Niemandem gleichst Du, weil ich Dich liebe.
Archiv der Kategorie: Zitate
Einzelne Zitate (samt Quellenangabe) sammle und publiziere ich hier …
Die Furcht vor der Freiheit (Erich Fromm)
„Pirandello verleiht diesem Gefühl … Ausdruck. … Wer bin ich? Welch anderen Beweis für meine Identität habe ich als den Fortbestand meines körperlichen Selbst? Seine Antwort ist nicht wie bei Descartes die Bejahung des persönlichen Selbst, sondern dessen Leugnung: Ich besitze keine Identität, es gibt kein Selbst ausser dem Spiegelbild dessen, was andere von mir erwarten: Ich bin, wie du mich haben willst.“ (S. 184)
„Was also bedeutet Freiheit für den heutigen Menschen? Er hat sich von äusseren Fesseln befreit, die ihn daran hindern könnten, das zu tun und zu denken, was er für richtig hält. Er möchte die Freiheit haben, nach seinem eigenen Willen zu handeln, wenn er nur wüsste, was er will, denkt und fühlt. Aber eben das weiss er nicht. Er richtet sich dabei nach anonymen Autoritäten und nimmt ein Selbst an, das nicht das seine ist. Je mehr er das tut, desto ohnmächtiger fühlt er sich, um so mehr sieht er sich gezwungen, sich anzupassen. Trotz allem dick aufgetragenen Optimismus und trotz aller äusserlicher Initiative ist der heutige Mensch von Gefühl einer tiefen Ohnmacht erfüllt, so dass er wie gelähmt herannahenden Katastrophen entgegenstarrt.“ (S. 185)
„Die Verzweiflung des automatenhaften Konformisten ist ein fruchtbarer Boden für die politischen Ziele des Faschismus.“ (S. 185)
Aus Erich Fromms Credo:
„Ich glaube, dass die Liebe sozusagen der „Hauptschlüssel“ ist, mit dem sich die Tore zum Wachstum des Menschen öffnen lassen. Ich meine damit Liebe zu und Einssein mit jemand anderem oder etwas außerhalb von mir selbst, wobei das Einssein besagt, dass man sich auf andere bezieht und sich mit anderen eins fühlt, ohne damit sein Gespür für die eigene Integrität und Unabhängigkeit einschränken zu müssen. Liebe ist eine produktive Orientierung, zu deren Wesen es gehört, dass folgende Merkmale gleichzeitig vorhanden sind: Man muss sich für das, wo- mit man eins werden will, interessieren, sich für es verantwortlich fühlen, es achten und es verstehen.“
In der Tiefe der Seele (Willigis Jäger)
Für Eckhart ist das Suchen nach Gott zwecklos. Der Wunsch, die Gottesgeburt zu erfahren, hindert den Menschen sogar daran, Gott näher zu kommen: “Je mehr man dich (Gott) sucht, um so weniger findet man dich. Du sollst ihn suchen so, dass du ihn nirgends findest. Suchst du ihn nicht, so findest du ihn“. Eckehart unterscheidet sich hier nicht von anderen Mystikern. So schreibt der Verfasser der “Wolke des Nichtwissens”, dass man seine Sehnsucht nach Gott vor Gott verbergen soll. Ähnliches sagt folgender Zentext: Joshu fragte: “Soll ich mich dem Weg zuwenden oder nicht?” Nansen sagte: „Wenn du dich ihm zuwendest, gehst du gegen ihn“. Joshu fragte: „Wenn ich mich dem Weg nicht zuwende, wie kann ich dann wissen, dass es der Weg ist?“ Nansen antwortete: „Der Weg gehört nicht zu Wissen oder Nicht- wissen.“ Eckehart fragt selber, ob der Mensch denn dann Gottes Willkür ausgeliefert ist. Nein, für Eckehart gibt es wie für jeden Zenmeister den Weg: „Suchst du ihn nicht, so findest du ihn“. Suchen liegt noch zu sehr auf der Ego-Ebene. Der Mensch will noch etwas. Das Ich ist noch zu sehr beteiligt. Nur wenn er vollkommen losgelassen hat, ist er bereit für die Gnade. Alles Üben ist ein Üben des Loslassens. Wird der Mensch wirklich gelassen und leer, muß Gott sich eingießen: “Es ist ein Augenblick: das Bereitsein und das Eingießen. Wenn die Natur ihr Höchstes erreicht, dann gibt Gott die Gnade; im gleichen Zeitpunkt, da der Geist bereit ist, geht Gott (in ihn) ein, ohne Verzug und ohne Zögern”. Bereitsein und Eingießen ereignen sich im gleichen Augenblick: „Deshalb muss Gott sich notwendig einem abgeschiedenen Herzen geben“. Wenn der Mensch sein Ich gelassen hat, erscheint das Göttliche in der Tiefe seiner Seele. Das Lassen oder, wie wir meistens sagen, das Loslassen hat nichts mit einem Willensakt zu tun. Willentlich können wir nicht lassen. Wir müssen gleichsam in uns selbst einkehren, bis auch unser Wille in der Abgeschiedenheit untergeht. Unser Wille muss uns auf den Weg setzen, uns motivieren, aber dann in der Gebetsübung untergehen.
