Aschezeit (Eliade und Bly)

asche„Die Initiation besagt, dass im Inneren des Jungen ein kindliches Wesen sterben muss, bevor er zum Mann werden kann. Die Zeit der Asche ist eine Zeit, die dafür vorgesehen ist, dass dieser ich-gebundene Junge stirbt. Der Junge im Alter zwischen acht und zwölf Jahren, den man von seiner Mutter entfernt hat, begibt sich in die Hände der alten Führer, die sein Gesicht und manchmal seinen ganzen Körper mit Asche bedecken, damit er die Farbe der Toten hat und so an den inneren Tod erinnert wird, der im bevorsteht. Vielleicht wird er für Stunden oder sogar Tage an einen dunklen Ort gebracht, wo er den Geistern der toten Vorfahren vorgestellt wird. Dann kriecht er durch einen Tunnel – oder eine Vagina – aus Gestrüpp und Zweigen. Am anderen Ende warten die alten Männer auf ihn, doch erst jetzt hat er einen neuen Namen.“ Mircea Eliade

mein herz
brennt
in höllen
ich lasse
es zu
asche werden

R. Keyser vertritt die These, dass jungen Männern zur Zeit der Wikinger manchmal zwei oder drei Aschenjahre zugestanden wurden. Auch erwähnt Keyser „einen Schlackebeißer aus dem elften Jahrhundert mit Namen Strkard, der mehrere Jahre in der Asche verbrachte, bis sein Pflegevater ihn aufforderte, an einer Kriegsfahrt teilzunehmen. Sofort stand er auf, rasierte sich, zog sich an und wurde einer der besten Krieger auf dieser Fahrt; später wurde er ein berühmter Dichter, an den auch in altnordischen Sagas erinnert wird.“Für Bly ist die Absolvierung einer Aschezeit für einen jungen Mann essentiell für sein späteres Fortkommen als verantwortungsbewusster Mann, welcher Zugang zu seiner inneren Männlichkeit und seinen emotionalen Fähigkeiten hat. Die Zeit der Asche ist wie oben beschrieben die Begegnung mit dem symbolischen Tod und der Schwächung. In ritueller Lethargie verharren die jungen Männer, bis sie der Asche überdrüssig werden, sich gegen die Asche auflehnen und sprichwörtlich aus der Asche auferstehen:
„Falls der Mann diese Schwächung nicht in aller Schärfe erlebt, wird er seine Überheblichkeit beibehalten und sich weiter mit allem in ihm identifizieren, das fliegen kann: seinen Sexualtrieb, seinem Verstand, seiner Verweigerung, eine Bindung einzugehen, seiner Abhängigkeit, seiner Kälte.“

aus: http://othes.univie.ac.at/6990/1/2009-10-19_0000409.pdf
Robert Bly, Eisenhans
Mircea Eliade,Mythen Traeume und Mysterien

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