und mich schonungslos mit meinen eigenen Taten zu konfrontieren. Ich bin nicht frei von Schuld und nicht perfekt. Ich bin nicht besser als irgend ein anderer Mensch. Aber ich bin bereit und willens, weil ich mich dazu aus freiem Entschluss entscheiden habe, zu lieben. Und das bedeutet für mich weder Mitleid mit den Tätern noch duldsames Hinnehmen von Grenzverletzungen. Liebe bedeutet in diesem Kontext, für meine eigenen taten ohne dass es eines Zwangs von aussen bedarf, volle Verantwortung für meine taten und deren Konsequenzen zu übernehmen. Das ist die Schnittstelle zur Verantwortung, von der im Eingang des Textes die Rede war.

T6: „Ich bin vollkommen verantwortlich für jede meiner Taten mitsamt aller Konsequenzen – selbst wenn mir diese Konsequenzen nicht bewusst sind oder waren. Alle Menschen, mit denen ich nahe Beziehungen unterhalte, halte ich für ebenso verantwortlich für ihre Taten und deren Konsequenzen. Sie haben so wie ich die Verantwortung freiwillig zu übernehmen. Dies ist ein Akt gegenseitiger Achtung und Liebe für einander.“

Nun wird hoffentlich völlig klar, dass die Schnittstelle zwischen Freiheit und Verantwortung eine bestimmte Form der Liebe für mich ist. Ob man sie nun Agape, Metta, liebende Güte nennt, ist zweitrangig für mich. Jemand, für den ich mich verantwortlich zeige, darf die Erwartung an mich stellen, dass ich diese verantwortung freiwillig trage. In „Der kleine Prinz“ ist diese Verantwortlichkeit für jemanden (oder „etwas“) sehr schön beschrieben in Bezug auf die Rose.

Nun wird sicher auch klar, wieso ich den Begriff „Liebe unter Willen“ von Crowley hier anbringen kann. Von Liebe getragen, die ich aus tiefstem Herzen will, werde ich Verantwortung für meine Taten übernehmen und die Menschen meiner nahen Beziehungen in die Verantwortung nehmen. Da ist weder Beliebigkeit noch Unsicherheit in mir in dieser Frage. Ein Zweck, eine Liebe, Einheit. Versteht mich an diesem Punkt bitte nicht falsch. Ich werde keinen Menschen lieben, der nicht auch mich liebt. Alles was ich hier sage, gilt für die Herzensfreunde meiner nahen Beziehungen, zu denen nicht viele gehören! Aber vor allen anderen Menschen gilt diese Art der Liebe natürlich meiner Frau. Es ist ein Akt meiner Freiheit, mich ihr gegenüber stets in voller Verantwortung zu zeigen. Ich bin deshalb bereit, jede Konsequenz meiner Taten bewusstseinsklar und offen anzunehmen. Wenn ich den leisesten Schmerz in ihrem Antlitz erblicke, der möglicherweise die Konsequenz einer meiner Taten ist, werde ich mich diesem Schmerz unaufgefordert öffnen. Dieser Schmerz ist untrennbar von mir. Er gehört zu meinem Freiheits- und Verantwortungsbereich. Ich bin dafür verantwortlich. Nicht meine Frau! 

T7: „Der Schutz des Inneren in den mir nahen Beziehungen ist Ausdruck höchster Integrität. Sie zeigt sich in Liebe, Freiheit und Verantwortung miteinander.“

Wer diese Worte aufmerksam liest und mich im Innersten versteht, kann vielleicht ermessen, wieso ich aus dem „Norden“ komme. Ich bin daheim im Thing, ich bin daheim in meiner Sippe, ich bin daheim im Kreis der mir Vertrauten. Nach innen gibt es für mich keine Alternative zu diesen männlichen Werten in mir. Dazu stehe ich. Das ist mein Wort in finstersten Zeiten. Ich stehe für die Rehabilitation des Männlichen in seiner Freiheit und Verantwortung. Ich stehe für Mann und Frau eingebettet in eine Sippe, einen Stamm, ein Volk. Ich stehe hier mit nichts als meiner Liebe zum Leben und zum Eigenen. Ich werde diese Freiheit verteidigen. Ich werde nichts dazwischen kommen lassen. Wo ich stehe, ist kein Platz für Gott. Wo ich stehe ist kein Platz für sentimentales Mitleid. Wo ich stehe, ist Leben. Wenn ich nicht mehr stehe, fällt eine Haltung zu Boden, die licht und hell weiter strahlen muss. Nehmt dann diese Fackel auf und tragt das Licht in euere eigenen nahen Beziehungen. Lasst das Licht nicht untergehen. Haltet fest daran. Begreift, dass wahre Wildheit Beherrschtheit voraussetzt. Freiheit ist nicht, loszukommen von verbindlichen Werten. Freiheit ist Alles! Freiheit ist es, moralisch integer mutig das Eigene zu behaupten. 

02 Weil ich jedem Menschen direkt in die Augen schauen kann.

Habe mir wohl heute morgen beim Trainieren ’n bisschen ’ne Spannung im Nacken zugezogen.  Jetzt habe ich Aconit-Schmerzöl draufgeschmiert. Und es tut nicht mehr so weh. Und schreibe einfach weiter.

