Archiv der Kategorie: Therapeutisches

Alles was im weitesten Sinn mit Therapie(n) zu tun hat.

ICH GEBE MICH FU(H)RCHTLOS FREI!

FUHRCHTLOS
Das Chinesische Schriftzeichen für Furchtlosigkeit.
Ich arbeite als Sprachtherapeut mit zusätzlich akademischer Bildung. Ich arbeite als Coach, Hypnotherapeut und Selbstmanagement-Trainer auf Grundlage mehrerer langer, intensiver und kostspieliger eigener Ausbildung(en).
 
Ich gebe Zeit meines Lebens, mein Wissen und meine Erfahrung an Menschen. Dadurch verändern sie sich. Ihre Fähigkeit, Kommunikation zu geben und aufzunehmen, erweitert sich. Ihre Möglichkeiten, mit traumatisierenden Erfahrungen und Beschränkungen in ihrem alltäglichen Leben umzugehen, erhöhen sich.
 
Meine übergreifende Haltung allen therapeutischen Handelns ist:
ICH BEFÄHIGE UND ERMÖGLICHE MENSCHEN, AN DEN BRÜCHEN IHRES LEBENS ZU WACHSEN UND ZU REIFEN.
Das erkläre ich: ich wünsche mir ANTIFRAGILITÄT. Das heisst: Erschütterungen, Brüche, Veränderungen werden zu einer Quelle der Erstarkung des Menschen. Trauma, Kränkung, Trauer werden umgedeutet und neu gerahmt als willkommene Wachstumschancen. Was uns nicht tötet, macht uns unzerbrechlicher.
 
Ich bin mal direkt, mal erzähle ich Geschichten. Durchwegs provokativ, konfrontativ und herausfordernd begegne ich allen Patienten. Ich erlaube Verunsicherung, Desorientierung, Ratlosigkeit. Ich feiere die daraus blühenden, aus dem Gewohnten aufbrechenden intuitive Lösungen meiner Patienten. Ich habe volles Vertrauen in die Fähigkeiten und Möglichkeiten jedes Patienten. Mein Engagement passt sich der Bereitschaft meines Gegenübers an, das Risiko, zu wachsen und Altes hinter sich zu lassen, an. Wer weniger risikofreudig ist, wird mehr Zeit brauchen, denke ich. Ich meine, initiatorisch zu arbeiten, an den SCHWELLEN zwischen Gewohnheit und Freiheit, an ekstatischen Entladungen, an kathartischen Befreiungen, am „KAIROS“ – dem günstigen (Wende-)Punkt eigenen Geschicks.
 
Und all das bereitet mir Freude. Das macht mir Spass. Jedes 0815-Therapiere geht mir auf den Geist. Nicht, weil ich es nicht könnte. Sondern, weil es mir keinen Spass macht.
 
Meine Freude bei der Arbeit ist mir wichtig. Ich will mich selbst spüren und fühlen und das auch kommunizieren können. Ich bin vielleicht nicht immer distanziert-professionell – dafür bin ich mit meinem ganzen Wesen präsent.
 
Ich bin jeden Moment authentisch, echt und präsent wenn ich therapiere. Aber das heisst um Gottes willen NICHT, dass ich immer freundlich, wach, sanft, nicht einmal immer voll aufmerksam oder zugewandt wäre: Nein-ich bin einfach ich. Und ich tue konsequent das, was mir dient. Was mir JETZT und HIER wichtig oder interessant erscheint.
 
Genauso arbeite ich. Ich bin kein Opfer. Kein Ich-machs-Dir-Recht-Therapeut. Ich mache, was ich wirklich will. Das garantiere ich jedem in jeder Sitzung.
 
Das übrigens ist eine FÄHIGKEIT von mir, die ich jahrelang lernen musste, aufbzuauen. Ich bin völlig unabhängig von Wertschätzung, Bestätigung, Lob, freundlicher Umgangsformen, Kritik oder Beschwerden. Daher darf all das bei mir passieren. Ohne, dass das meine therapeutische Haltung im Mindesten im Sinne von Zugeständnissen meinerseits berühren würde.
 
Es dürfte klar geworden sein, dass meine finanzielle, therapeutische, ethische und persönliche Haltung in Bezug auf das Therapie-Geschäft völlig UNABHÄNGIG und FREI von den Kommentaren, Bewertungen oder Beschuldigungen anderer Menschen geworden ist.
 
Eben DESHALB bin ich meinGELD WERT. Weil ich meine Fähigkeit nämlich verkaufe! Und zwar an JEDE und JEDEN, die meinen Preis zahlt. Ich habe keine Hemmung, Geld anzunehmen, ich arbeite nicht kostenlos. Ich NEHME, was ich kriegen kann. Und ich nehme gerne! Ohne Scham oder Schuld. Weil ich es mir wert bin.
 
Ich gebe dafür mein volles, echtes Engagement und zahle mit meiner kostbaren Lebenszeit.
 
So handle ich in geschäftlichen Angelegenheiten. So handle ich als Therapeut. Ich bin FREI!
 
Wer mit mir Geschäfte machen will, muss meinen Preis zahlen. Denn als ehrbarer Kaufmann zahle auch ich prompt meine Rechnungen. Nicht, dass irgendwer so sein müsste, wie ich das will. Das ist illusorisch. Hier liegen meine Begrenzungen, die „Constraints“. Deshalb KANN und WILL ich nicht JEDES Geschäft machen. An diesem Punkt bin ich selbstbeschränkt. Vielleicht rigide, hart oder kaltblütig. Macht mir nichts aus! Ich habe es so und nicht anders gewählt.
 
Meine Zeit und Präsenz sind kostbar. Sie sind jeden Euro wert.
 
Ein letztes Wort. Ich kann großzügig sein, meine Zeit und Präsenz verschenken. Das tue ich auch immer wieder. Für Bedürftige, meine Freunde, meine Familie. Das ist kein Geschäft. Das ist mein Wohlwollen – eingedenk der Tatsache, dass ich völlig sicher bin, dass es keinen gibt, der es nicht wert wäre, mich als Geschenk zu bekommen. Oder – etwas weniger großspurig: Wir ALLE erleben Schmerz und Leid, sind fühlende Wesen. Manchmal, wenn wir hilflos, unsicher, schwach oder voller Selbstzweifel sind, bekommen wir Trost, Aufrichtung und Kameradschaft ohne Verpflichtung. Wir werden beschenkt. Und weil ich reich beschenkt wurde mit Leid, Schmerz, Trauer und Support bekam, bin ich DANKBAR dafür, bin bescheiden und GEBE MICH FREI.
 
Ich bin einen langen Weg hierhin gegangen. Es ist an der Zeit, mich frei zu lassen. „it is time, to unleash my mindful power“.
 
Ich war voller schuld, scham, zweifel, trauer und angst. Ich lebe jetzt mich – voll und ganz. Ich ehre meine wunden. Ich bin an ihnen gewachsen. Ich stehe der Maskerade, die aus ANGST UND FURCHT geboren ist, nicht mehr zur Verfügung.
 
ICH GEBE MICH FU(H)RCHTLOS FREI!
 
Fu(h)rchtlosigkeit – das Beste in mir.
 
 

All I have to give you is a love that never dies … (Ego-Diät)

Ich habe echt VIEL ausprobiert und VIELE Experimente gemacht mit meiner Ernährung. Nach mehr als drei Jahren intensiver Selbsterfahrung kann ich Euch ein „kleines Geheimnis“ verraten: „ES GIBT KEINS!“ …

Diäten sind und bleiben SCHEISSE. Sie suggerieren Dir mehr oder weniger, dass Du einen Erfolg irgendwei messen kannst (BMI, Hüftweite oder was auch immer). Das ist meines Erachtens alles fürn Arsch. Wusstet ihr, dass der BMI von einer VERSICHERUNGSGESELLSCHAFT etabliert wurde, um höhere BEITRÄGE von den Versicherten zu kassieren. Wusstet ihr, dass der BMI nur eine wissenschaftlich mehr als „wacklige“ Grundlage hat? Aber sei´s drum.

Irgendwie will ja jedeR irgendwie messen, vergleichen etc. Die Masseinheit für einen Körper ist aber ein allgemeines Mass, dass genau diese „Objektivierung“ ermöglicht: Gewicht, Grösse, Geschlecht usw.