Willigis Jäger in: Suche nach dem Sinn des Lebens. Bewusstseinswandel auf dem Weg nach innen. Via Nova-Verlag, Petersberg
Der Hase mit den himmelblauen Ohren (Marc Bollinger)
Bücher? Märchen? Vorlesegeschichten? Ich finde, die kleine Geschichte ist herzallerliebst… Die „Reise“ durch verschiedene Identitätsentwürfe und Rollenverständnisse beschreibt sehr anschaulich, wie die offensichtliche und alle Zeit verfügbare „Begleitung“ (der Mond) Halt und Sicherheit geben kann.
Aber erst in dem Moment, in dem sich der Hase der Kraft des Mondes wirklich öffnet. Erst dann wird aus der treuen Begleiterin tiefer Nächte ein erhellendes Licht, das zur Selbstakzeptanz führt.
Die Kurzversion der Geschichte zum Vorlesen findet ihr hier.
Die PDF-Datei könnt ihr auch bei mir herunterladen.
Gloomy Sunday (Düsterer Sonntag)
Warum sollte ein Mensch leben? Oder: Warum sollte ein Mensch nicht wählen, zu sterben? Ist es eine Freiheit, zu gehen? Oder Not, die uns bindet an Dämonen, die uns in eine „lange Nacht“ ziehen? Nicht umsonst wird der Schlaf – aber auch der Orgasmus – manchmal als kleiner Tod bezeichnet.
Gloomy Sunday ist der englische Titel des im Oktober 1932 von dem ungarischen Pianisten Rezső Seress komponierten Liedes Szomorú Vasárnap (Ungarisch für „Trauriger Sonntag“). Anlass war, dass seine Verlobte ihn verlassen hatte. Das Lied, das auch als „Lied der Selbstmörder“ bekannt war, wurde in der jüngeren Vergangenheit wiederentdeckt und besonders durch den Film Ein Lied von Liebe und Tod weithin bekannt. Viele Radiosender weigerten sich, das Lied zu spielen, da sie meinten, es würde direkt zum Suizid anregen. Der entscheidende Ausschnitt findet sich hier (Warnung: Dort bringt sich tatsächlich jemand um. Wer das nicht sehen möchte, bitte einfach nicht anklicken!)
Das ist aber nur die eine Hälfte einer möglichen Wahrheit. Der Film behandelt die komplexe und tiefgründige polyamore Liebe zwischen drei Männern und der weiblichen Protagonistin Ilona. Auf diesem Hintergrund bin ich überhaupt erst auf den Film – und auch das Lied gestossen. Das vollständige Drehbuch findet ihr hier bei mir.
Es gibt ziemlich viele verschiedene Umsetzungen des Lieds. Auf Youtube finden sich einige Versionen. Eine komplette Liste der unterschiedlichsten KünstlerInnen findet ihr hier. Die unglaubliche Diamanda Galas hat (natürlich) eine eigene Umsetzung gesungen… und diese möchte ich Euch gerne hier zeigen, auch weil Galas so eine Ausnahmekünstlerin ist, deren Entwicklung ich schon seit Jahren verfolge …
Emilie Autumn hat eine weitere Version in der Badewanne aufgenommen:
Je mehr ich mich mit der Rezeptionsgeschichte des Lieds beschäftige, desto klarer wird mir, dass nahezu alle Sängerinnen, die ich mag, eine Version davon gesungen haben, so spät erst finde ich dieses Lied … auch von Gitane Demon:
Um diesen Beitrag zu vervollständigen möchte ich die deutsche Übertragung hier noch zitieren.
„Trauriger Sonntag
Dein Abend ist nicht mehr weit
Mit schwarzen Schatten teil´ ich meine Einsamkeit
Schließ ich die Augen, dann seh ich sie hundertfach
Ich kann nicht schlafen und sie werden nie mehr wach
Ich seh Gestalten ziehn im Zigarettenrauch
Lasst mich nicht hier, sagt Engeln ich komme auch
Trauriger Sonntag
Einsame Sonntage hab ich zuviel verbracht
Heut mach ich mich auf den Weg in die lange Nacht
Bald brennen Kerzen und Rauch macht die Augen feucht
Weint doch nicht Freunde endlich fühl ich mich leicht
Der letzte Atmenzug bringt mich für immer heim
Im Reich der Schatten da werd ich geborgen sein
Trauriger Sonntag“
Und hier vorsichtshalber die komplette Liste verschiedener Versionen:
g l o o m y s u n d a y – r e c o r d i n g s ( s e l e c t i o n )
a r t i s t | r e c o r d i n g | t y p e | y e a r | ## |
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Hal Kemp & his Orchestra | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1936* | US |
Vincent Lopez & his Orchestra | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1936* | US |
Henry King & his Orchestra | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1936* | US |
Paul Whiteman & his Orchestra | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1936* | US |
Paul Robeson | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1936* | US |
The Albert Sandler Trio with Hildegarde | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1936* | UK/US |
Damia | Sombre Dimanche | 10″ 78rpm | 1936 | FR |
Trío Piana-Garza-Kohan / Mercedes Simone | Triste Domingo | 10″ 78rpm | 1937 | AR |
Artie Shaw & his Orchestra | Don’t Fall Asleep | 10″ 78rpm | 1940 | US |
Billie Holiday | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1941 | US |
Don Byas | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1946 | US |