Mir geht es gut. Warum? Weil ich jedem Menschen direkt in die Augen schauen kann. Weil ich furchtlos geworden bin. Weil ich ich bin. Weil ICH BIN alles ist, was wirklich zählt für mich. Weil ich keine Angst mehr habe. Weil ich keinen Haß mehr spüre.

ICH BIN.

Wann immer ich ICH BIN sage, verwende ich den Namen des Alleinen. ICH BIN DER, DER ICH BIN. Wenn ich doch teilen könnte, welch‘ Wonne und Freude in meinem Herzen bebt. Erst jetzt versteh‘ ich tief: Das DAO ist ohne NAMEN.

Ich bin 聖人 (sheng ren). Ich bin heilig. Ich bin Alles. Ich bin Eins.

Hört‘ auf, einander Feind zu sein. Hört‘ auf das, was ewig ist. Alles Andere ist nichts wert. Was vergeht, ist nicht wichtig.

Alles entsteht, erblüht und vergeht – das ist ANICCA.
Ich bin ANICCA.

Alles ist nicht mein, ist nicht mein Ego – das ist ANATTA.
Ich bin ANATTA.

Alles, woran ich festhalte, macht mich leiden.
Alles wonach ich mich sehne, ohne es zu erleben,
macht mich leiden. Das ist DUKKHA. Unbefriedigend.
Ich bin DUKKHA. Und ich bin der Weg aus Dukkha heraus, ich bin NIRVANA – offene Weite, nichts von Heilig.

Weil ich offene Weite, Egolosigkeit und Vergänglichkeit bin, bin ich vollkommen frei. Nichts hält mich, ich halte nichts.

Heute bin ich.
Jetzt bin ich.

Ich verstehe, wie sich jedes Wesen KAMMA schafft. Und ich weiß den Weg, anders zu leben. Ich weiss, wie ich VERANTWORTUNG trage, ich weiss, wie ich TUGEND lebe, ich weiss, wie ich EHRENHAFT bleibe, ich schaue in die Augen der Dümmsten und Unwissendsten – und auch wenn ich sie anlache, entsteht tiefes MITGEFÜHL mit Ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun.

METTA für Alle, ausnahmslos Alle. Selbst für die herzlosesten, infamsten, verbrecherichsten und grausamsten Wesen, sie alle schliesse ich heute Nacht ein in meine besten Wünsche: Möge euere offensichtliche Unwissenheit verblassen. Möge Euer Haß vergehen. Möge euere Gier aufhören. Und wenn ihr selbst METTA üben wollt, tut‘ es! Tut‘ es jeden Tag.

 

01 Ja! Leben ist einfach.

Ja! Leben ist einfach. Lächerlich einfach. Du wirst geboren. Du lebst eine Weile lang. Und dann stirbst Du. Du bist nicht allein mit diesem „Los“: so geht es jedem Menschen.  Das kannst Du jetzt doof finden, banal oder von mir aus auch versuchen, mir zu erklären, dass das Alles nicht stimmt. Du kannst es aber auch einfach lassen. Und Dich mit mir fragen: Was soll dann der ganze Aufriss mit dem „Leben“? Wozu das Ganze?  Oder gleich zurück zum Anfang springen. Leben ist einfach, habe ich geschrieben. Stimmt das denn überhaupt – für Dich? Oder eher nicht? Ich jedenfalls finde: „Leben ist einfach.“ Und dazu schreibe ich Dir jetzt noch ein paar Sätze. Aber nicht jetzt. Jetzt habe ich gerade etwas Anderes zu tun. Ich lasse nämlich mein Leben mich gerade in Gleichmut leben. Diesem Leben, dass ich liebe in jedem Moment, dem ich vertraue und dem ich erlaube, mich zu leben. In meinem linken Nacken zwickt was. Darum kümmere ich mich jetzt erstmal. Bis gleich.

Kapitel 2: Sprich nicht von Liebe – Liebe!

Liebe ist Deine Entscheidung im Prozess mit den geliebten Menschen in Deinem Leben, ganz Du selbst zu sein und aus offenem Herzen zu lieben und genau dafür geliebt zu werden.

Die allermeisten Menschen sehnen sich danach, geliebt zu werden. Angenommen, akzeptiert, respektiert zu werden dafür, wer sie sind – oder: was sie tun! Das ist allerdings ein zeitraubendes und vermutlich nutzloses Ansinnen. Es führt zu Schmerz und Leid. Und zwar zu vermeidbarem, unnötigem Leid. Es ist kein wirkungsvolle Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen. Sondern ineffektives Verharren, Starr-Bleiben und Festhalten an einem geglaubten Ich gegenüber der Welt. Es ist nicht gerade heroisch an einem Ich festzuhalten, dessen Wert sich aus Geschenken des Angenommenseins speist, solange man erwartet, dass diese Geschenke in reicher Fülle einem selbst zustehen würden, denke ich.