Ich habe für mich erkannt, dass es aber gar nicht um den Körper geht. Es geht um den LEIB – und dieser „altertümliche“ Begriff fasst es gut, worum es mir geht: um eine höchst SUBJEKTIVE Einschätzung, wie ich mich anfühle, wie ich mich spüre – oder auch nicht!

Dafür gibt es kein interindividuelles Mass. Da gibt es nur mich mit meinem Leib. Alle Ideale in Men´s Health, auf andro-team und den unzaehligen Seiten, auf denen ich recherchiert habe samt 4-hour-body (das gar nicht mal sooo schlecht ist, wegen des experimentellen lebensstil, der metatheoretisch propagiert wird –> höhere freiheitsgrade!) sind strukturell unerreichbar. Weil sie eben IDEALE sind. Und Ideale sind nicht zum Erreichen gedacht. Sie sind „geschönt“ und unwirklich.

Wirkliche Menschen, die ich kenne, laufen keinen Idealen hinterher. Sie SIND einfach. Sie essen, was sie brauchen und machen Sport, wann und wie es für sie PASSEND ist. Und sie haben Freude an dem, was sie da treiben. Das sind keine Ideale. Das sind VORBILDER. Die ihre Schwächen haben, die nicht alles können, die auch Fehler machen – all das, was IDEALE eben gerade NICHT auszeichnet. Deswegen sind Vorbilder für mich viel handfester und erlebbar als Ideale. Ulf, mit dem ich gestern trainieren war, ist über 60 Jahre alt und geht seit mehr als 40 Jahren den Karate-Weg, mein alter Tai Chi Lehrer Bernd ist „uralt“. Nizam, von dem ich Yogatechniken vermittelt bekommen habe, die ich niemals auch nur ansatzweise so gut konnte, wie er, sah aus wie ein wirklich verlebter Hippie (jedenfalls nach drei – vier Gläsern Rotwein)  –> Du siehst diesen Männern gar nicht an, wie unsagbar FIT sie sind. Also gut: Wenn Du etwas genauer hinschaust, schon! Andere – jüngere Menschen sind offenkundig fit – aber: dafür arbeiten sie seit Jahren ohne nachzulassen. Der lange Weg ist nicht hart, sondern konsequent. Konsequent zu sein, bedeutet: Das zu tun, was richitg für Dich ist – ohne Kompromisse – ohne Masken!

Das ist ganz sicher nicht nur angenehm, Du stürzt, Du „loost“, Du schaffst etwas nicht. „The closer You get to the meaning, the sooner You know, that You´re dreaming“ (DIO).  Jedes STREBEN nach irgendetwas ANDEREM ist mühselig. Wenn Du gar nicht mehr merkst, dass etwas Mühe macht, BIST Du es bereits. Das ist ein Riesenunterschied: Etwas erreichen zu wollen (ein ZIEL zu haben) und sich dafür anzustrengen, mit zusammengebissenen Zähnen und andererseits zu tun, was du sagst. Ganz einfach: „WALK YOUR TALK“ – Alles, wozu Du Dich zwingen musst, alles was nur über Selbstkontrolle und Disziplin, über Härte geht, funktioniert nicht wirklich LANGE. „The flame that burns twice as bright burns half as long. And You´ve burnt so very very brightly“ (Bladerunner) .

Ich habe für mich ganz allein erkannt und halte es für wahr, dass ich nur noch TUE, was mir wirklich im Innersten entspricht. Sagen wir: 5% vielleicht mal für Selbstkontrolle und Disziplinierung (damit ich´s nicht verlerne).  Meine Ergebnisse sprechen für sich: Ich habe Erfolg auf meinem Weg – einen hochgradigen Erfolg. Ich habe 30% meines Körpergewichts losgelassen.

Probiert es mal aus, ob ihr das mit Diäten hinkriegt. Ich befürchte: Das wird nicht funktionieren. Nur mal ein Beispiel: Du wiegst 65 Kilo und jetzt nimmst du 19,5 Kilo ab. Hey hoe — merkt ihr was? Das ist ein objektives Mass (es kann ganz einfach auf der Waage verfolgt werden) Aber wer wäre schon so unsagbar bekloppt, das seinem LEIB anzutun? Oder anders herum: Wie bekloppt muss ich sein, um mir so viel gewicht zuzulegen, die ich mir dann wieder „runterhungere“? Gar nicht soooo bekloppt, sondern die Folge eines Lebensstils, der uns Idealen nachlaufen lässt, die nicht unsere sind, statt Vorbildern zu trauen, die wir berühren können.

Jeder Bissen, den Du isst (oder NICHT isst), weil Du damit in Wirklichkeit gerade deine GEFÜHLE regulierst, ist für den ARSCH (im wahrsten Sinn: oder für die Plauze). Der Kern eines Leib-Gefühls ist für mich, zu verstehen, dass Essen (genauso wie atmen, trinken und bewegen) eine Notwendigkeit menschlicher Existenz ist – aber auch nicht mehr – von dem GENUSS dabei einmal abgesehen! Wir haben uns dazu hinreissen lassen, mehr aus dem Essen zu machen, als es eigentlich ist. Wir hatten gute Gründe dafür – und ich habe noch bessere Gründe gefunden, dem Essen den Platz „zuzuweisen“, der ihm gebührt: Essen soll meinen Körper nähren und es soll mir Genuss bereiten. Alles andere ist unachtsam (für mich) – und ohne Phasen der Unachtsamkeit kannst Du nie wahre, grosse Achtsamkeit erreichen!

Deswegen geht es mir auch nicht um die perfekte Ernährung mehr, das perfekte Sportprogramm. das ist alles Käse für mich geworden. Ich probiere etwas aus und schaue, ob ich Erfolg damit habe. Wenn ich merke, dass es mir Freude bereitet (manchmal schon während ich es tue , manchmal auch erst danach), dann wiederhole ich das. Es ist EIGENTLICH gaaaanz einfach.

Nur ist uns das wohl irgendwie zuuu einfach. Und irgendwie geht das auch nicht, ohne sich WIRKLICH intensiv mit sich selbst zu beschäftigen. Ich habe ganze Wochen damit zugebracht, mich vollständig von meiner Umwelt zu isolieren. Ich habe tagelang im Wald gesessen und nur ab und zu mein solabetriebenes Radio angemacht, um überhaupt menschliche Stimmen zu hören. So viel Allein-Sein, wie ich mir selbst verordnet habe, kann sich im Alltag vermutlich kaum jemand leisten. Ich habe mir die FREIHEIT genommen, das zu tun. Dafür habe ich hart gearbeitet /oder auch einfach nur meiner Intuition getraut. Ich glaube, dass Erfolg im Materiellen (was ist mein Leib anderes als materieller Ausdruck meiner Selbst?) direkt mit dem Element Erde zu tun hat. Wenn Du – wie ich – Dich ziemlich nackt in feuchte Erde gelegt hast und stundenlang gewartet hast, was Du spürst (ich hasse Waldameisen!!!) kriegst Du gaaanz langsam ein Gefühl für ERDE. Ohne meine Verbindung mit der Erde (und meine unsagbare Freude in der Natur zu sein) hätte ich vermutlich nicht die Tiefe Verbundenheit mit meinem Leib erfahren können.

Ich bin oft sehr niedergeschlagen – um nicht zu sagen: depressiv – gewesen. Und es gibt diese Phasen in mir immer noch. Sie kommen – und sie gehen. Ich betäube mich nicht mehr so oft (kaum noch). Ich halte durch, weil ich Freude bereits in diesem Durchhalten spüre – nicht erst, wenn es vorbei ist. Dunkelheit, Tiefe, Nacht und eine bestimmte Art weiblicher Eigenmacht ist ganz sicher eine tiefe Quelle meiner FREUDE geworden. Ich ängstige mich nicht mehr vor den Abgründen (jedenfalls nicht mehr so arg!). Ich bin zu oft durch das, was die Kabbalisten den Abgrund nennen, gegangen, als dass ich mich noch mit meinen Emotionen IDENTIFIZIEREN könnte – jedenfalls nicht allzu lange. Und wenn es doch geschieht, merke ich das ziemlich rasch. Manchmal bin ich meinen Gefühlen immer noch hilflos ausgeliefert und sie machen mit mir, was sie wollen. Ich kann das – bis heute – nicht ändern (ich habe es versucht auf viele erdenkliche und undenkbare Arten). Manchmal ist die Schwärze und die Abwesenheit von Licht eben übermächtig und bemächtigt sich meiner. Dann ist es eben so! sage ich mir dann oft trotzig, heule wie ein Schlosshund, tue mir selbst Leid und gehe meiner Umgebung gehörig auf den Keks. Umgekehrt kenne ich den Umschlag in die aktiven Hochphasen genau so. Aber beides. Euphorie und Depression sind „nur“ die Ausschläge einer profunden Persönlichkeit, die tiefer und tiefer gegangen ist. Sie sind die äusseren Demarkationslinen meines Lebens. Aber im Zentrum sitzt das, was jenseits ist, das mich anlächelt, dem ich trauen kann und dessen Ruf ich bereitwillig folge.

