Der erwachende Mann: Ein Portrait der Möglichkeit für die Menschheit (Jeff Brown)

Von Jeff Brown (Übersetzung Petra & Gordon)

„Der erwachende Mann ist bewusst, vom Herzen definiert. Durch seine Augen betrachtet, ist bewusst zu sein weder ein Konstrukt des Gehirns noch eine intellektuelle Übung bar jeder Gefühle. Es ist eine gefühlte Erfahrung, eine sich ständig ausdehnende Bewusstheit, welche sich vom Herzen nach außen bewegt. Es ist Gott fühlen, nicht Gott denken. Der neue Mann ist immer in dem Prozess, durch eine sich vertiefende Berührungsfläche mit der Welt der Gefühle zu erwachen. Er strebt immer weiter nach einer tiefempfundenen und einschließenden Bewusstheit.

Der erwachende Mann hat seinen Fokus von einer lokalisierten und ethnozentrischen Perspektive auf einen Welt-zentrierten Rahmen der Wahrnehmung verschoben. Seine Gemeinschaft ist die Menschheit/Menschlichkeit. Verwurzelt in Beziehungen, wächst sein Sinn für Verantwortung weit über sein lokalisiertes Selbst und die Gemeinschaft hinaus. Wo es möglich ist, werden seine Entscheidungen durch eine (expansive) Vision für die Möglichkeit der gesamten Menschheit angetrieben. Nicht jeder Mann für sich selbst, sondern jeder Mann für die Menschheit/Menschlichkeit.

Der erwachende Mann verehrt das heilige Weibliche in all seinen Formen. Er feiert das Wunder Frau. Er ist respektvoll, ehrerweisend und gütig. Er ist betrübt durch die ewigen Gräueltaten gegen die Frauen, welche vom böswilligen Männlichen getan werden. Er zieht seine Brüder zur Verantwortung. Er entschädigt für seine eigenen Missetaten. Er hilft bei der Erschaffung einer Welt, in der alle Frauen sich sicher fühlen werden, sich frei zu bewegen, ihre Stimme zu finden, ihre angeborene Großartigkeit zu verwirklichen. Er begrüßt eine Welt, in der Männer und Frauen ebenbürtige Partner sind. Menschheit.

Der erwachende Mann leitet sich nicht von Äußerlichkeiten her. Er ist authentisch begründet. Er vergleicht sich nicht mit anderen. Er passt seine Persönlichkeit nicht denen der Masse an. Er steht in seiner eigenen Mitte, respektiert die Anderen aber, ist nicht durch diese definiert. Er arbeitet unablässig daran, sein Bewusstsein von Egoverstrickungen zu befreien, welche es fesseln. Er ist sein eigener Maßstab geworden, welcher Authentizität höher als Image bewertet. Er ist der Bildhauer seiner eigenen Realität.

Der erwachende Mann arbeitet mutig an seinen emotionalen Prozessen. Er räumt seine emotionalen Trümmer auf und verwirft seine Rüstung. Er stellt sich seinen Problemen und unbewussten Mustern vom Herzen her. Er erzählt sich selbst von seinen selbst-vermeidenden Tendenzen und ehrt die Weisheit, die im Kern seines Schmerzes sitzt. Er kommuniziert seine Gefühle in einer Art, die respektvoll gegenüber den anderen ist. Er lernt und spricht die Sprache des Herzens.

Der erwachende Mann führt eine absichtsvolle Existenz. Er hat den Ruf zu einem tieferen Leben gehört. Nicht befriedigt vom Überleben allein, wurzeln seine Ambitionen in höheren Überlegungen – dem Auffinden/Ausgraben und Verwirklichen seiner heiligen Bestimmung. Er erfährt seine Energie durch seine Absicht, nicht durch die Machenschaften seines ungesunden Egos. Er ist umhüllt von der Authentizität seiner Bestimmung, welche durch den Schleier dessen sieht, was wirklich von Bedeutung ist. Seine Bestimmung ist sein Weg.

Der erwachende Mann ist verantwortlich für seine Handlungen und deren Auswirkungen. Er weist die Verantwortung nicht zurück. Er weicht nicht aus oder beschuldigt andere. Er erkennt sich selbst an und ist emotional aufrichtig. Er gibt seine Fehler zu und entschädigt dafür. Er arbeitet unablässig in der Tiefe seines Inneren und erschafft mit jeder Lektion ein klareres Bewusstsein.

Der erwachende Mann bewegt sich von innen nach außen. Mehr interessiert an innerer Entwicklung als an äußerer Errungenschaft, kultiviert und ehrt er seine Intuition. Er erkundet und entwickelt seine innere Geographie. Er erlebt Abenteuer tief im Inneren und integriert die Kostbarkeiten, die er auf dem Weg zu sich selbst freilegt. Er sucht nach Kongruenz zwischen seinem inneren (Er)leben und seinen äußeren Manifestationen.

Der erwachende Mann sucht Ganzheit. Eine fragmentarische Seinsweise befriedigt ihn nicht. Er hat keine Verbindung zu den archaischen, linearen Vorstellungen der Männlichkeit. Er sucht nach dem heiligen Gleichgewicht zwischen dem gesunden Männlichen und dem gesunden Weiblichen. Er sucht einen einschließenden Weg des Seins, einen, der alle archetypischen Aspekte reflektiert.