Ich vergleiche die dahinter leigende Haltung gerne mit einem Menschen, der ein Fernglas in seiner Hand hält und Ausschau danach hält, was es am Horizont seiner Welt zu sehen gibt. Eine enge Perspektive, die nah heran holt, was aussen und weit entfernt ist. Diese Orientierung nach aussen auf der Suche nach möglichen Schätzen, die es nur zu heben gilt, erschwert den Blick in den Spiegel ungemein. Das Fernglas ist dabei hinderlich, ist im Weg. Man kann sich nicht gut selbst sehen, wenn man nach aussen schaut. Sobald man das Fernglas mal zur Seite legt, kann man sich besser sehen. Der Spiegel zeigt, wer wir sind. Oder besser: Wie unser Spiegelbild aussieht! Das gespürte Empfinden bei der Betrachtung des eigenen Antlitz bahnt den Zugang zum Inneren. Eine gänzlich andere Perspektive – nach innen und nicht nach aussen! Der Spiegel ist ein Werkzeug der Innenschau. Wenn wir unsere geliebten Mitmenschen nicht durch das Fernglas verzerrender Projektionen oder schmeichelhafter betrachten, oder als schön redende „Wunderspiegel“ misbrauchen, können sie uns tatsächlich ein Geschenk überreichen: Uns so zu sehen, wie und wer wir sind durch ihren klaren, offenen und wirklichen Spiegel.

Das Sprechen – oder Singen – über die Liebe ist fast immer nutzlos. Es äussert im Besten Fall Unsagbares. Denn die Liebe stammt aus den Gebieten der Psyche, in denen keine Worte hallen. Weit mehr als ein Gefühl durchflutet es die Tiefen der See und macht uns lächeln oder weinen vor Rührung. Sentimental, romantisch, wild, unberechenbar und frei ist die Liebe – wenn man denn versuchen würde, dürre Worte angesichts dieser gewaltigen feurigen Kraft aus dem Inneren finden. Liebe ist wie das Hineingreifen in feuchte Erde voller Hingabe und Anteilnahme. Flüchtig wie der Wind in den höheren Regionen der Berge – über den Wipfeln der Baumgrenze. Das Sprechen über die Liebe ist – wie gesagt – weitgehend nutzlos und vermutlich Zeitverschwendung. Was aber keine Verschwendung kostbarer Lebenszeit ist, ist es zu lieben. Dazu bedarf es beim Mann der sanften offenen Empfänglichkeit des Herzens und der festentschlossenen Kraft seiner Lenden um Leben zu spenden. Bei der Frau bedarf es eines sich vor Liebe überfliessenden Herzens und der Empfänglichkeit ihres Schosses, um aufzunehmen, woraus nur die Frau Leben schöpfen kann wie aus einer unergründlich tiefen See. Ob ein Mensch nun gerade ein Mann oder eine Frau ist: das allerdings ist keine Frage der Geschlechtsorgane oder des Aussehens. Es ist eine Antwort des Gestimmtseins in einer bestimmten Interaktion, einer bestimmten Situation in einem bestimmten Kontext. Die Bestimmung nährt sich dabei aus der Mitte des Menschen – aus seinem Wesen. Wenn der Sitz des Austauschs zwischen dem archetypischen Mann und der archetypischen Frau die Herzen und Unterleibe beider sind, ist der Sitz des Wesens des Menschen in allen Mythen und Überlieferungen immer das Tanden, das Hara, der Nabel (oder ein wenig darunter!).

Wer also lieben möchte, wer sich dazu entscheidet, ein Liebender zu sein, hat zunächst sein Hara zu festigen. Oder übertragen: Er hat Achtung und Liebe sich selbst gegenüber zu entwickeln. Er hat sich von Vater und Mutter selbst abzunabeln und seinen Nabel heilen zu lassen. Es handelt sich um eine leiblich-psychsiche Neugeburt des Menschen zum Wesen hin. Aus dieser „Erdmitte des Menschen“ (Dürckheim) kann der Mensch fest, sicher, entschlossen und frei sich zur Liebe entscheiden. Wohl gemerkt: Für mich ist die Liebe eine Entscheidung, ein schöpferischer Prozess der Selbst-Bestimmung. Damit werden neue Wege gegangen in ein Leben, dass der „Freude folgt“.

Hier nur so viel – oder wenig – über die Liebe und das lieben. Dürckheims „Hara – Die Erdmitte des Menschen“ und Campbells „Der Heros in tausend Gestalten“ können vertiefend dazu gelesen werden. Oder auch mal Sperrazzos „Wenn es verletzt, ist es keine Liebe“ oder Katies „Ich brauche deine Liebe – stimmt das?“. Es gibt einige gute Bücher, in denen über die Liebe gesprochen wird. Aber noch einmal an dieser Stelle: Es geht letztlich immer darum, zu lieben (eine entschiedene HANDLUNG), nicht darum, geliebt zu werden oder etwas über die Liebe zu wissen.