Und manchmal (diese Augenblicke werden immer häufiger) spricht dieses weiche, zarte Selbst in den Zungen der Menschen, die auf meinem Weg Begleiterinnen und Freunde geworden sind. Es ist, als sprächen sie nur aus, was in mir schon klingt. Diese Augenblicke bedeuten eine WELT für mich. Diese Momente sind es, die bedeutsam sind für mich (nicht die SONNENBLITZE oder der MONDSCHEIN!) –> denn dort bin ich verbunden und frei zugleich, bei mir selbst und auch bei DIR. „I´ll be Your Mirror – reflect what You are“ singt Nico – und das ist eines meiner Lieblingslieder. Mit einem klaren, reinen Spiegel bin ich bereit, ALLES zu tun. Wirklich ALLES … Und ich meine: MIT – nicht FÜR!!! Das ist der für mich entschiedende Unterschied: Es geht immer ZU MIR – IN MICH – NICHT NACH AUSSEN …. Und dieses MICH ist halt nicht das bewusste, absichtliche, Pläne und Ziele entwickelnde, berechnende und manipulierende ICH (oder Ego) sondern mein hochvernetztes, parallelverarbeitendes SELBST mit seinem ausgedehnten Gedächtnis für das Alle, das in mir Eins wird und ist … (ich kann das nicht weniger poetisch ausdrücken, sonst wird es ganz falsch!). Mein Ego ist folglich auf Diät – und das tut meinem Leib und meinem Selbst ganz gut …

Ich höre für mein Leben gern Black Sabbath. Das folgende Lied malt ein Bild eines ganz wesentlichen Aspektes von Verbundenheit, Allein-Sein, Depression und Liebe, „die niemals stirbt“: und ich schwöre, dass das kein Ideal ist (denn diese sollte man mit Philipp Boa gesprochen „töten“ – allesamt!). Kein Ideal einer fernen Zeit sondern mein eigenes heutiges Leben. Auf dass ich meine Worte nicht vergessen möge und ihnen folge. Das zweite Lied (N.IB.) versucht, einen Namen dem zu geben, dass mir Licht bringt … Vielleicht ist das ein Teil meines wirklichen Namens – wenn Du „meine Hand nimmst“, dann wirst Du es sehen … weil ich Dir dann erlauben werde, dass ich wirklich FÜHLE!

SO MOTE IT BE…

 

Anbei die Lyrics von dem Lied von Black Sabbath, das ich meine und ein Musikvideo dazu …

SYMPTOM OF THE UNIVERSE

„Take me through the centuries to supersonic years
Electrifying enemy is drowning in his tears
All I have to give you is a love that never dies
The symptom of the universe is written in your eyes

Mother moon she’s calling me back to her silver womb
Father of creation takes me from my stolen tomb
Seventh advent unicorn is waiting in the skies
A symptom of the universe, a love that never dies

Take my hand my child of love come step inside my tears
Swim the magic ocean I’ve been crying all these years
With our love we’ll ride away into eternal skies
A symptom of the universe, a love that never dies

Woman child of love’s creation, come and step inside my dreams
In your eyes I see no sadness, you are all that loving means
Take my hand and we’ll go riding through the sunshine from above
We’ll find happiness together in the summer skies of love“

 

 

N.I.B.

„Some people say my love cannot be true
Please believe me, my love, and I’ll show you
I will give you those things you thought unreal
The sun, the moon, the stars all bear my seal

Oh yeah!

Follow me now and you will not regret
Leaving the life you led before we met
You are the first to have this love of mine
Forever with me ‚till the end of time

Your love for me has just got to be real
Before you know the way I’m going to feel
I’m going to feel
I’m going to feel

Oh yeah!

Now I have you with me, under my power
Our love grows stronger now with every hour
Look into my eyes, you will see who I am
My name is Lucifer, please take my hand

Oh yeah!

Follow me now and you will not regret
Leaving the life you led before we met
You are the first to have this love of mine
Forever with me ‚till the end of time

Your love for me has just got to be real
Before you know the way I’m going to feel
I’m going to feel
I’m going to feel

Oh yeah!

Now I have you with me, under my power
Our love grows stronger now with every hour
Look into my eyes, you will see who I am
My name is Lucifer, please take my hand“

 

Die Bewertung von Theorien

Critical Thinking in Psychology

Theoretische Erörterungen sind notwendig. Sie können dabei helfen, die eigenen Gedanken zu strukturieren, Argumente können in eine Logische Form gebracht werden. Damit werden die erörterten Inhalte dem Verstand eines Lesers / einer Leserin zugänglich gemacht. Ohne die dazu gehörige praktische eigene Selbstbeobachtung und -reflexion bleiben Theorien allerdings in einer Sphäre des Geistes. Sie können diskuttiert, erwogen oder besprochen werden. Man kann sich für oder gegen die Stimmigkeit einer Theorie entscheiden. Theorien stammen aus Ideen bzw. Gedanken. Diese sind das Grundgerüst der Theorien. Es gibt wenig Literatur darüber, wie die Qualität von Theorien nach objektiven und nachvollziehbaren Kriterien bewertet werden kann. Das macht den Unterschied zwischen einer wissenschaftlichen Annäherung, die an wissenschaftstheoretischen Maßstäben orientiert ist und einem alltagstauglichen Umgang mit Theorien aus. Dennis und Kintsch haben eine Liste von Kriterien zur Bewertung von Theorien erstellt. Diese 10 Kriterien lauten:

1. Deskriptive Angemessenheit
2. Präzision und Interpretierbarkeit
3. Kohärenz und Konsistenz
4. Vorhersage und Falsifizierbarkeit
5. Erklärungswert
6. Einfachheit
7. Originalität
8. Breite
9. Angewandte Relevanz
10. Rationalität

Der Originalbeitrag kann eingesehen werden.

Die Furcht vor der Freiheit (Erich Fromm)

„Pirandello verleiht diesem Gefühl … Ausdruck. … Wer bin ich? Welch anderen Beweis für meine Identität habe ich als den Fortbestand meines körperlichen Selbst? Seine Antwort ist nicht wie bei Descartes die Bejahung des persönlichen Selbst, sondern dessen Leugnung: Ich besitze keine Identität, es gibt kein Selbst ausser dem Spiegelbild dessen, was andere von mir erwarten: Ich bin, wie du mich haben willst.“ (S. 184)

„Was also bedeutet Freiheit für den heutigen Menschen? Er hat sich von äusseren Fesseln befreit, die ihn daran hindern könnten, das zu tun und zu denken, was er für richtig hält. Er möchte die Freiheit haben, nach seinem eigenen Willen zu handeln, wenn er nur wüsste, was er will, denkt und fühlt. Aber eben das weiss er nicht. Er richtet sich dabei nach anonymen Autoritäten und nimmt ein Selbst an, das nicht das seine ist. Je mehr er das tut, desto ohnmächtiger fühlt er sich, um so mehr sieht er sich gezwungen, sich anzupassen. Trotz allem dick aufgetragenen Optimismus und trotz aller äusserlicher Initiative ist der heutige Mensch von Gefühl einer tiefen Ohnmacht erfüllt, so dass er wie gelähmt herannahenden Katastrophen entgegenstarrt.“ (S. 185)

„Die Verzweiflung des automatenhaften Konformisten ist ein fruchtbarer Boden für die politischen Ziele des Faschismus.“ (S. 185)

Aus Erich Fromms Credo:

„Ich glaube, dass die Liebe sozusagen der „Hauptschlüssel“ ist, mit dem sich die Tore zum Wachstum des Menschen öffnen lassen. Ich meine damit Liebe zu und Einssein mit jemand anderem oder etwas außerhalb von mir selbst, wobei das Einssein besagt, dass man sich auf andere bezieht und sich mit anderen eins fühlt, ohne damit sein Gespür für die eigene Integrität und Unabhängigkeit einschränken zu müssen. Liebe ist eine produktive Orientierung, zu deren Wesen es gehört, dass folgende Merkmale gleichzeitig vorhanden sind: Man muss sich für das, wo- mit man eins werden will, interessieren, sich für es verantwortlich fühlen, es achten und es verstehen.“

Liebe, das ist: der Kuss, der in sich Ewigkeit birgt.