Billy Eckstine & his Orchestra | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1946 | US |
Charlie Barnet & his Orchestra | Gloomy Sunday | 10″ 78rpm | 1949 | US |
Shelly Manne & Bill Russo | Deep People | LP | 1951 | US |
Jerry Wald Orchestra | Listen to The Music of Jerry Wald-2 | LP | 1955 | US |
Page Cavanaugh | Carries the Torch | LP | 1956 | US |
Leroy Holmes & his Orchestra | Music for Crazy Mixed-Up People | LP | 1957 | US |
Josh White | Josh White Sings Ballads and Blues | LP | 1957 | US |
Woody Herman & his Orchestra | Live at Peacock Lane Hollywood | live LP | 1958 | US |
The Creed Taylor Orchestra | Shock Music in Hi-Fi | LP | 1958 | US |
Mel Tormé | Tormé | LP | 1958 | US |
Mickey Baker | Wildest Guitar | LP | 1959 | US |
Miss Toni Fisher | The Big Hurt | LP | 1959 | US |
Bev Kelly | Love Locked Out | LP | 1959 | US |
Claudia Thompson | Goodbye to Love | LP | 1959 | US |
Lorez Alexandria | Sing No Sad Songs For Me | LP | 1961 | US |
The Bob Brookmeyer Orchestra | Gloomy Sunday and Other Bright Moments | LP | 1961 | US |
Johnny Griffin with Strings & Brass | White Gardenia | LP | 1961 | US |
Sarah Vaughan | The Divine One | LP | 1961 | US |
Dorothy Ashby | Dorothy Ashby | LP | 1962 | US |
Ketty Lester | Love Letters | LP | 1962 | US |
Peter Nero | Hail The Conquering Hero | LP | 1963 | US |
Roy Hamilton | Sentimental, Lonely and Blue | LP | 1964 | US |
Jimmy Smith | Monster | LP | 1965 | US |
Stan Kenton | The World We Know | LP | 1967 | US |
Herbie Mann | The Herbie Mann String Album | LP | 1967 | US |
Anna Black | Meet Anna Black | LP | 1968 | US |
Genesis | In The Beginning | LP | 1968 | US |
Carmen McRae | The Sound Of Silence | LP | 1968 | US |
Rita Moss | Superb | LP | 1968 | US |
Ray Charles | I’m All Yours-Baby! | LP | 1969 | US |
Joanne Vent | Black and White of it is Blues | LP | 1969 | US |
Barbara Dickson | Do Right Woman | LP | 1970 | UK |
Big Maybelle | The Last of Big Maybelle | LP | 1973 | US |
Jimmy Witherspoon | Spoonful | LP | 1975 | US |
Etta Jones | My Mother’s Eyes | LP | 1977 | US |
Lydia Lunch | Queen of Siam | LP | 1980 | US |
Elvis Costello & the Attractions | Trust | LP | 1981 | UK |
The Associates | Sulk | LP | 1982 | UK |
Marc and The Mambas | Torment And Toreros | LP | 1983 | UK |
Swansway | Soul Train | single | 1983 | UK |
Hades | Born To Metalize | comp. LP | 1984 | US |
Peter Wolf | Lights Out | LP | 1985 | US |
Christian Death | Atrocities | LP | 1986 | US |
Marianne Faithfull | A Perfect Stranger | comp. LP | 1987 | UK |
Serge Gainsbourg | You’re Under Arrest | LP | 1987 | FR |
Abbey Lincoln | Abbey Sings Billie Volume 1 | LP | 1987 | US |
Cats Laughing | Cats Laughing | cassette | 1988 | US |
Carol Kidd | The Night We Called It A Day | LP | 1990 | US |
Diamanda Galás | The Singer | LP | 1992 | US |
Sinéad O’Connor | Am I Not Your Girl | LP | 1992 | IR |
Charles Brown | Just a Lucky So and So | LP | 1994 | US |
Satan’s Cheerleaders | Infinity | LP | 1994 | US |
Gitane Demone | With Love And Dementia | live LP | 1995 | US |
Louis Tillett & Charlie Owen | Midnight Rain | LP | 1995 | AU |
Sarah McLachlan | Rarities, B-Sides & Other Stuff | comp. LP | 1996 | CA |
Lil Darling Hot Club | All That Swing | LP | 1997 | IT |
Danny Michel | Clear | LP | 1998 | CA |
Satan’s Sadists | Sympathetic Majesties Request | comp. LP | 1998 | US |
Björk | Stormy Weather | comp. LP | 1999 | IS |
Heather Nova | Gloomy Sunday | single | 1999 | BM |
The Smithereens | God Save The Smithereens | LP | 1999 | US |
Sarah Brightman | La Luna | LP | 2000 | UK |
Kronos Quartet | Kronos Caravan | LP | 2000 | US |
Ricky Nelson | Legacy | comp. LP | 2000** | US |
Hans Koller | Lovers and Strangers | LP | 2001 | DE |
Iva Bittová | j.h. | LP | 2002 | CZ |
Singing Loins | The Complete and Utter | LP | 2004 | UK |
Venetian Snares | Rossz Csillag Alatt Született*** | LP | 2005 | CA |
Eminemmylou | Muthabanjo | LP | 2005 | UK |
Emilie Autumn | Opheliac [deluxe edition] | LP | 2009 | US |
Die Erwachende Frau: Portrait einer Möglichkeit für die Menschheit (Jessica Bahr)
Von Jessica Bahr
„Die Erwachende Frau ist sich ihrer selbst bewusst gewahr und strebt danach mit allen Facetten ihres Seins vertraut zu sein. Sie ist ihre eigene Person als auch in Beziehung. Sie nährt und ehrt ihre Beziehung mit sich selbst als auch mit anderen. Sie ist aktiv am Erwachen und unterstützt das Erwachen derer um sie herum. Ihre Hingabe zu sich selbst erlaubt ihre Hingabe zu Anderen um authentisch und nährend zu sein. Sie ist aufrichtig, authentisch, verletzlich und stark. Sie ist beschützend und akzeptiert Schutz von Anderen, wenn dies angemessen ist. Sie etabliert gesunde Grenzen – während sie ein offenen Herz bewahrt.