Vorwort: Gate, Gate, Paragate, Parasamgate Bodhi SVAHA.

abeherenowhailthegoer

Es gibt Wege, die sich durch die Landschaft ziehen. Du schaust von hier oben hinunter. Und WÄHLST. Du wählst, ob Dich einer der Wege zu Deinem ZIEL leiten kann. Vielleicht bist Du auch ENTSCHLOSSEN, Deinen eigenen WEG zu schaffen. Du atmest ein, Du atmest aus. Und GEHST JETZT LOS. Dorthin, wohin Dich die MACHT aus Deinem wahren + tiefen SELBST führen wird. Du TRAUST dieser MACHT. Und bist BEREIT, ALLES zu VERLIEREN, was Du LOSLASSEN mußt. Um Dein SELBST zu GEWINNEN, GEHST Du DEINEN WEG. Jeder Schritt, den Du von nun an gehst, verändert ALLES. Du bist zu einem SCHÖPFER geworden. Im GEHEN schaffst Du Dir den RAUM. Füllst Den Raum mit Deiner menschlichen FORM. Die Leere in Dir leistet WIDERSTAND. Du nutzt und ACHTEST jeden WIDERSTAND in Dir, um WEITER zu GEHEN. Der KAMPF ist vorüber: Du bist GANZ. Und Du bist BEREIT und ENTSCHLOSSEN, ALLES zu VERLIEREN, was Du LOSLASSEN mußt, damit Du Deinen WEG GEHEN kannst.

Gegangen, Gegangen, Hinüber Gegangen, Vollständig Hinüber Gegangen. Heil!

Gate, Gate, Paragate, Parasamgate Bodhi SVAHA.

Kapitel 1: The Devil is never a maker … the less that You give, You´re a Taker

„The lover of life’s not a sinner
The ending is just a beginner
The closer you get to the meaning
The sooner you’ll know that you’re dreaming“

Ich möchte gerne zufrieden sein in meinem Leben. Und bin es dennoch manchmal – in ganz bestimmten Situationen /nicht/. Das ärgert mich. Ich verachte mich vielleicht sogar dafür, es nicht zu schaffen, zufrieden zu sein? Dann habe ich ein paar Ideen und Fragen für mich. Wenn ich mag, kann ich ja mal schauen, ob es sich für mich stimmig anhört. Oder auch nicht!

1. Zufrieden-Sein ist eine Stimmung, die im psychischen Erleben eines Menschen geschieht und weitgehend unbewusst generiert wird.

Eine Stimmung ist nicht nur eine Emotion (die äusserlich sichtbar ist) oder ein Gefühl (das innerlich erlebbar ist). Eine Stimmung zeichnet sich dadurch aus, dass sie zeitlich über den jetzigen Moment hinausgeht.
Das psychische Erleben eines Menschen geschieht innerhalb seines eigenen Organismus. Je nach Sichtweise wird das Erleben komplett eigenständig in den psychischen Systemen gebildet oder interagiert in irgendeiner Weise mit äusserlichen Reizen.
Ein Organismus verfügt über Grenzen, die ihn unterscheidbar machen gegenüber anderen Gegenständen oder Organismen. Wir haben es also mit einer abgegrenzten Entität zu tun, in der etwas geschieht.
Die Generierung von Stimmungen ist ein innerpsychisches Programm des betroffenen Menschen. Es unterliegt nicht in jedem Fall der bewussten Kontrolle oder ist gar bewusst. Die Quellen oder der Ursprung der betreffenden Programme stammt weitgehend aus unbewussten Schichten der Psyche.

2. Unzufrieden-Sein ist ein Zustand, in dem die erwünschte Soll-Stimmung von der erlebten Ist-Stimmung abweicht.

Die Differenz zwischen dem, was sein soll und dem was ist, erzeugt Inkongruenz und Unzufrieden-Sein. Daraus entsteht der (unbewusste) Wunsch einer Veränderung des Ist-Zustands in Richtung Soll-Zustand. Dies wird meist auf der Verhaltensebene versucht – und scheitert fast immer!

3. Wer zufrieden sein möchte, muss die unbewussten Quellen der Generierung seiner Stimmungen ins Bewusstsein holen, um wirksame Veränderungen zu erreichen.

Es gibt viele verschiedene Stimmungen, die Menschen erleben. In ihrer Gesamtheit kann eine mögliche Veränderung erst dann geschehen, wenn die Generierungs-Programme dieser Stimmungen bewusst geworden sind.
Veränderung ist nur möglich, wenn die zugrundeliegenden Programme verändert oder akzeptiert werden. Verhaltensmodifikationen bleiben an der Oberfläche und sind instabil. Wenn das Gesamtsystem der Generierung von Stimmungen ins Bewusstsein geholt wird, ist eine kognitive Analyse möglich.
Daraus entsteht eine Wahlfreiheit bezüglich der bewusst analysierten Inhalte. Also: WILL der betroffene Mensch, dass diese Programme weiterhin so ablaufen? Oder möchte er sie vielleicht ändern? Oder ist es möglich, besser zu verstehen, aus welchen Gründen so und nicht anders Stimmungen generiert werden? Und kann dieser Umstand tief akzeptiert werden?

4. Bewusstsein schafft Haltung, Werte und Ausrichtung.

Die Haltung, die der betroffene Mensch einnimmt bezüglich seines innerpsychischen Erlebens ist erstrangige Quelle zur Generierung von Inkongruenzsignalen. Wenn in der Haltung auf oberster Systemebene Verständnis für die innerpsychischen Prozesse etabliert ist, werden Abweichungen zwischen Soll und Ist-Zuständen nicht mehr zu Unzufrieden-Sein führen, sondern zu Verständnis gegenüber den eigenen Prozessen.
Wenn die Werte des betroffenen Menschen mit seinen Stimmungs-Generierungs-Programmen nicht übereinstimmen, wird er unzufrieden sein. Daher ist es Aufgabe des Bwusstseins, Werte zu schaffen, die Zufrienden-Sein ermöglichen.
Ausrichtung und damit ZIELE werden im Bewusstsein gebildet. Intentionen werden mit den Informationen aus den tieferen, unbewussten Schichten des psychischen Systems „gefüttert“. Wenn die bewusste Ausrichtung nicht im Einklang mit den Stimmungs-Generierungs-Programmen ist – oder umgekehrt! – wird der Mensch unzufrieden sein.