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Wir lachen, wir sind traurig. Wir entwickeln Mut, wir spüren Angst. Alle Gefühle und Emotionen sind zeitweilig, sie kommen und sie gehen. Manchmal wollen wir sie gerne, manchmal nicht, manchmal ist es uns egal, manchmal langweilen sie uns. Weil sie auftauchen und verschwinden und nicht für immer bleiben, können wir sie weder festhalten noch aufhalten. Sie sind unbeständig, wir alle wissen das aus unserer eigenen Erfahrung. Kein Gefühl bleibt für immer.

Wir können Kindheiten erleben, die uns vergiftet werden, Trauamata noch und nöcher erleben, schlecht behandelt werden oder uns insuffizient fühlen – das alles ist traurig und macht keinen Spass. KeineR von uns ist daran schuld, wir brauchen uns nicht zu schämen, dass Gewalt uns ihre Stempel aufgedrückt hat auf unsere Haut und in unsere Psyche. Wir brauchen uns oder andere auch nicht zu entschuldigen. Was geschehen ist, ist geschehen. Wir können es nicht rückgängig machen. Wir alle haben tiefe Verletzungen erlebt – die eine mehr, der andere weniger.

Eine Verunsicherung, eine tiefe Furcht davor, nicht zu genügen, nur „geliebt zu werden“ als Gegenleistung für irgend etwas Anderes hat unsere Fähigkeit, zu empfangen und zu nehmen ebenso vergiftet, wie unsere unbeschwerte Lust zu schenken und zu geben. Wir bedenken, was unser Handeln bedeuten könnte, wir wägen ab, ob und inwieweit wir unsere Sicherheit riskieren. Das Schöne – und das Fatale – ist: es gibt keine Sicherheit! Es hat sie nie gegeben. Genausowenig wie die Unsicherheit. Sie sind Folge dessen, was wir bedenken, wenn wir abwägen, hin- und herschwanken. Natürlich kennen wir die Gedanken, uns unsicher zu verstehen, ganz gut. Genau wie bei den Gefühlen, ist die Halbwertzeit von Gedanken verschwindend gering. Auch sie kommen und gehen.

Unser Körper ist geschlagen worden, als wir Kinder waren. Ich trage Narben meiner Jugend auf meinem Kopf, an meinen Beinen, meinen Füßen und meinen Armen. Diese Narben sind geblieben – der Schmerz ist vergangen! Meine Narben gemahnen mich immer wieder daran, dass ich Schmerzen gehabt habe. Dass mein Körper in Schmerz eingehüllt war – und manchmal immer noch schmerzt! Schmerz kann lange dauern oder wie ein Nadelstich einen einzigen Punkt am Körper betreffen. Er kann sich über ganze Unterarme hinziehen – aber er endet! Jeder Schmerz, den ich erlebt habe, endet. Vielleicht kommt eine Kopie von ihm wieder, aber es ist ein neues Phänomen. Unser Körper wandelt sich in jedem Moment. Er ist weder dauerhaft noch beständig – er ist ein grosser biochemischer Komplex mit feinsten Verästelungen ins Psychische und Geistige. Er ist untrennbar unser eigenes Werden. Sein und Vergehen.

Was ich gesehen habe, was ich gehört habe: Schreie in der Nacht, Schluchzen am Morgen, schreiende Menschen. Was ich gerochen habe und was ich gespürt habe: Schmerzende Glieder und Angstschweiss im Angesicht einer Übermacht von Gewalt. Ich habe den eisenhaltigen Geschmack von Blut in meinem Mund geschmeckt – mehr als einmal. Ich bin getaumelt unter Schlägen, die mich getroffen haben. Ich habe meine Besinnung verloren in Wäldern meiner Sehnsucht. Alle Wahrnehmungsinhalte – angereichert mit unseren Erfahrungen früherer Inhalte – sind nicht ewig: sie entstehen und vergehen.

Wir planen etwas, wir verfolgen Ziele und wollen sie erreichen. Und wir hören auch wieder damit auf, zu wollen. Manchmal ist es gut, manchmal ist es schlecht, manchmal egal und manchmal haben wir keine Ahnung, was da vorgeht. Wille entsteht – und vergeht. Einstellungen und Haltungen bauen sich langsam auf, verändern sich oder lösen sich auf. Was wir früher vertreten haben, lehnen wir jetzt vielleicht ab. Manchmal dauert es nur Sekunden, um unsere Meinung zu ändern. Wir klagen an oder  verteidigen, aber die Inhalte, um die es scheinbar geht, sind die Gleichen. Worauf wir uns einbilden, es „mache uns aus“ – unsere Persönlichkeit – ist ebensowenig festgefügt und felsgleich statisch. Wir hätten nie die Person werden können, die wir jetzt sind, wenn wir nicht anders gewesen wären. Wie wir uns nennen und uns bezeichnen, ändert sich. Unsere Identifikation mit irgendwelchen geistigen Konstrukten unterliegt einem Wechsel und Wandel. Was in unser Bewusstsein dringt, verschwindet auch wieder daraus. Ebenso mit Aufmerksamkeit und Achtsamkeit.

Unsere Gefühle und Emotionen, unsere Gedanken und unser Geist, unser Körper und unsere Seele, selbst unsere Wahrnehmungen, sie alle haben ein einziges Merkmal gemeinsam: Sie entstehen und vergehen, sie sind unbeständig. Was aber sind Phänomene, die unbeständig sind? Sie sind wirklich in einer Gegenwart und unwirklich in einer anderen Gegenwart. Unsere Haltungen und unser Wille unterliegen Wandlung und Wechsel – selbst unsere Persönlichkeit bleibt nicht, wie sie war – oder wie sie gerade ist.

Ich habe fünf Beispiele für Unbeständigkeit und Veränderung gegeben.

  • Körperlichkeitsgruppe (skt./p. rūpa)
  • Gefühlsgruppe (skt./p. vedanā)
  • Wahrnehmungsgruppe (skt. samjñā, p. saññā)
  • Geistesformationsgruppe (skt. samskāra, p. samkara auch: sankhāra)
  • Bewusstseinsgruppe (skt. vijñāna, p. viññāna)

Die Buddhisten nennen diese fünf Gruppen auch Skandhas, oder Daseinsgruppen. Sie sagen: „Alle fünf Skandhas sind von Anfang an leer.“ Damit ist gemeint, dass sie kein „Eigen-Sein“ besitzen. Sie existieren nicht aus sich selbst heraus. Sie entstehen unter Bedingungen und vergehen wieder. Ein Objekt, das „Eigen-Sein“ hätte, würde ohne jegliche Bedingungen und ohne jede Abhängigkeit zu anderen Objekten existieren. Diese Charakteristik kann in den fünf Skandhas nicht gefunden werden: Etwas, das kein „Eigen-Sein“ hat, hat kein eigentliches „Sein“, es ist „Werden“ und „Vergehen“.

Wir alle wissen aus unserer eigenen (leidvollen und schmerzhaften) Erfahrung, dass das so ist – und nicht anders! Und dennoch halten wir an unseren Gefühlen, Gedanken, unserem Körper, unseren Haltungen etc. fest und behandeln sie wie Objekte, die über „Eigen-Sein“ verfügen. Ja – wir „verleihen“ ihnen „Eigen-Sein“.  Weil wir Zorn, Furcht und Angst in uns tragen, sehnen wir uns nach Sicherheit und Orientierung. Das ist natürlich – aber die fortgesetzte Identifikation mit den Inhalten der fünf Skandhas schafft uns gerade keine Orientierung und keine Sicherheit. Jedenfalls keine dauerhafte (wenn es die denn geben würde – und wenn sie wünschenswert wäre!).