Der erwachende Mann verkörpert den höchsten Standard der Integrität in seinen Worten und Taten. Er unternimmt nachhaltige Anstrengungen, um sich durch alles zu arbeiten, was in seinem Inneren noch nicht integriert ist. Das Bezugssystem seiner Integrität ist nie zweckdienlich oder eigennützig. Er löst sein Wort ein, auch auf eigene Kosten. Er bewegt sich von einem Wertesystem aus, das unerschütterlich und unbestechlich ist. Er erkennt, dass Erfolg ohne Integrität karmisch unsolide und sinnlos ist.

Der erwachende Mann gibt einer bewussten Beziehung den Vorrang. Er ehrt authentische Mit-Schöpfung. Er ehrt die Beziehung als spirituelle Übung/Praxis. Er sucht physische Intimität, die tief verletzlich macht und aus tiefstem Herzen verbindend ist. Er ist eingestimmt, engagiert und auf gesunde Weise abgegrenzt. Wenn Beziehungs-Herausforderungen auftauchen, arbeitet er sich couragiert durch alle Hindernisse hindurch bis zu Nähe und Vertrautheit. Er steht im Feuer des Herzens.

Der erwachende Mann ist ein Krieger des Herzens. Er trägt sein klärendes Schwert innen, alles wegschneidend, was nicht mitfühlend ist. Nach zu vielen Lebenszeiten mit der Waffe in der Hand, wird nun ein gütiger Krieger im Kern seines Seins geboren. Er ehrt das Durchsetzungsvermögen des Kriegers, aber er ist nicht willkürlich aggressiv. Er handelt aus der Liebe und aus dem Mitgefühl.

Der erwachende Mann bemüht sich, in einem Zustand immerwährender Dankbarkeit zu leben. Er ist dankbar für das Geschenk des Lebens. Er dankt seinen Vorfahren, die das Fundament geschaffen haben, auf dem seine Entwicklung stattfindet. Er ist denen dankbar, die ihn ermutig haben, bevor er sich selbst ermutigen konnte. Er ist denen dankbar, die sein Leben lang an seiner Seite stehen. Er weiß, dass er nicht alleine steht.

Der erwachende Mann fühlt sich wohl in seiner Verletzlichkeit. Er partizipiert an seinen eigenen Enthüllungen. Er hat keine Angst davor sich hinzugeben; der Realität, der Liebe, der Wahrheit. Das ist keine abgeschwächte Form der Hingabe, sondern eine, die mit Mut geschmückt ist. Es erfordert mehr Mut sich hinzugeben als gefühllos zu sein. Er erforscht offen seine Kapazitäten der Empfänglichkeit und Zärtlichkeit. Er identifiziert diese Kapazitäten nicht als eindeutig weiblich, sondern als gesamt menschlich. Er ist im Kern stark genug, um in einer breiten Palette von Emotionen zu leben.

Der erwachende Mann bewegt sich verantwortlich durch den Markt der Bedürfnisse, mit einem wachen Auge auf die Wege des ungesunden Egos. Er ist nicht opportunistisch in einem Vakuum. Er konkurriert nicht um des Wettkampfs willen. Er häuft nicht an um der Anhäufung willen. Beim Kartieren seines Weges achtet er aufmerksam auf dessen Auswirkungen auf die Menschlichkeit. Er ist ermächtigt, aber er nutzt seine Macht nicht aus. Er leitet seine Macht von der Verbindung zur Quelle her, nicht von Macht über andere. Wo es möglich ist, teilt er die Fülle und schenkt sie der Menschlichkeit zurück. Er arbeitet hart dafür, eine Brücke zu schlagen zwischen der Welt, wie sie ist, und einer Welt göttlicher Möglichkeiten.

Der erwachende Mann hat Ehrerbietung für Mutter Erde. Er hat Ehrfurcht vor den Tieren. Er sieht sich selbst nicht als besser oder verschieden von der natürlichen Welt. Er versteht die miteinander verbundene und voneinander abhängige Natur der Realität. Er weiß, dass wenn er die Umwelt schädigt, er sich selbst schädigt. Er bewegt sich mit Achtsamkeit, mit Bewusstheit, mit Verantwortungsbewusstsein und Wertschätzung.

Der erwachende Mann hat keine Forderungen an Gott. Seine Spiritualität ist tolerant, einschließend, respektvoll. Er ehrt alle Wege zu Gott, solange diese die Anderen respektieren. Er akzeptiert jene die glauben und jene die nicht glauben. Er verurteilt jeden Weg, der religiöse Unterschiede als Rechtfertigung für Gewalt benutzt.

Der erwachende Mann bringt viele Qualitäten der gesunden maskulinen Art der Alten hervor. Er ist edel. Er ist verantwortlich. Er ist produktiv. Er ist gutherzig. Er ist beschützend. Er ist unbeirrt ehrenvoll. Er steht fest auf der Erde. Er ist robust. Er ist flexibel. Er ist realistisch. Er ist hoffnungsvoll. Er ist sensibel, nicht zerbrechlich. Er ist gesund egoistisch, nicht selbst-zentriert. Er ist beides, praktisch und erhoben/beflügelt im selben Augenblick. Er steigt mit beiden Füßen auf den Boden. Er ist tatsächlich/ganz und gar hier.“

Jeff Brown

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