5. Welchen Weg soll ich gehen – Verständnis oder Veränderung – oder gar Beides?

Soll ich akzeptieren, wie meine Stimmungen entstehen und ihnen mit Verständnis begegnen oder soll ich versuchen, die Generierung dieser Stimmungen zu verändern? Welcher der beiden Wege ist erfolgversprechender?
Sollte ich versuchen, einen Mittelweg zu schaffen, in dem sowohl Verständnis als auch Veränderung möglich werden? Aber wie soll das gehen?

6. Ein Weg entsteht dadurch, dass ein leerer Raum genommen wird.

Eine Landschaft erstreckt sich vor mir. Ich beginne zu gehen. Damit schaffe ich einen Weg. Dadurch, dass ich ihn gehe! Er war vorher nicht da. Jeder Schritt in die Landschaft schafft einen Raum, den ich mit meinem Organismus einnehme. Der Weg entsteht dadurch. dass der vormals leere Raum (der weglose Raum!) von mir gefüllt wird. Jeder weitere Schritt wiederholt diesen Vorgang. Die Leere wird gefüllt durch meine menschliche Form. Im Weitergehen wird eine Spur hinterlassen. Ein Zeichen meines Vorbeigehens.
Wege werden in die Landschaft gegangen. Die Spuren weisen auf das Ziel des Weges hin.
Neue Wege zu gehen bedeutet: Leere mit Form füllen und dabei eine Spur hinterlassen.

7. Jeder Organismus ist einzigartig, ich bin ein Geschenk für die Welt.

Ich selbst bin völlig einzigartig. Auch wenn ich Kind meiner Eltern und Erbe meiner Ahnen bin, bin ich der Einzige, der diesen Organismus in seiner Ganzheit als Geschenk erhalten hat. Alles, was ausserhalb der Grenzen meines Organismus ist, ist die Welt für mich. Ich in meiner Einzigartigkeit bin ein Geschenk für die Welt. In jedem Moment. Unabhängig übrigens davon, ob ich zufrieden bin oder nicht!

8. Jeder Weg ist einzigartig – wo ich bin, ist mein eigener Raum.

Jeder Mensch ist einzigartig und hinterlässt beim Gehen seines ureigensten Wegs seine eigenen Spuren in der Landschaft. Jeder Mensch schafft seine eigenen Wege. Jeder Einzelne nimmt den leeren Raum in seiner eigenen Art ein. Und das kann ich tief akzeptieren. Wo ich bin, kann kein anderer sein. Kurz danach oder davor, neben mir – ja! – all das ist möglich. Aber in einem beliebigen Moment kann dort, wo ich gerade gehe, kein anderer Organismus sein. Es ist mein Raum, dem ich da durch mich Form gebe.

9. Indem ich den leeren Raum nehme, gebe ich mich der Welt als Geschenk.

Das fortgesetzte Gehen schafft den einzigartigen Weg, indem ich leere Räume erfülle. Diese Erfüllung ist meine Präsenz in der Welt. Es ist meine Gabe an und für die Welt. Mein Nehmen ist ein Geben.

10. Solange ich nicht nehme und gebe, indem ich gehe, bleibe ich unzufrieden.

Es ist tatsächlich nichts weiter zu tun, als mit dem bewussten Willen Ziele zu bilden, eine Ausrichtung zu wählen, eine Haltung einzunehmen und meines eigenen Wertes bewusst, neue Wege zu gehen in die Welt hinein. Solange ich dies tu, bleibe ich zufrieden. Unzufriedenheit entsteht – bei mir – erst in dem Moment, in dem ich stocke auf meinem Weg. Immer weiter zu gehen – oder: zu atmen (ohne Pause) – das schafft tiefe Zufriedenheit in mir.

11. Der Teufel hat eine einzige Aufgabe: Den gesamten leeren Raum gegen mich zu verteidigen.

Der Teufel (oder Widersacher, Ankläger etc.) ist Meister des leeren Raums. Er ist Kreator des Atemaussetzers, des Stocken des Flusses, der Unterbrechung, des Zweifels. Er ist der, der vor mir den leeren Raum mit Macht und Gewalt hält, er ist der ultimative Widerstand gegen jeden, der neue Wege gehen will. Er ist dauerhafter Hüter der Schwelle an der Grenze zwischen mir und der Welt. Er – wenn er in seiner Macht und Kraft agiert – verteidigt den leeren Raum und verhindert jede Gabe an die Welt durch mich. Das ist seine vornehme und dämonische Aufgabe. Und: Der Teufel ist IN mir!

Deswegen ist jeder Schritt, den ich gehe auch ein Schritt des Teufels. Während er mich zurückhält, aufhält, begrenzt, will ich aufrecht gehen und aufgerichtet. Wenn ich gegen den Teufel kämpfe, werde ich unterliegen, denn ich kämpfe GEGEN mich selbst. Und ich bin so stark wie der Teufel.