Die Erwachende Frau ist vertraut mit ihrem Schmerzkörper und ihrer weiblichen Wunde. Sie verleugnet ihren Schmerz nicht, sondern wendet sich ihm zur Heilung zu. Sie weiß das dysfunktionale Ansichten und Unterdrückung von Frauen/der Weiblichkeit nicht etwas ist, was sie verursacht hat, erkennt jedoch die Weisen an in denen sie teilgenommen hat oder in der ungerechten Behandlung von Frauen und den Rollen die dies unterstützen ‚willfährig‘ war, und wählt nicht länger daran teilzunehmen.
Die Erwachende Frau macht sich nicht zum Objekt. Sie steht gegen die zum Objekt Machen von Mädchen und Frauen. Sie unterstützt oder stimmt den Dingen nicht zu, die das degradieren oder entblößen was weiblich oder feminin ist, als auch was männlich oder maskulin ist.
Die Erwachende Frau kämpft für Gleichheit bei jedem Schritt und fordert Menschen dazu auf für Frauenthemen einzustehen und Geschlechtergleichheit – in dem Wissen dass dies fundamental für alle anderen Formen der Gleichheit ist. Sie wird keine Ablenkung zulassen oder die Schuld für ihr eigenes Opfersein auf sich nehmen, wird sich jedoch nicht damit über-identifizieren oder sie über-dramatisieren, da wo sie sie in die Unbeweglichkeit setzte oder ihr eigenes Wachstum hemmt.
Die Erwachende Frau nutzt nicht Sex oder ihre Weiblichkeit um zu manipulieren oder zu bekommen was sie will. Sie hört auf sich in Liebe Machen ohne das Herz zu engagieren und wählt stattdessen Liebe zu machen die verbunden ist, organisch, völlig auf Gegenseitigkeit und vom gesunden Ego aus. Sie wird nicht zulassen dass Sexualität als ein Ersatz für wahre Intimität genutzt wird oder als eine Ablenkung von ungeheilten Wunden. Sie hat keine Angst davor prüde oder Schlampe dafür genant zu werden weil sie zu Sex ihre eigene bewusste Entscheidung trifft. Sie lässt zu, dass Patriarchat, Religion, Politik, die Medien oder das ungesunde männliche Ego nicht Sex, Schönheit oder Beziehung für sie definieren. Ihre Beziehung zu Sex ist ihre eigene und kommt aus dem Inneren nicht aus dem was ihr ihr ganzes Leben lang von ihre Kultur diktiert wurde, oder was eine gesunde Sexualität nicht wertschätzt. Sie beschwichtigt sich selbst nicht dafür oder verkauft sich um männliche Zustimmung zu kommen, noch geht sie in Wettkampf oder verkauft ihre Schwestern für männliche Aufmerksamkeit.
Die Erwachende Frau spricht ihre Wahrheit aus. Sie macht den Mund auf, wenn sich etwas für sie nicht gut anfühlt. Sie wertschätzt ihre Intuition mehr als den Intellekt Anderer. Sie sucht danach durch die göttliche Essenz ihres Wesens befähigt zu sein, gekoppelt mit der Kultivierung eines gesunden Egos und nicht aus externen Quellen oder durch Bewunderung. Sie nutzt direkte Kommunikation und weiß was wie sie nach dem fragt was sie braucht. Sie lässt die guten Qualitäten in einem Anderen nicht das überdecken, was in einer Beziehung nicht funktioniert. Sie weiß, wann weg zu gehen ist und gibt die Kontrolle darüber auf, andere verändern zu wollen, die ihr nicht da begegnen wo sie ist. Die Erwachende Frau bewegt sich weiter.