Liebe ist ein geistiges Konstrukt, eine Haltung dem Leben und dem Sterben gegenüber. Liebe versteht, dass alle Phänomene (nicht nur die fünf Skandhas) wesenhaft leer sind, also kein Eigen-Sein besitzen. Liebe wird deshalb alles zurückweisen, das unsere Anhaftung an die Inhalte der fünf Skandhas erleichtert. Liebe entsteht und vergeht – wir können sie nicht aufrechterhalten – weder mit Willen noch beim Sex! Wir können zurückkehren zur Liebe, eine neue Liebe sehen, schmecken, riechen, spüren, hören, begreifen. Und sie wird zerfallen zu Nichts! Wir können nicht ewig lieben. Aber wir können entscheiden, uns nicht mehr an der Liebe festzuhalten. Wir können das Konzept Liebe aufgeben – und dadurch immer wieder erneuern.

Siegreich werden wir, wenn wir der Liebe erlauben, grenzenlos und unbedingt zu werden. Dann entwickeln wir nach und nach Mitempfinden und Mitgefühl mit uns selbst. In dem Maße, in dem uns das mit uns selbst gelingt, schwillt unser Mitgefühl für die (tatsächlich ungetrennten) anderen Lebewesen an. Es entsteht ein Strom aus Liebe und Mitgefühl, der uns trägt – für eine Weile jedenfalls. Wir fallen zurück in die Schlachtfelder der Gewalt, des Hasses und des Zorns. Und kehren zurück in das Feld der Zugehörigkeit. Wir halten weder am Mitgefühl noch am Hass fest.

Die Befreiung menschlicher Existenz liegt in einer tiefen Akzeptanz lebendiger Unbeständigkeit, einer Liebe gegenüber sich selbst und dem existentiell Anderen. Denn wir alle sind Teil eines gewaltigen Stroms, der durch die Äonen fliesst. Daher können wir uns jetzt in diesem Moment entscheiden, zu lieben. Und Liebe, das ist: das Leben in allem Schmerz und aller Freude aus vollem Herzen zu umarmen und sich davon umarmen zu lassen. Liebe, das ist: der Kuss, der in sich Ewigkeit birgt.

 
MAKTUB – es gibt nichts mehr zu dieser Angelegenheit zu sagen oder zu schreiben.

Gewohnheiten

Gewohnheiten sind die Aktivitäten, die Menschen regelmässig durchführen, ohne dass es hierzu jeweils eines bewussten Entschlusses bedarf. Regelmäßiges Händewaschen nach einem Toilettenbesuch, das Richten der Haare, Zähneputzen sind einfache Beispiele dessen, was in unserer regelmäßigen Routine auftaucht.

Dadurch, dass Gewohnheiten in einem weitgehend automatisierten Modus ablaufen, sind sie energetisch äusserst sparsame und optimierte Verhaltensweisen. Auto fahren, Rad fahren oder seine Schuhe zubinden – dafür müssen wir uns nicht anstrengen, das läuft automatisch. So automatisch, dass – wenn wir erklären sollten, wie wir das genau machen – ganz schön ins Schwitzen kommen. Es erinnert an die hohe koordinative Leistung eines Tausendfüsslers. Würden wir ihn fragen: „Wie machst du das eigentlich, mit Deinen ganzen vielen Füßen?““, könnte es gut sein, dass er ins Stolpern gerät.

So weit, so gut. Gewohnheiten helfen uns ungemein, unser Leben im Griff zu behalten. Und damit sind sie ziemlich nützlich. Nutzen könnten wir als ein Resultat fassen, das mit unserem Selbst kompatibel ist. Wenn wir bspw. als junges Mädchen gerne über die Hügel hinterm Haus gerannt sind und wir ein paar Jahre später anfangen, bei Wettläufen mitzulaufen, ist regelmäßiges Lauftraining eine Gewohnheit.

So eine Gewohnheit passt mit unserem Selbst ganz gut zusammen. Das Selbst kann beschrieben werden als die Erinnerungen oder das Gedächtnis daran, welche Erfahrungen wir als Person gemacht haben. Ich habe im zarten Alter von 12 Jahren angefangen, Gedichte und Texte zu schreiben. In den letzten 31 Jahren habe ich immer wieder geschrieben. Ich gewöhne mich daran, fast täglich zu schreiben. Ein Tag ohne Schreiben erzeugt ein Empfinden, dass mir da irgend etwas fehlt. Gewohnheiten, denen wir nicht nach gehen können, erzeugen eine gewisse Unsicherheit. So erklärt sich, dass manche Menschen fremde Toiletten oder Betten nicht wirklich mögen, sie sind ihre eigene Umgebung gewohnt.

Nizam – mein ceylonesischer Mitbewohner in einer Haus-WG in Hainfeld – hat mir einmal gesagt: „Das Leben, Friedrich, das besteht einfach aus ein paar guter Gewohnheiten!“. Sagte es, nahm den Besen und kehrte den Küchenboden. Reinlichkeit war ihm wichtig, hätte man meinen können, wenn man ihn so das Haus fegen sah. Tatsächlich war er allerdings gerade dabei, einer seiner „guten Gewohnheiten“ nachzugehen. Dies entspricht lose dem Weg des Karma Yoga, zu dem es in der Bhagavadgita (II.48) heisst: „Gib die Anhänglichkeit auf, o Arjuna, und vollbringe, im Yoga gefestigt, deine Werke. Sei gleichmütig gegen Erfolg und Misserfolg. Gleichmut wird Yoga genannt.“ Insofern war weder Reinlichkeit ein Wert, dem Nizam gefolgt wäre, noch war die Tätigkeit des Saubermachens zielgerichtet, um ein wie auch immer sich darstellendes Ergebnis zu zeitigen. Stattdessen lag für Nizam der Wert des Kehrens gerade darin, zu handeln – und zwar unabhängig davon, welchen Erfolg das Handeln hat. Auch gegen die Resultate des Handelns war er weitgehend unempfindlich. So erklärt sich, dass er wenige Minuten danach ohne Bedenken wieder Dreck machen konnte.

Das ist einerseits eine ziemlich komplizierte Geisteshaltung, die vor allem bei den Hinduisten im Zusammenhang mit dem Yoga Weg weit verbreitet ist. Das „Abstehen von der Frucht der Werke“ ist ein Kennzeichen der ichlosen Handlung des Yoginis. Dies bezieht sich auf einen Zweige des Yoga, nämlich den des Werkes (karma). Wissen und Empfinden sind zwei weitere Wege, denen der Gläubige folgen mag. Das Ziel darin ist „moksha“ – also „Befreiung“. Unfreiheit als Zwang, das zu tun, was nicht gottgefällig ist, ist für den Hinduisten ein Widerstand oder ein Hindernis. Und diese Unfreiheit gilt es, zu überwinden.

gewohnheitenWir kennen Gewohnheiten, die wir tun, obwohl sie unseren eigentlichen persönlichen Werten und Haltungen entgegenstehen. Ein stibitztes Kaugummi, die Übertretung von selbstgesetzten Regeln, mit der Freundin des besten Freundes in die Kiste zu steigen (zugegeben: eine äusserst schädliche Gewohnheit!). Wir können also sagen: es gibt Gewohnheiten, die uns nutzen und andere, die uns schaden. Und – um es hinreichend kompliziert zu machen: Es gibt Gewohnheiten, die uns gleichzeitig nutzen und schaden. Zudem gibt es eine vierte Gruppe von Gewohnheiten, die neutral sind (also weder schaden noch nutzen). Die vier Gruppen von Gewohnheiten sind in der nebenstehenden Grafik übersichtlich dargestellt.

Schön wäre es natürlich, wenn wir nützliche Gewohnheiten stärken, schädliche Gewohnheiten schwächen und neutrale Gewohnheiten mit Gleichmut betrachten könnten. Bei den schädlichen und nützlichen Gewohnheiten, die also ambivalent (mehrwertig) sind könnten wir Aufmerksamkeit auf sie richten, um herauszufinden, was da eigentlich passiert. Der Alltag ist aber – leider – ein wenig anders: Wir halten fest an schädlichen Gewohnheiten und werten uns ab, wenn wir sie gezeigt haben. Wir würdigen unsere nützlichen Gewohnheiten selten. Neutrale Gewohnheiten beachten wir kaum. Die ambivalenten Gewohnheiten erzeugen häufig Unsicherheit.