12. Welche Kraft steckt in der Kooperation mit dem Dämon / Teufel?

Der Dämon schützt den leeren Raum davor, unachtsam genommen zu werden. Er mahnt mich zur Besonnenheit und Achtsamkeit bei jedem Schritt. Ich in meinem Mut und meiner Kraft verbinde mich in meinem Organismus mit ihm. Und so gehe ich weiter und weiter, über jeden Widerstand, jede Schwelle und verstehe tief den SINN des Weges. Ich erkenne den Teufel in seinen Gestalten in mir. Ich akzeptiere, dass er Teil meiner Selbst ist. Er ist der Widersacher: die Grenzlinie zwischen mir und der Welt. Wieso sollte ich ihn bekämpfen und meine Kraft verschwenden? Nein: Ich wähle, zu schaffen und zu gehen. Immer weiter. Aber nicht, indem ich seiner Macht über mich erliege! Sondern, indem ich ihn anerkenne, erkenne und sage: JA – ich gehe!

Zwei Seiten, die zusammen gehören

Die Trennung der beiden Pole (Verstand und Gefühl) wird mir als ganzer Person nicht gerecht. Ich habe die Emotionen und Gefühle einseitig bevorzugt. Das war insoweit notwendig und wichtig, weil sie für mich lange Zeit unfassbar waren, unverständlich. Ich musste lernen, zu fühlen. Das habe ich gut hingekriegt, jetzt wird es Zeit, den Ausgleich herzustellen. Nicht in einem statischen Sinn, bei dem Gefühlstiefe ebensowenig möglich ist wie scharfes analytisches Denken. Sondern dynamisch, flexibel, situations- und personenangepasst.Verletzlichkeit ist nicht schlecht, schlecht ist aber für mich, wenn sie auftritt, wenn ich sie nicht brauchen kann. Das gleiche gilt für meine harsche Selbstkritik mit mir selbst. Ich werde mir nicht die Kehle aufschlitzen, aber es wird Zeit mit dem Sterben aufzuhören, es ist höchste Zeit, die Leichtigkeit im Leben zu erleben. Ich bin tief genug getaucht und hoch genug geflogen.

 

 

How long how long will I slide
Seperate my side I don’t
I don’t believe it’s bad
Slit’in my throat
It’s all I ever…

I heard your voice through a photograph
I thought it up it brought up the past
Once you know you can never go back
I’ve got to take it on the otherside

Centuries are what it meant to me
A cemetery where I marry the sea
Stranger things could never changed my mind
I gotta take it on the otherside
Take it on the otherside
Take it on
Take it on

How long, how long will I slide
Seperate my side I don’t
I don’t believe it’s bad
Slit’in my throat
It’s all I ever

Pour my life into a paper cup
The ashtrays full and I’m spillin‘ my guts
She wants to know am I still a slut
I’ve got to take it on the otherside

Scarlet starlet and she’s in my bed
A candidate for my soul mate bled
Push the trigger and pull the thread
I’ve got to take it on the otherside
Take it on the otherside
Take it on
Take it on

How long, how long will I slide
Seperate my side I don’t
I don’t believe it’s bad
Slit’in my throat
It’s all I ever

Turn me on take me for a hard ride
Burn me out leave me on the otherside
I yell and tell it that It’s not my friend
I tear it down, I tear it down
And then it’s born again

How long, how long will I slide
Seperate my side I don’t
I don’t believe it’s bad
Slit’in my throat
It’s all I ever had (how long)
I don’t
I don’t believe it’s bad
Slit’in my throat
It’s all I ever

888

CircleVision
CircleVision – zwischen beiden Bildern liegt ein ganzes Jahr. Rechts meine Collage meines Herzens-Wunschs. Links der Ort, an dem ich ihn rituell bekräftigt habe. Ich bin meiner Intuition gefolgt, einem Blick, einem Kreis, einem Reh – ich bin angekommen. Meine Vision wurde Wirklichkeit. Eine Wirklichkeit, die grösser ist als ich allein. Danke.

Wenn Du liebst (was eine höchst subjektive Angelegenheit ist), dann bist Du „beseelt“ und herzoffen dafür, dich zu binden. Jede Bindung, die nicht auf Liebe beruht und sich auf ihr gründet, ist – wie der alte Aleister ganz Recht vermutet – ein Fluch! Solche verfluchten Bindungen sind im wahrsten Sinn die „Hölle auf Erden“. Jeder vernünftige Mensch muss diese Höllen-Bindungen weit von sich weisen im Namen des „Besten in sich selbst“ (AYN RAND) – im Namen ihrer schöpferischen Freiheit.

Wer das Ansinnen auf eine solche Bindung nicht empört und resolut zurückweist, wird mit den daraus resultierenden Ein- und Beschränkungen irgendwie überleben müssen. Sie wird zum Sklaven – und „Sklaven sollen dienen“. Wer also zur Dienerin sich berufen fühlt, soll solche Bindungen, Ehen, etc. eingehen, Verträge unterzeichnen und sonstwie versuchen, die aus zittriger Unsicherheit stammenden „Schäfchen ins Trockene“ zu bringen. Sie werden alle ziemlich nass werden, befürchte ich – und sich im besten Fall einen Schnupfen holen. Der kommt und geht – und hoffentlich geht er wieder!