Die Erwachende Frau unterscheidet zwischen dem gesunden Maskulinen und dem ungesunden Maskulinen. Sie hat Mitgefühl und Empathie für die maskuline Wunde und Reverenz für das gesunde Maskuline. Sie sucht die Einheit und Gleichheit mit dem Maskulinen und anerkennt und drückt Dankbarkeit für die Zeiten aus, in denen sie den männlichen Krieger oder maskuline Kräfte In ihrem Leben hinzurufen musste. Sie sieht die maskulinen und femininen Energien als komplementär und notwendig für die Ko-Schöpferische Kraft die ihr selbst die Balance bringen wird, zu ihren Beziehungen und dem Planet.
Die Erwachende Frau ist Elter für sich selbst und schützt das kleine Mädchen im Inneren. Sie toleriert keinen emotionalen oder physischen Missbrauch. Sie weiß offen Liebe zu geben und zu empfangen, ohne sich selbst in einem Anderen zu verlieren. Sie bewegt sich weg von dem Modell des ‘Allerleute-Lieblings’. Sie verwendet NEIN als einen ganzen Satz und spürt kein Bedürfnis sich übermäßig zu rechtfertigen oder andere zu beschwichtigen um des ‚lieben Friedens willen‘.
Die Erwachende Frau kennt ihren Wert, selbst sie anderen nichts gibt oder etwas für sie tut. Sie lässt äußere Einflüsse ihre innere Stimme und Wissen nicht überschatten oder dominieren. Sie dimmt sich nicht selbst herunter um gemocht oder akzeptiert zu werden. Sie ist Willens und bereit in unlauterer Gesellschaft in ihrer Wahrheit allein zu sein und akzeptiert, dass das Allein sein ein Teil ihrer Reise des Erwachens sein mag.
Die Erwachende Frau anerkennt und lernt aus ihren vergangenen Fehlern, Mustern und ungesunden Verhaltensweisen. Anstatt zuzulassen, dass Schuld und Scham sie daran hindern sich von ihrem höchsten Selbst her wieder auf Stand zu bringen, macht sie die bewusste und konzertierte Anstrengung diese Dinge nicht erneut zu wiederholen, welche ihr und anderen Missklänge verursachten. Sie arbeitet daran jene Teile ihres Ego abzuwerfen die ihr oder anderen nicht länger dienen, während sie die Teile entwickelt, welche dienen.
Die Erwachende Frau liebt und ehrt ihren Körper und ist endlos dankbar für ihn und wie er sie versorgt. Sie lacht über die Linien in ihrem Gesicht wissend, wie sie anfangs dahin gekommen sind. Sie umarmt ihren Humor und lacht aus ihrem Bauch. Sie weint, schreit und geht auch aus ihrem Leib in Rage. Sie lässt ihren Bauch sich natürlich ausdehnen. Sie setzt Selbstfürsorge vor Selbst-Image und blickt tief auf ihre Konditionierung rund um ihr externes Bild.
Die Erwachende Frau ist emotional gebildet. Sie kann ihre Gefühle identifizieren und verarbeiten und übernimmt die Verantwortung für ihre Emotionen. Sie entschuldigt sich nicht für ihre Gefühle und drückt sie gesund in Richtung auf sich selbst als auch gegenüber anderen aus. Sie nimmt Abstand davon ihre Wut oder andere Emotionen zu verdrängen. Sie lebt ihre Worte und bekennt und korrigiert es, wenn sie schwankt. Sie weiß darum, wie jeglichem Fehltritt eine gesunde Richtigstellung zu geben ist. Sie identifiziert sie aktiv und integriert die abgelehnten Teile ihrer Selbst und projiziert ihr Glücklich Sein, Unbehagen oder Unzufriedenheit, positive oder negative Qualitäten nicht auf Andere.
Die Erwachende Frau trägt nicht die Emotionen Anderer für sie aus, hält jedoch einen liebevollen, mitfühlenden Raum soweit möglich für sie. Sie bittet andere verantwortungsvoll mit und für ihre Emotionen zu sein, also auch keine Ko-Abhängigkeit zu erzeugen. Die Erwachende Frau wird sich nicht für einen Liebespartner entscheiden oder mit ihm zufrieden geben der ihr nicht gleich(wertig) und sich selbst am erwecken ist.
Die Erwachende Frau arbeitet daran von einem Ort der Fülle zu kommen statt aus der Verknappung. Sie ist mit ihren Ängsten vertraut, wissend wann sie sich durch sie leiten lässt und wann sich ihnen zu stellen, sie zu konfrontieren und durch sie hindurch zu bewegen ist; sie nutzt sie und andere Emotionen als heilige Schlüssel um die Tiefen ihrer Seele zu entriegeln. Sie geht bis an ihren Rand ehrt jedoch ihre Grenzen ohne Verurteilen oder Scham. Sie macht es zu einer Priorität ein Refugium in einer Welt zu finden die sich für sie unsicher anfühlen mag.
Die Erwachende Frau ist mit ihrer Natur verbunden und kennt ihr eigenes Wunder. Sie weiß wie etwas zu TUN ist und wie zu SEIN. Sie erliegt nicht dem Materialismus und unbewusstem Konsumdenken. Er erschafft mehr als sie konsumiert; und sie tut dies verantwortungsvoll – aufmerksam wählend was nährend und unschädlich ist.