Ob es für einen Menschen, der nur noch nützlichen Gewohnheiten folgt, wirklich schön ist, so zu leben, ist eine ziemlich individuelle Fragestellung. Eine allerdings bedeutsame wie ich finde. Das Kaleidoskop von Gewohnheiten, die sich in unserem Verhalten zeigen, verfügt über viele Farben (in der Grafik). Alle gemeinsam beschreiben einen Farbraum, in dem sich menschliches Leben abspielen kann. Die Gruppen von Gewohnheiten kann jeder Mensch in seinem eigenen Leben vermutlich rasch selbst mit Beispielen anreichern. Dann stellt er/sie sich vielleicht die Frage: „Welche Gewohnheiten passen eigentlich zu mir?“ oder: „Welche Gewohnheiten brauche ich gar nicht mehr?“.

zyklus_gewohnheitenAutomatisertes Verhalten basierend auf Gewohnheiten macht einen Großteil unseres Verhaltens und unsers Repertoires möglicher Verhaltensweisen aus. Gerade dann, wenn der Stres hoch, die Zeit knapp und die Entscheidung über das mögliche Verhalten (scheinbar) wenig komplex ist zeigen wir automatisertes Verhalten.

Dadurch entsteht eine Wechselwirkung zwischen unserem Selbst und unseren Gewohnheiten. Die Etablierung neuer Gewohnheiten folgt einem komplexen Enstcheidungsmoment unter Unsicherheit. Neue Gewohnheiten sind instabil und störungsanfällig. Alte und neue Gewohnheiten können gleichzeitig koexistieren. Gut etablierte Gewohnheiten stabiliseren unser Auftreten als Persönlichkeit. Der Auf- und Abbau von Gewohnheiten scheint ein lebenslanger Prozess zu sein, der auch persönlichkeitskonstituierend und -stabilisierend wirkt. In der nebenstehenden Grafik wird dieser Zyklus bzw. dieses Beziehungsgefüge illustriert.

Ein kleines Video von Matthieu Ricard über das Training von Glücklichsein als Gewohnheit als kleine Anregung, inwiefern das in meinem Artikel Angesprochene bezüglich eines möglichen Ziels, nämlich „Glücklichsein“ angewendet werden könnte:

 

HIGH TRUST

teamIm Zusammenhang mit „Vertrauen“ habe ich diesen kleinen Text gefunden:

„Für Männer sind demnach die symbolischen Beziehungen und Bindungen, die durch die Zugehörigkeit zur gleichen Gruppe entstehen, die Basis des Vertrauens in Fremde, kommentieren die Forscher. Frauen dagegen gründen ihre Entscheidung praktisch ausschließlich auf persönliche Bindungen, auch wenn diese eher lose erscheinen…. Aus diesem Grund vertrauen Männer im Allgemeinen mehr Menschen als Frauen, da sie nicht zu allen persönliche Beziehungen aufbauen müssen.“ Marilynn Brewer, William Maddux (Ohio-State-Universität, Columbo): Group Processes & Intergroup Relations, Bd. 8, Nr. 2, S. 159

http://www.wissenschaft.de/wissenschaft/news/255139.html

Mit meinen MitarbeiterInnen verbinde ich beide Aspekte (Gruppenzugehörigkeit und persönliche Bindung). Ohne Vertrauen in sie, könnte meine Vision einer kooperativen, auf der Autonomie der / des Einzelnen basierenden Arbeitsumgebung schwer realisiert werden.

I. Dabei mischen sich meine Erwartungen daran, was sie können (Kompetenz) und wie sie sich mit gutem Willen (Benevolenz) authentisch regelkonform einbringen (Integrität).
Zur Integrität habe ich ein schönes Zitat gefunden: „Real integrity is doing the right thing, knowing that nobody’s going to know whether you did
it or not.“ – Oprah Winfrey
Es gehört zu den gemeinsam getragenen Werten der Praxis, diese Vertrauensgrundlage zu pflegen und zu unterstützen. Dazu gehört auch, zu erkennen, wenn Defekte auftreten. Diese gilt es – beiderseits! – anzusprechen und zu beheben.
Das heisst: Angelegenheiten direkt und klar ansprechen!

II. Ohne diese Mechanismen gemeinsamer Weiterentwicklung wäre Vertrauen bloß eine Möglichkeit der der „Reduktion von interaktioneller Komplexität“ (Luhmann) bzw. eine Art des Umgangs mit „Unsicherheit“. Das wäre in meinen Augen defensiv und wenig die Eigenkräfte im Sinne eines „Empowerments“ stärkend. Dies korreliert für mich ganz deutlich mit dem gezeigten Respekt vor der Würde jedes Team-Mitglieds.
Das heisst: Respektvoll miteinander umgehen!

III. Dazu ist es meines Erachtens wichtig, transparent zu bleiben. Also die Angelegenheiten, die für den Praxisbetrieb von Belang sind, so zu kommunizieren, dass sie überprüfbar und veränderbar werden. Dazu folgendes Zitat: “Trust happens when leaders are transparent.“
– Jack Welch, Former CEO, G.E.
Das heisst: Transparenz schaffen!

IV. Bei allem Vertrauen gibt es einen „Pferdefuss“: Die Defektion – also der Bruch im Vertrauenskontinuum – muss für alle Seiten klar erkennbar – und im Zweifelsfall auch sanktionierbar werden. Und dabei erscheint mir die gegenseitige Sanktionierbarkeit der einzige gangbare Weg. Wenn ich als Chef in einer Situation etwas „verbocke“, dass zu einem Vertrauensverlust bei MitarbeiterInnen führt, soll das genauso ansprechbar und „heilbar“ sein wie umgekehrt. Ich dachte lange, es sei wichtig, dass ich als „Vertrauensgeber“ quasi einseitig aufgrund meiner eigenen Werte als „Beispiel voranginge“. Mittlerweile ist mir klar, dass auch meine MitarbeiterInnen MIR vertrauen. Dazu ist eine „fehlertolerante“ professionelle Grundlage hilfreich, die ein schnelles „Entschuldigen“ und eine „kontinuierliche Verbesserung der Arbeitsprozesse“ möglich werden. Dazu folgendes Zitat:
„What I call Level 5 leaders build enduring greatness through a paradoxical blend of personal humility and professional will.“
– Jim Collins
Das heisst: Fehlertolerante die Prozesse verbessern.

V. Loyalität zeige ich darin, dass ich wann immer ich von /über jemanden im Team spreche, der gerade nicht da ist, so tue, als sei er/sie anwesend. Man kann sich auf mich verlassen. Ich stelle mich vor und hinter meine Mitarbeiterinnen. Sie sind die wichtigste Ressource als Menschen in unseren Therapien. Führung, die illoyal wird, verliert meines Erachtens ihren Respekt. Das bedeutet zum Beispiel auch, nicht abfällig oder entwertend über die Fähigkeiten anderer Therapeuten zu sprechen.
Das heisst: Ich verhalte mich loyal im Team.

VI. Exzellente Ergebnisse sind die Folge vieler Faktoren. Die Performanz und das Engagement aller Teammitglieder gehört sicher dazu. Ergebnisorientierung ermöglicht quantitativen und qualitativen Vergleich und Verbesserung. Dazu ist es meines Erachtens notwendig, einerseits alle Grundlagen für persönliche Leistungsfähigkeit zu schaffen.
Das heisst: Exzellente Ergebnisse durch optimale persönliche Performanz.

VII. Andererseits ist es notwendig, „Bremsen“ der Entwicklung zu lösen. Vertrauen muss nicht verdient werden bei mir, sondern es wird bewiesen – und zwar durch persönlichen Erfolg. Deswegen ist die persönliche Entwicklung der Therapeutenpersönlichkeit ein unabdingbarer Faktor!
Dazu ist es notwenig, immer wieder dazuzulernen, sich gegenseitig rückzuversichern und gemeinsam auszuhandeln, was gebraucht wird, um besser zu werden.
Das heisst: Besser werden als lernende Organsiation.

VIII. Die Realität bringt gute und schlechte Situationen. Den Kopf in den Sand zu stecken und unangenehme Wahrheiten nicht auszusprechen, nur um der „Harmonie willen“ verbessert nicht die Vertrauensgrundlage. Sie unterminiert sie. Gute Nachrichten werden gerne geteilt. In einer Krise zeigt sich dann aber sehr schön, wie Vertrauen funktionieren kann. Wenn nämlich jedeR offen die von ihm/ihr wahrgenommene Wirklichkeit anspricht. Dazu ein schönes Zitat zu offenem Dialog etc.:
„We strive to tell everyone everything we can. We want a culture with open dialogue and straight answers. In terms of our work with employees, we have been direct with them even when they don’t like the answer. Our goal is not to please everyone but instead for them to trust that what we tell them is the truth. You can’t work the tough issues we face unless everyone, starting with the senior team, trusts one another.“
– Greg Brenneman, former CEO, Continental AIrlines
Das heisst: Sich gemeinsam der Realität stellen.