Unter den Konzepten romantischer Liebe liegt ein Feld der Sehnsucht nach Verbundenheit, die uns beseelen kann. Wenn wir dann auf einen unserer Seele angenehmen Menschen treffen, ist das ein günstiger Moment (Kairos), den wir nicht achtlos vorüber ziehen lassen sollten. Die Kelten haben dies spirituell mit dem Begriff des ANAM CARA beschrieben, jemand der für unser spirituelles Wachstum unentbehrlich ist. „You can call me a romanic fool!“ – ein Narr, der die Ebene unter (oder über?) der Romantik intuitiv spürt, wird sich nicht schämen, wenn seine Liebe närrisch wirkt.

Denn in einem (für den Verstand nicht zu fassenden) Vertrauen springt er immer wieder in ein Feld, in dem nichts zu kontrollieren ist. In dem Macht versagt! Weil er sich nicht beschränkt, abwertet oder irgendwie kleiner macht, als er ist, kann sie Zutrauen finden. Weil der Zirkel, den er bildet, rund ist, kann sie ihr eigener Kreis bleiben. Weil keine Bedürftigkeit und keine „Absicht nach Erfolg“ das Zusammen-Sein vergiftet, können beide frisches Wasser aus tiefer Quelle geniessen.

Wir sorgen uns alle um unsere Autonomie und Freiheit. Das ist ein wesentliches Fundament, zur Liebenden werden zu können. Nur freie Menschen können lieben – auf Augenhöhe, Herz an Herz. Die Scham vor der Nacktheit dem anderen Menschen gegenüber, die Zurückhaltung, manchmal die Reserviertheit sind unabdingbare Voraussetzungen in eine Haltung der Liebe einzutreten. Wer nur schamlos meint drauflosrennen zu können, wird vermutlich nirgendwo ankommen. Scham löst sich erst in Verbundenheit auf, nicht im „Gepose“ eigener Selbstwichtigkeit.

Freiheit ist der Schlüssel, der die Tore der Liebe öffnet und offen hält. Ohne Freiheit kann es keine authentische Bindung geben. Ich kann nur heilen, wenn ich ganz bei mir bin. Ohne dieses „Bei-sich-selbst-bleiben“ kann ich niemals bei einem anderen Menschen bleiben, ohne mich aufzugeben.

Wenn ich nie erlebe, wie das ist: das Freiheit und Verbundenheit sich küssen, wie will ich dann wissen, wie sich das anfühlt? Wenn ich nicht riskiere, zurückgewiesen zu werden – Wenn ich nicht riskiere, meine Selbstbeschränkung und Unberührbarkeit aufzugeben (nur mal ausprobierend) – Wenn ich nicht bereit bin, mich zu binden, woraus besteht denn dann meine Freiheit – Wie weit gehe ich in meinem eigenen Raum und wie gross wird mein „Feld“? Liebe ist die ultimative Herausforderung an die freiesten Geister.

Diese freien Geister haben ebenso Ängste vor Verlust, Einsamkeit, einem unangenehmen Allein-Sein. ABER: Sie wehren diese Ängste nicht mehr ab. Sie entwickeln MUT und KRAFT, aus der Angst in sich selbst zu gehen. Schritt für Schritt sorgen sie für sich selbst, werden freier und freier, lassen los, was sie bindet. Ja – der Liebende Mensch bindet gerade NICHTS. Weil sie an nichts mehr festhalten, können Liebende sich auf einander verlassen. Weil sie unumschränkt frei sind, zu tun, was sie wirklich wollen, vertrauen sie einander an, was unsagbar scheint. Weil sie Angst haben, sich zu verlieren, sorgen sie dafür, dass sie nicht zerbrechen. Sie sorgen für ihre Ganzheit – jede für sich, jeder für sich.

Aus dieser Selbstsorge entspringt der Quell wirklicher freier Liebe, die fähig ist, zu dulden, dass jeder Liebende existentiell frei ist und bleibt: ob sie kommt oder ob er geht. So eine Liebe kannst du nicht „fühlen“ oder „denken“. So eine Liebe brennt in deinem Herzen wie Feuer aus den tiefsten Schichten der Erde – So eine Liebe reisst die Luft der Himmel auf und lässt das Wasser in Sturzbächen auf die Liebenden prasseln. Deshalb führt individuelle Freiheit irgendwann zu dem Punkt, an dem eine Erweiterung der Freiheit für den Einzelnen / die Einzelne nicht mehr möglich ist, ohne sich einer neuen Liebe zu „ergeben“.

Liebe hat die Macht, den freien Menschen nicht zum Diener sondern zur Herrin ihres Schicksals zu machen, nur deshalb sind Liebe und Verbundenheit, Freiheit und Gebundensein miteinander verwoben. Das Netz, das die Liebenden weben ist feingliedrig, zart und voller Verästelungen. Es gibt keine Garantien für Morgen, keine Absolution, kein Bedauern und kein Mitleid für Gestern. Ein Heute strahlt licht und weit über den Tälern unserer Sehnsucht nach ultimativer Freiheit – denn nichts anderes sind Bindung und Liebe anderes: als die ultimative Freiheit des freien Menschen seines eigenen neuen Zeitalters. In diesem Äon schaffen wir die Familien eines Heute, das nur durch die Liebe begründbar ist und nur aus der Liebe heraus Kraft, Entschlossenheit und Mut schöpft.