Die Erwachende Frau hat in sich Integrität und gegenüber anderen. Sie ist verantwortlich, selbst verwirklichend und über allem arbeitet sie daran eine liebevolle Beziehung mit sich selbst zu kultivieren anstatt sich darauf zu verlassen, dass andere ihren Wert zu definieren. Sie findet Wege um die Rufe ihrer Lebensaufgabe zu beantworten und fährt fort sich in sie auszudehnen.
Die Erwachende Frau ist genug, ihr reicht es.
Die Erwachende Frau ist ein Rollenmodell für die Menschheit: da verkörperte Potential des Göttlichen wie es durch menschliche Form ausgedrückt wird. Sie ist hier, genau jetzt; und obwohl sie oft nicht bemerkt wird, hilft sie dabei uns nach Hause zu geleiten.“
© Jessica Bahr.
Der erwachende Mann: Ein Portrait der Möglichkeit für die Menschheit (Jeff Brown)
Von Jeff Brown (Übersetzung Petra & Gordon)
„Der erwachende Mann ist bewusst, vom Herzen definiert. Durch seine Augen betrachtet, ist bewusst zu sein weder ein Konstrukt des Gehirns noch eine intellektuelle Übung bar jeder Gefühle. Es ist eine gefühlte Erfahrung, eine sich ständig ausdehnende Bewusstheit, welche sich vom Herzen nach außen bewegt. Es ist Gott fühlen, nicht Gott denken. Der neue Mann ist immer in dem Prozess, durch eine sich vertiefende Berührungsfläche mit der Welt der Gefühle zu erwachen. Er strebt immer weiter nach einer tiefempfundenen und einschließenden Bewusstheit.
Der erwachende Mann hat seinen Fokus von einer lokalisierten und ethnozentrischen Perspektive auf einen Welt-zentrierten Rahmen der Wahrnehmung verschoben. Seine Gemeinschaft ist die Menschheit/Menschlichkeit. Verwurzelt in Beziehungen, wächst sein Sinn für Verantwortung weit über sein lokalisiertes Selbst und die Gemeinschaft hinaus. Wo es möglich ist, werden seine Entscheidungen durch eine (expansive) Vision für die Möglichkeit der gesamten Menschheit angetrieben. Nicht jeder Mann für sich selbst, sondern jeder Mann für die Menschheit/Menschlichkeit.
Der erwachende Mann verehrt das heilige Weibliche in all seinen Formen. Er feiert das Wunder Frau. Er ist respektvoll, ehrerweisend und gütig. Er ist betrübt durch die ewigen Gräueltaten gegen die Frauen, welche vom böswilligen Männlichen getan werden. Er zieht seine Brüder zur Verantwortung. Er entschädigt für seine eigenen Missetaten. Er hilft bei der Erschaffung einer Welt, in der alle Frauen sich sicher fühlen werden, sich frei zu bewegen, ihre Stimme zu finden, ihre angeborene Großartigkeit zu verwirklichen. Er begrüßt eine Welt, in der Männer und Frauen ebenbürtige Partner sind. Menschheit.
Der erwachende Mann leitet sich nicht von Äußerlichkeiten her. Er ist authentisch begründet. Er vergleicht sich nicht mit anderen. Er passt seine Persönlichkeit nicht denen der Masse an. Er steht in seiner eigenen Mitte, respektiert die Anderen aber, ist nicht durch diese definiert. Er arbeitet unablässig daran, sein Bewusstsein von Egoverstrickungen zu befreien, welche es fesseln. Er ist sein eigener Maßstab geworden, welcher Authentizität höher als Image bewertet. Er ist der Bildhauer seiner eigenen Realität.
Der erwachende Mann arbeitet mutig an seinen emotionalen Prozessen. Er räumt seine emotionalen Trümmer auf und verwirft seine Rüstung. Er stellt sich seinen Problemen und unbewussten Mustern vom Herzen her. Er erzählt sich selbst von seinen selbst-vermeidenden Tendenzen und ehrt die Weisheit, die im Kern seines Schmerzes sitzt. Er kommuniziert seine Gefühle in einer Art, die respektvoll gegenüber den anderen ist. Er lernt und spricht die Sprache des Herzens.
Der erwachende Mann führt eine absichtsvolle Existenz. Er hat den Ruf zu einem tieferen Leben gehört. Nicht befriedigt vom Überleben allein, wurzeln seine Ambitionen in höheren Überlegungen – dem Auffinden/Ausgraben und Verwirklichen seiner heiligen Bestimmung. Er erfährt seine Energie durch seine Absicht, nicht durch die Machenschaften seines ungesunden Egos. Er ist umhüllt von der Authentizität seiner Bestimmung, welche durch den Schleier dessen sieht, was wirklich von Bedeutung ist. Seine Bestimmung ist sein Weg.
Der erwachende Mann ist verantwortlich für seine Handlungen und deren Auswirkungen. Er weist die Verantwortung nicht zurück. Er weicht nicht aus oder beschuldigt andere. Er erkennt sich selbst an und ist emotional aufrichtig. Er gibt seine Fehler zu und entschädigt dafür. Er arbeitet unablässig in der Tiefe seines Inneren und erschafft mit jeder Lektion ein klareres Bewusstsein.