IX. Ich erwarte hohe Eigenständigkeit, Entscheidungsfreude und Autonomie meiner MitarbeiterInnen. Dazu ist es äusserst hilfreich, klar zu stellen, was genau ich erwarte und umgekehrt genau zu verstehen, was von mir erwartet wird.
Das heisst: Erwartungen klar formulieren.

X. Als Chef bekommst du keine „Feier deiner Selbstwichtigkeit“ – und wenn du das erstrebst, suche dir Menschen, die das mitmachen. Ich wollte mit niemandem gerne arbeiten, der Lobhudeleien und Freundlichkeiten verschenkt, um damit elementare Regeln der Verantwortlichkeit zu verdecken. Freiheit – so wie ich sie verstehe – bedeutet: Verantwortlich werden für die Räume, in denen ich frei sein will. Deswegen sehe ich meinen Job gerade darin, sozusagen das Beste aus jedem Teammitglied zum Vorschein zu bringen (bzw. ihm/ihr den Support zu geben, dass er/sie das selbst hinkriegt). Dazu noch ein Zitat:
„Remember, when you were made a leader, you weren’t given a crown, you were given a responsibility to bring out the best in others. For that, your people need to trust you.“
– Jack Welch, former CEO, General Electric
Das heisst: Verantwortung übernehmen.

XI. Wenn ich glaube, ich wüsste alles, falle ich früher oder später auf die Nase. Also wäre es eine gute Idee, besser zuzuhören. Und zwar nicht nur auf einer Sachebene sondern auf allen Ebenen, die im Gespräch (der Basis kooperativem Verhaltens) angesprochen werden. Dies ist auch ein Zeichen „emotionaler Bindungsfähigkeit“.
“We’ve all heard the criticism, ‘He talks too much.’ When was the last time you heard someone criticized for listening too much?“
– Norm Augustine, Former CEO, Lockheed Martin
Das heisst für mich: Höre absichtsvoll zu.

XII. Es ist ziemlich wichtig, zu seinem Wort zu stehen. Vertrauenswürdig werde ich als Leiter einer Organisation dann, wenn jedeR sich auf mein Wort verlassen kann – und dann auch entsprechende Taten folgen. “Trust doesn’t mean they tell you everything. It doesn’t mean they don’t posture. But it means if they say, ‘We will do this,’ they will do it. It is credibility. It is integrity.“
– Scott Smith, Publisher, Chicago Tribune
Das heisst: Steh zu Deinem Wort.

XIII. Vertrauen zu üben, bedeutet: Risiken eingehen!
Eines liegt darin, nicht mehr herrschen zu können. Nicht mehr der HERR / HERRIN im „eigenen Haus“ zu sein. Solange ich alle Maßstäbe und Regeln bestimme und gegbenenfalls sanktioniere, was MIR (nicht) gefällt, habe ich natürlich ein leichteres Leben. Natürlich deshalb, weil ich mich dann ganz wundervoll frei (und beliebig) fühlen darf. Wenn ich hingegen Vertrauen auf eine neue Grundlage bringe, indem ich das Gebiet des Vertrauens immer weiter ausweite, KANN ich nicht mehr selbstherrlich BESTIMMEN. Jedenfalls kann ich mir das authentisch nicht vorstellen! Wenn aber die Teilung gemeinsamer Normen Zeichen steigender Identifikation mit dem gemeinsamen Arbeitsumfeld sein soll, werde ich das über „Gutdünken nach Gutsherrenart“ vermutlich nicht erreichen. Diese Identifikation ermöglicht meines Erachtens erst eine vollständige Integration bei Abbau von Hierarchien zugunsten heterarischer Organisationsformen.

Ein zweites Risiko Vertrauen zu üben und zu KULTIVIEREN ist, dass ohne wirksame und klare Behebung von Vertrauensbrüchen keine sinnvolle realitätskonforme Entwicklung möglich ist. Auf gut Deutsch: Vertrauensselig dem Schiff beim Kentern zuzusehen ist für mich nun nicht gerade das Bild einer Führungspersönlichkeit, eines Käptn´s. Das Bild des Schiffs und eines Kapitäns etc. nutze ich oft, um mir immer wieder klar zu machen, dass der betriebliche und therapeutische Erfolg für MICH ganz unmittelbar an diese Kultur des Vertrauens geknüpft ist.

Ein drittes Risiko (oder eine Chance) einer Vertrauenskultur ist die damit einhergehende Verletzlichkeit der gesamten „Crew“. Wir erleben intensiver, wenn wir uns verletzt fühlen. Unser Handeln wird verbindlicher, überprüfbarer und vergleichbar. Stillstand in therapeutisch-fachlicher aber auch organisatorisch-betrieblicher Sicht ist ganz sicher der Tod jeglicher Kreativität. Ohne sich verletzlich (sprich: offen für Erfahrungen etc. ) zu fühlen, lasse ich neue Erfahrungen gar nicht „an mich heran“. Ohne diese Berührung ( die auch emotional ist) kann ich wie Georg Dehn mal gesagt hat, „keinen eigenen Standpunkt entwickeln“. In der Berührung riskiere ich aber auch, meinen eigenen Standpunkt zu verlieren. So funktioniert für mich Entwicklung. Nicht durch Mauern und hallsstarriges „Voran“ sondern – sozusagen: (nochmal) mit Gefühl.
Das heisst: Vertrauensräume kultivieren und erweitern.

Wikipedia führt dazu noch aus:

„Vertrauen ist der Wille, sich verletzlich zu zeigen“ (Bijsma & Costa, 2003; Mayer, Davis & Schoorman, 1995; Rousseau et al., 1998). Dieser einfache Satz umfasst mehrere Vertrauensdimensionen: 1. Vertrauen entsteht in Situationen, in denen der Vertrauende (der Vertrauensgeber) mehr verlieren als gewinnen kann – er riskiert einen Schaden bzw. eine Verletzung. 2. Vertrauen manifestiert sich in Handlungen, die die eigene Verletzlichkeit erhöhen. Man liefert sich dem Vertrauensnehmer aus und setzt zum Vertrauenssprung an. 3. Der Grund, warum man sich ausliefert, ist die positive Erwartung, dass der Vertrauensnehmer die Situation nicht zu seinen Gunsten ausnutzt.

Abschliessend noch zum sehr engen Verhältnis zwischen Scham, Verletzlichkeit und Vertrauen eine Pionierin der Schamresilienzforschung Brené Brown:

http://www.ted.com/talks/lang/de/brene_brown_on_vulnerability.html

Grundlage meiner Textbearbeitung war: http://www.coveylink.com/documents/13-Behaviors-Handout-CoveyLink.pdf

Selbstermächtigung

„Selbstermächtigung oder Self Empowerment. Das ist derzeit der für mich griffigste Begriff für den Prozess, sich selbst -so wie man ist – voll anzunehmen, sich die Welt und Alles zu Eigen zu machen und aus diesem Potenzial mit anderen in lebendige Interaktion treten zu können. Das vollständig souveräne, autonome Individuum manifestiert sich in seinen eigenen Handlungen durch seine eigene Selbstermächtigung.

Das ist nicht nur Selbstanerkennung und -liebe, Befreiung von allen Ideen und Gedanken, die nicht die eigenen sind, sondern noch mehr: die Erlaubnis kraft meiner eigenen Macht, mein LEBEN zu gestalten durch meinen Willen.

Der selbstmächtige Mensch : nicht das Ideal einer fernen Zukunft, sondern Realität jedes einzelnen Menschen in jedem neuen Augenblick. Kein neues Dogma, keine weitere Religion, sondern das Ende des Werdens und Suchens: SEIN.“

FF

Autonomie und geistige Behinderung

Lieber lebendig als normal

„Die eigentliche Frage ist jedoch nicht nach der richtigen Definition. Entscheidend ist vielmehr die Erkenntnis, ob und in welchem Maße wir wirklich und konkret frei sind.“ (Erich Fromm 1968b, GA Bd. IX, hier S. 46)

Der Begriff Autonomie ist griechisch. Er besteht aus den Bestandteilen „autos“ = Selbst und „nomos“ = Gesetz , daraus ergibt sich die wörtliche Übersetzung „Selbstgesetz“.  Diese Setzung wird fast immer als ein kognitiver Akt der Bestimmung verstanden. Wer sich selbst sein eigenes Gesetz gibt, ist darin ein „Autonomer“. Sein Selbst bestimmt seine Werte, seine Haltung.