Wer das nicht will, kann nicht aus und in dieser Liebe leben. Du musst das aus tiefstem Herzen und weitester Seele WOLLEN, sonst wirst Du Dir selbst weh tun. Drum prüfe weise jede, die sich anschickt, Liebende zu werden genau, ob sie das wirklich WILL. Jeder Mann, der so lieben will, wird lernen müssen, zu „vertrauen, ohne etwas zu erwarten“ (BUCAY). Genau das ist damit gemeint, einen Willen zu entwickeln, der unabhängig ist vom „Gelüst nach Erfolg“ (Crowley). Der Wille, zu lieben steht daher schützend und bewahrend über der Liebe. Das ist der Stern, der „in jedem Menschenherzen glüht“. Finde dich selbst als Stern mit anderen Sternen. Das ist Freiheit – wahrhaftige und vollständige Freiheit. Die Richtschnur des Umgangs mit anderen Menschen ist die Liebe. Liebe ist das Gesetz – Liebe unter Willen.

(geschrieben am Neumond im Juli 2013 für die Liebenden, für die Eremiten und die Menschen der Erde – gemeinsam schaffen wir das neue Äon – jeden Tag und jede Nacht – ohne Unterlass – in Freude, in Ekstase und voll guten Willens!)

Nachtrag (13/07/13): Diese Hymne auf Freiheit und Verbundenheit trägt auch Schatten in sich. Ich verstehe heute , dass unkontrollierbare Emotionen genauso wenig mit dem Liebeskonzept vereinbar sind, wie eine Abschottung gegenüber jedem Fühlen. Irgendwo in der Mitte spielt sich das Leben. Ich bewege mich in die Richtung der Mitte …

Nachtrag (30/09/13): Wenn Träume Wirklichkeit werden, schweigt jedes Machen und Wollen. Sein ist grösser und überwältigender als jedes Werden. Wenn das Sein Dich am Schopfe packt und Dein Herz schwingt, wenn die Wirklichkeit durchbricht … dann geschieht das Wunder.

 

 

Too much (of everything)

Man kann es auch übertreiben! Und genau das habe ich getan. Eine Überdosis Emotion hat mich in einen Zustand katapultiert, in dem mein Verstand, mein analytisches Denken weitgehend ausgeschaltet ist. Ich habe mich immer danach gesehnt, wirklich Verbindung zu anderen Menschen spüren + fühlen zu können. Diese Fähigkeit habe ich in hohem Masse entwickelt.

Das ist prima, wenn und so lange ein Mangel an echtem Fühlen mich daran hindert, dauerhafte stabile Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen und zu halten. Ich bin jetzt beim anderen Ufer angekommen, zu dem ich immer hin wollte. Ich bin berührbar, verletzlich und offen statt verschlossen, kalt und berechnend.

Ärgerlicherweise geht es mir damit aber gar nicht besonders gut. Meine „überschäumende“ Emotionalität behindert mich dabei, eine gewisse Ruhe zu erreichen. Ich bin von den aufkommenden Gefühlen eher geflutet, als dass sie markieren, wo ich gerade bin. Veruca Salt beschreibt – freilich mit einem „leicht“ anderen inhaltlichen Hintergrund in ihrem Song „seether“ den Versuch, dieses aufschäumende Wilde in den Griff zu bekommen.

Ich wollte wilder und freier sein. Das habe ich auch erreicht. Ich bin über das Ziel allerdings auch hinausgeschlittert. Es wird höchste Zeit, mich wieder in ein „Gleichgewicht“ aus Verstand und Gefühl zu bringen. Daran arbeite ich. Aber diesmal nicht mehr hart, konzentriert und fokussiert, sondern sanfter werdend. Stiller werdend und mir Zeit lassend. Ich werde Geduld und einen langen Atem entwickeln müssen, wenn ich mich nicht mehr durch Gefühle bestimmen lassen möchte.

Meine Verletzlichkeit macht mich offen für Alles. Für das Gute und das Schlechte. Der Preis ganz ohne Selbstschutz in Situationen zu gehen, ist mir zu hoch geworden. Ich werde – auch haltungsmäßig – meine Idee eines offenen Kreises überdenken. Ein Kreis sollte auch geschlossen werden können, meine ich! Es spricht Einiges dafür, dass ich lerne, mich abzugrenzen, mich zuzumachen. Dann erst macht Offenheit glaube ich Sinn. Wenn sie nicht beliebig und wahlfrei daherkommt, sondern selektiv wird.

Ich werde lernen, mich den Menschen und Situationen zu öffnen, die mir geben können, was ich brauche. Und genauso weit wie ich mich öffnen kann, werde ich lernen, mich zu schliessen, wenn ich meine, mich schützen zu müssen. Ich fühle mich zu zerbrechlich – und zu tief – als dass ich auf Grenzen verzichten könnte. Das wird ein sanfter Weg werden. Man könnte sagen, ich werde jetzt erwachsen!