Der erwachende Mann bewegt sich von innen nach außen. Mehr interessiert an innerer Entwicklung als an äußerer Errungenschaft, kultiviert und ehrt er seine Intuition. Er erkundet und entwickelt seine innere Geographie. Er erlebt Abenteuer tief im Inneren und integriert die Kostbarkeiten, die er auf dem Weg zu sich selbst freilegt. Er sucht nach Kongruenz zwischen seinem inneren (Er)leben und seinen äußeren Manifestationen.
Der erwachende Mann sucht Ganzheit. Eine fragmentarische Seinsweise befriedigt ihn nicht. Er hat keine Verbindung zu den archaischen, linearen Vorstellungen der Männlichkeit. Er sucht nach dem heiligen Gleichgewicht zwischen dem gesunden Männlichen und dem gesunden Weiblichen. Er sucht einen einschließenden Weg des Seins, einen, der alle archetypischen Aspekte reflektiert.
Der erwachende Mann verkörpert den höchsten Standard der Integrität in seinen Worten und Taten. Er unternimmt nachhaltige Anstrengungen, um sich durch alles zu arbeiten, was in seinem Inneren noch nicht integriert ist. Das Bezugssystem seiner Integrität ist nie zweckdienlich oder eigennützig. Er löst sein Wort ein, auch auf eigene Kosten. Er bewegt sich von einem Wertesystem aus, das unerschütterlich und unbestechlich ist. Er erkennt, dass Erfolg ohne Integrität karmisch unsolide und sinnlos ist.
Der erwachende Mann gibt einer bewussten Beziehung den Vorrang. Er ehrt authentische Mit-Schöpfung. Er ehrt die Beziehung als spirituelle Übung/Praxis. Er sucht physische Intimität, die tief verletzlich macht und aus tiefstem Herzen verbindend ist. Er ist eingestimmt, engagiert und auf gesunde Weise abgegrenzt. Wenn Beziehungs-Herausforderungen auftauchen, arbeitet er sich couragiert durch alle Hindernisse hindurch bis zu Nähe und Vertrautheit. Er steht im Feuer des Herzens.
Der erwachende Mann ist ein Krieger des Herzens. Er trägt sein klärendes Schwert innen, alles wegschneidend, was nicht mitfühlend ist. Nach zu vielen Lebenszeiten mit der Waffe in der Hand, wird nun ein gütiger Krieger im Kern seines Seins geboren. Er ehrt das Durchsetzungsvermögen des Kriegers, aber er ist nicht willkürlich aggressiv. Er handelt aus der Liebe und aus dem Mitgefühl.
Der erwachende Mann bemüht sich, in einem Zustand immerwährender Dankbarkeit zu leben. Er ist dankbar für das Geschenk des Lebens. Er dankt seinen Vorfahren, die das Fundament geschaffen haben, auf dem seine Entwicklung stattfindet. Er ist denen dankbar, die ihn ermutig haben, bevor er sich selbst ermutigen konnte. Er ist denen dankbar, die sein Leben lang an seiner Seite stehen. Er weiß, dass er nicht alleine steht.
Der erwachende Mann fühlt sich wohl in seiner Verletzlichkeit. Er partizipiert an seinen eigenen Enthüllungen. Er hat keine Angst davor sich hinzugeben; der Realität, der Liebe, der Wahrheit. Das ist keine abgeschwächte Form der Hingabe, sondern eine, die mit Mut geschmückt ist. Es erfordert mehr Mut sich hinzugeben als gefühllos zu sein. Er erforscht offen seine Kapazitäten der Empfänglichkeit und Zärtlichkeit. Er identifiziert diese Kapazitäten nicht als eindeutig weiblich, sondern als gesamt menschlich. Er ist im Kern stark genug, um in einer breiten Palette von Emotionen zu leben.
Der erwachende Mann bewegt sich verantwortlich durch den Markt der Bedürfnisse, mit einem wachen Auge auf die Wege des ungesunden Egos. Er ist nicht opportunistisch in einem Vakuum. Er konkurriert nicht um des Wettkampfs willen. Er häuft nicht an um der Anhäufung willen. Beim Kartieren seines Weges achtet er aufmerksam auf dessen Auswirkungen auf die Menschlichkeit. Er ist ermächtigt, aber er nutzt seine Macht nicht aus. Er leitet seine Macht von der Verbindung zur Quelle her, nicht von Macht über andere. Wo es möglich ist, teilt er die Fülle und schenkt sie der Menschlichkeit zurück. Er arbeitet hart dafür, eine Brücke zu schlagen zwischen der Welt, wie sie ist, und einer Welt göttlicher Möglichkeiten.
Der erwachende Mann hat Ehrerbietung für Mutter Erde. Er hat Ehrfurcht vor den Tieren. Er sieht sich selbst nicht als besser oder verschieden von der natürlichen Welt. Er versteht die miteinander verbundene und voneinander abhängige Natur der Realität. Er weiß, dass wenn er die Umwelt schädigt, er sich selbst schädigt. Er bewegt sich mit Achtsamkeit, mit Bewusstheit, mit Verantwortungsbewusstsein und Wertschätzung.