Genau damit haben geistig behinderte KlientInnen Schwierigkeiten. Diese müssen meines Erachtens auf oberster Systemebene des Therapeuten beachtet werden. Dies kann im konkreten (therapeutischen) Handeln nur gehen, wenn ein praktikables Konzept oder mindestens eien Strukturierung des Feldes vorliegen. Handhabbare wissenschaftliche Publikationen gibt es bei Hahn, 1994 und bspw.  in der Dissertation von Weingärtner. Er skizziert in seiner „Basalen Selbstbestimmung“ ein alltagsorientiertes Konzept für Menschen mit schwerer geistiger Behinderung aus drei wesentlichen Elementen:

1. Selbstbestimmung als ‚Selbstentscheiden’Fremd- und Selbstbestimmung

„Das ‚Prinzip Entscheidenlassen‘ oder ‚Autonomieprinzip’ nach Hahn intendiert, bei den kleinsten Angelegenheiten des Alltags dem Menschen mit geistiger Behinderung die Möglichkeit zu geben, zu entscheiden.“ (Weingärtner, S. 118)

2.Erfahren der eigenen Wirkung

Weingärtners Ausführungen hierzu können hier nur skizziert werden. Prinzipiell ist Selbstwirksamkeit basal erfahrbar als Bewirkung von Wirkung durch als eigenes Handeln identifiziertes Handeln.

selbstwirksamkeit

Weingärtner fasst zusammen: „Wenn sich Selbstbestimmung bei Menschen mit schwerer geistiger Behinderung durch das Autonomie-Prinzip (‚Selbstentscheiden’ nach Hahn) im praktischen Alltag umsetzten soll und dieses ‚Selbstentscheiden’ davon abhängig ist, wieweit sich die Koppelung von Handlung und Wirkerfahrung ausgebildet hat, dann ist die Berücksichtigung der Erfahrung der eigenen Wirkung im praktischen (pädagogischen) Alltag für die Umsetzung von Selbstbestimmung für diejenigen Menschen besonders wichtig, für die die Koppelung von eigener Aktivität und entsprechender Wirkerfahrung nur eingeschränkt ausgebildet ist.“ (S. 127)

3.Selbsttätigkeit

wird als „jede Form der selbstgesteuerten motorischen Aktivität“ (S. 130) aufgefasst. Die Bedeutung und enggeführte Brisanz wird von ihm verdeutlicht: „Selbsttätigkeit als Aspekt der Selbstbestimmung bei Menschen mit schwerer geistiger Behinderung hat insofern eine andere Bedeutung als ‚Entscheidenlassen’, als es den Menschen mit schwerer geistiger Behinderung nicht in die Rolle des Antwortenden stellt, sondern es ihm ermöglicht, aufgrund seiner Interpretation der Situation, selbst zu bestimmen etwas zu tun. Der Möglichkeitsraum (Freiheitsraum nach Hahn) ist größer, wenn der Mensch mit schwerer geistiger Behinderung nicht durch eine Frage eingeengt wird. Die intellektuellen Anforderungen können bei einer Selbsttätigkeit geringer sein als bei einem Entscheiden. Um selbsttätig zu sein, steht weniger die Vorwegnahme der Zukunft im Vordergrund, denn die Koordination der Motorik in der Gegenwart.“ (S. 134).

So viel von Weingärtners Konzept. Es bleiben Fragen nach dem Willen und der Eigentlichkeit geistig behinderter Menschen. Wille ist ein Mittel – gemeinsam mit anderen – sein Eigenes zu tun. Zu vergleichen und aus Alternativen wählen, was zu mir passt: sicher eine Basis fuer das Eigen-Sein. Eigenes Tun ohne etwas Anderes werden zu wollen. Oder: be not become. DAS können ALLE, oder nicht? OB der Einzelne und auf welcher Schwelle es tut, wer weiss? ICH weiss nicht, ob ein konkretes Individuum Wille hat oder nicht, sein Eigenes tut oder nicht. ABER: ich werde ihn genau so behandeln…. Darin  manifestiert sich meine Haltung erst in der konkreten Situation mit einem anderen konkreten Menschen. Die behinderten Kinder, mit denen ich gearbeitet habe, hatten alle IHRE Eigenheiten. Mir wäre nie in den Sinn gekommen, sie täten etwas anderes als ihr Eigenes. Manchmal passte mir das, manchmal nicht. Ein Junge liess sich ueber Monate nicht berühren, ohne Zeter und Mordio zu schreien. Er hatte – trotz starker geistiger Retardierung (IQ ca. Bei 65) – aufgrund seiner persoenlichen geschichte gute GRÜNDE, sich so zu verhalten. Nach etwa nem dreiviertel Jahr habe ich ihn versehentlich ueber den Handruecken beim Spielen mit der Eisenbahn gestreift. Er hat – was sehr selten geschah!- mich direkt angesehen. Und hat meine Hand auf seinen Handrücken GEDRÜCKT. und hat gelacht, befreit …

Hier haben wir allles: begruendetes Handeln, alternative Handlungsmoeglichkeiten, Entscheidung, Affektaeusserung und Veraenderung, sogar Interaktion. Und das mit nem 65-er IQ ! Fazit fuer mich: im Zweifelsfall tut mein Gegenueber gerade seinen Willen, auch wenn es mir vollkommen unmoeglich ist, zu beweisen, ob oder ob nicht irgendwelche geistigen Prozesse bei ihr / ihm ablaufen.

Ist es notwendig, sich diese Fragen zu stellen? Oder umgekehrt :  Was bedeutet das fuer uns diese Fragen nach Autonomie und geistiger Behinderung zu stellen?  Ändern wir unser Verhalten? Und woran merken wir das? TherapeutInnen müssen sich mit diesen Fragen beschäftigen, wenn sie mit geistig behinderten Menschen arbeiten wollen – und sie werden ihre Antworten finden. Da bin ich sicher!

 

Autonomie des Klienten UND der Therapeutin

Wie die Basis eines Eisbergs bestimmt unser Erfahrungsgedächtnis die in uns auftretenden Gefühle. Sie sind massgeblich an der Chance, eine bestimmte (verstandesmäßig bewußte) Handlung zu realisieren, beteiligt. Der Sprache entzogen leiten uns diese Gefühle entlang unserer entwickelten Persönlichkeit. Unsere Gefühle statten uns mit einem robusten, überlebensfähigen System aus. In diesem werden körperlich (mehr oder weniger deutlich wahrnehmbare) Marker gesetzt. Diese sind unmisverständlich als STOP oder GO Maximen formuliert. Die erfolgreiche Regulation aus körperlichen (somatischen /DAMASIO) Markern und bewusstseinsfähigen Willensinhalten zeigt den Grad von Zufriedenheit an. Praktisch ist diese Selbstregulation einer Selbstkontrolle (Quäl Dich!) vorzuziehen. Für den Therapieprozeß ergibt sich dadurch eine höhere Concordance wenn Therapeut und Klient in diesem Sinn verträgliche Regulationsschritte entwickeln können. Es braucht also auf der Makroebene partizipative Entscheidungsfindung, auf der Mikroebene soll möglichst wenig Selbstkontrolle und stattdessen möglichst viel Selbstregulation ermöglicht werden. Die Übungen, Hausarbeiten,Eigenwahrnehmungs- und Selbstlernprogramme stehen und fallen mit dem positiven gefühlsmäßigen GO-Signal des Klienten. Bloße Compliance als aktive MITarbeit in einem weitgehend paternalistisch geprägten Beziehungsgefüge genügt NICHT dem Gebot für den Klienten attraktive und (leicht) erreichbare Ziele zu entwickeln. Die Ziele müssen ein klares gefühlsmäßiges GO bekommen, damit die bestmöglichen Lern- und Erfahrungsbedingungen entstehen. Diese Überlegung basiert auf der ethischen Weichenstellung nicht-hierarchischer, gewaltfreier Beziehungen zwischen Akteuren des Prozesses, also Autonomie des Klienten UND der Therapeutin.