Der erwachende Mann hat keine Forderungen an Gott. Seine Spiritualität ist tolerant, einschließend, respektvoll. Er ehrt alle Wege zu Gott, solange diese die Anderen respektieren. Er akzeptiert jene die glauben und jene die nicht glauben. Er verurteilt jeden Weg, der religiöse Unterschiede als Rechtfertigung für Gewalt benutzt.
Der erwachende Mann bringt viele Qualitäten der gesunden maskulinen Art der Alten hervor. Er ist edel. Er ist verantwortlich. Er ist produktiv. Er ist gutherzig. Er ist beschützend. Er ist unbeirrt ehrenvoll. Er steht fest auf der Erde. Er ist robust. Er ist flexibel. Er ist realistisch. Er ist hoffnungsvoll. Er ist sensibel, nicht zerbrechlich. Er ist gesund egoistisch, nicht selbst-zentriert. Er ist beides, praktisch und erhoben/beflügelt im selben Augenblick. Er steigt mit beiden Füßen auf den Boden. Er ist tatsächlich/ganz und gar hier.“
Jeff Brown
Gute Hoffnung – jähes Ende (Hannah Lothrop)
„Es ist ein menschliches Grundbedürfnis, starke emotionale Bindungen einzugehen. Dies rührt von unseren Instinkten nach Sicherheit und Geborgenheit her. Der Psychiater John Bowlby hat dies in seinen Büchern über Bindung und Verlust sehr umfassend beschrieben. Unser Leben können wir nur dann wirklich voll leben, wenn wir in der Lage sind, uns zu binden und auch angesichts eines möglichen Verlustes nicht vor einer Bindung zurückschrecken. So sind Liebe und Trauer eng miteinander verbunden. Je mehr ich es wage, mich der Liebe zu öffnen und eine Bindung einzugehen, desto tiefer ist auch mein Schmerz, wenn ich dann das geliebte Wesen verliere.“ Auszug aus dem gleichnamigen Buch
Walden (Thoreau)
Ein weiteres Buch, das mir lieb und teuer geworden ist über die Jahre. Vor einiger Zeit konnte ich zu günstigem Preis eine gebundene Ausgabe des Diogenes-Verlags erstehen. „Walden – oder das Leben in den Wäldern“: das ist ein Buch für viele Gelegenheiten auf einsamen Plätzen beim Schein eines Kerzenstummels, inmiten des Lärms der Wirtschaft, in der Hosentasche verstaut oder irgendwo auf irgendeinem Weg, in irgendeinem Moment, in dem ich wirklich lesen will wie Nahrung aufzunehmen.
„Wenn du eine Tatsache von Auge zu Auge in Augenschein nimmst, so siehst du die Sonne an ihren beiden Oberflächen wie auf einem Schwerte schimmern, fühlst, wie seine süsse Schärfe dir durch Herz und Mark dringt, und wirst auf diese Weise deine irdische Laufbahn zu Ende führen. Sei es Leben oder Tod, wir schmachten nur nach Wahrheit. Wenn wir wirklich sterben, so laßt uns das Röcheln in unserer Kehle hören, die Kälte in unseren Gliedern spüren ; wenn wir aber leben, so laßt uns an unserem Werke arbeiten.“ Thoreau, Walden (Wo und wofür ich lebe).
Do not go gentle into that good night (Dylan Thomas)
Mein Lieblingsgedicht von Dylan Thomas. Kein anderer Text hat für mich eine derartig berührende Sprachmacht als „Do not go gentle into that good night“! Die Wiener Zeitung schreibt: „Inspiration holte er sich, der so gerne den Menschen zuhört, wahrscheinlich im Pub. Auch als er bereits mit Caitlin zwei Kinder hatte und die Familie an wechselnden Orten in Wales wohnte, verbrachte er, wie seine Frau sagte, „den besten Teil des Morgens (…) in der Küche der Dorfkneipe, schloss Wetten auf Pferde ab und lauschte, ja tatsächlich, lauschte mit offenem Mund dem Klatsch und den Skandalgeschichten und trank langsam aber regelmäßig dieses eklig schale Welsh Bitter.“
Dann ging er nach Hause, aß für sich – ohne Frau und Kinder – und verbrachte den Nachmittag in seinem jeweiligen Arbeitszimmer und schrieb. Er hatte die Angewohnheit, die verworfenen Fassungen eines Textes zusammenzurollen und auf den Fußboden zu werfen. Gegen 19 Uhr, am Ende der Arbeit, war der Boden meistens mit Papierröllchen übersät.“
Do not go gentle into that good night,
Old age should burn and rage at close of day;
Rage, rage against the dying of the light.
Though wise men at their end know dark is right,
Because their words had forked no lightning they
Do not go gentle into that good night.
Good men, the last wave by, crying how bright
Their frail deeds might have danced in a green bay,
Rage, rage against the dying of the light.
Wild men who caught and sang the sun in flight,
And learn, too late, they grieved it on its way,
Do not go gentle into that good night.
Grave men, near death, who see with blinding sight
Blind eyes could blaze like meteors and be gay,
Rage, rage against the dying of the light.
And you, my father, there on the sad height,
Curse, bless me now with your fierce tears, I pray.
Do not go gentle into that good night.
Rage, rage against the dying of the light.